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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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seine Obhut nimmt
    Da nun alle höheren Offiziere anderswo ihrer Dienstpflicht nachgingen, blieb Joseph Sedley als Oberbefehlshaber der kleinen Kolonie in Brüssel zurück. Seine Garnison bestand aus der leidenden Amelia, seinem belgischen Diener Isidor und der Zofe, die Mädchen für alles im Haushalt war. Obgleich Josephs Geist beunruhigt war und Dobbins Eindringen und die morgendlichen Vorfälle seine Nachtruhe gestört hatten, blieb er, sich schlaflos hin und her wälzend, doch noch ein paar Stunden bis zu seiner üblichen Aufstehzeit im Bett. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, und unsere tapferen Freunde vom ...ten Regiment hatten auf ihrem Marsch bereits einige Meilen zurückgelegt, ehe der Zivilist in seinem geblümten Schlafrock beim Frühstück erschien.
    Georges Abwesenheit bereitete seinem Schwager keinen Kummer. Vielleicht war Joe innerlich sogar froh darüber, daß Osborne fort war; denn solange George da war, hatte sein Schwager im Haus nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Osborne hatte nie mit seiner Verachtung gegenüber dem dicken Zivilisten hinter dem Berg gehalten. Emmy dagegen war stets nett und aufmerksam zu ihm. Sie war es, die sich um seine Bequemlichkeit kümmerte, die die Zubereitung seiner Lieblingsgerichte überwachte, die mit ihm spazierenging oder -fuhr (wozu sie oft, allzuoft Gelegenheit hatte, denn wo war George?) und sich mit ihrem süßen, freundlichen Gesicht zwischen Josephs Zorn und ihres Mannes Verachtung stellte. Sie war bei George oft für ihren Bruder eingetreten. Ihr Mann aber fertigte diese Bitten immer schneidend kurz ab. »Ich bin ein ehrlicher Mann«, sagte er, »und nehme wie jeder ehrliche Mann nie ein Blatt vor den Mund. Wie, zum Teufel, kannst du von mir verlangen, meine Liebe, daß ich mich gegen einen Narren wie deinen Bruder achtungsvoll benehme?« Joe war also über Georges Abwesenheit wirklich erfreut. Der Anblick von Georges Hut und Handschuhen auf einem Seitentisch und der Gedanke, daß ihr Besitzer nicht mehr da war, bereiteten Joseph weiß der Himmel was für ein geheimes Vergnügen. Der mit seiner Stutzermiene und seiner Unverschämtheit wird mich jedenfalls heute morgen nicht ärgern, dachte Joseph.
    »Bringen Sie den Hut des Hauptmanns ins Vorzimmer«, befahl er dem Diener Isidor.
    »Vielleicht braucht er ihn nicht mehr«, erwiderte der Lakai und warf seinem Herrn einen schlauen Blick zu. Er konnte George auch nicht leiden, da dieser ihn stets mit echt englischer Anmaßung behandelt hatte.
    »Und fragen Sie bitte, ob Madame zum Frühstück kommt«, sagte Mr. Sedley majestätisch, da er etwas beschämt war, sich mit einem Diener über das Thema seiner Abneigung gegen George unterhalten zu haben. Dabei hatte er aber schon einige dutzendmal vorher in Gegenwart des Bedienten auf seinen Schwager geschimpft.
    Ach! Madame konnte nicht zum Frühstück kommen und die tartines 1 zurechtmachen, die Joseph so sehr liebte. Madame war viel zu krank und befand sich seit dem Abschied von ihrem Mann in einem entsetzlichen Zustand, berichtete ihre Zofe. Joe bewies seine Sympathie, indem er eine große Tasse Tee für sie einschenkte. Das war so seine Art, seine Zuneigung zum Ausdruck zu bringen. Er ging sogar noch weiter, denn er schickte ihr nicht nur das Frühstück hinein, sondern zerbrach sich auch noch den Kopf darüber, welche Delikatessen sie wohl am liebsten zu Mittag essen würde.
    Isidor, der Diener, hatte äußerst verdrießlich ausgesehen, als Osbornes Bursche das Gepäck seines Herrn vor dem Abmarsch in Ordnung brachte, denn einmal haßte er Mr. Osborne, der sich gegen ihn und alle Untergebenen in der Regel sehr hochfahrend benahm (denn auf dem Kontinent lassen sich die Dienstboten nicht so unverschämt behandeln wie unsere geduldigeren englischen Bedienten), und zum anderen ärgerte es ihn, daß so viele wertvollen Sachen aus seiner Reichweite gebracht wurden und anderen Leuten in die Hände fallen würden, wenn die Engländer besiegt wären. An dieser Niederlage zweifelte weder er noch viele andere Leute in Brüssel und Belgien auch nur im geringsten. Man glaubte allgemein, der Kaiser würde die preußische und die englische Armee trennen und beide nebeneinander vernichten und binnen drei Tagen in Brüssel einmarschieren. Dann würden seine jetzigen Herren getötet oder gefangengenommen werden oder flüchten, und ihre ganze bewegliche Habe würde von Rechts wegen Monsieur Isidor zufallen.
    Während der treue Diener Joseph bei seiner mühsamen und

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