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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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scheinbaren Glorie beobachten oder sie aus der Ferne beneiden, so könnten besser Unterrichtete ihnen klarmachen, daß die beneideten Damen ebenso geringe Aussichten auf eine Stellung in der »Gesellschaft« besitzen wie die unwissende kleine Gutsbesitzersfrau in Somersetshire, die in der »Morning Post« von ihrem Leben und Treiben liest. Die in London Lebenden kennen diese schrecklichen Wahrheiten. Man hört, wie unbarmherzig viele Damen von scheinbarem Rang und Reichtum von dieser »Gesellschaft« ausgeschlossen sind. Die verzweifelten Anstrengungen, mit denen sie in diesen Kreis zu gelangen suchen, die Demütigungen, denen sie sich aussetzen, die Beleidigungen, die sie einstecken, sind sehr verwunderlich für diejenigen, die sich das Studium der Menschen oder Frauen zur Aufgabe gemacht haben.
    Die wenigen Freundinnen nun, die Mrs. Crawley auf dem Kontinent gehabt hatte, lehnten es nicht nur ab, sie zu besuchen, als sie den Kanal wieder überquert hatte, sondern schnitten sie völlig, als ob sie sie nie gesehen hätten, wenn sie ihr in der Öffentlichkeit begegneten. Es war merkwürdig, wie die großen Damen sie vergessen hatten, und zweifellos war das für Rebekka keine angenehme Erkenntnis. Wenn Lady Bareacres in der Vorhalle der Oper ihrer ansichtig wurde, so sammelte sie ihre Töchter um sich, als ob diese durch eine Berührung mit Becky angesteckt würden. Dann zog sie sich ein paar Schritte weit zurück, stellte sich vor ihre Töchter und starrte ihre kleine Feindin an. Um Becky durch Anstarren aus der Fassung zu bringen, bedurfte es allerdings eines strengeren Blickes als dessen, den die eisige alte Bareacres aus ihren schrecklichen Augen schießen konnte. Wenn Lady de la Mole, die in Brüssel ein dutzendmal neben Becky geritten war, jetzt Mrs. Crawleys offenen Wagen im Hyde Park traf, dann war sie vollkommen blind und nicht imstande, ihre frühere Freundin wiederzuerkennen. Selbst Mrs. Blenkinsop, die Bankiersfrau, schnitt sie in der Kirche. Becky ging jetzt regelmäßig zur Kirche, und es war höchst erbaulich, zu sehen, wie sie und Rawdon mit großen vergoldeten Gebetbüchern eintraten und dem Gottesdienst mit hingebendem Ernst folgten.
    Rawdon litt anfangs sehr unter der Mißachtung, die man seiner Frau zollte, und wurde düster und wild. Er sprach davon, die Männer oder Brüder all der unverschämten Weiber, die seiner Frau nicht den gehörigen Respekt erwiesen, zu fordern, und ließ sich nur durch Rebekkas strenge Befehle und Bitten dazu bewegen, sich anständig zu benehmen. »Du kannst mich nicht in die Gesellschaft schießen«, sagte sie gutmütig. »Denke daran, mein Lieber, daß ich nur eine Gouvernante gewesen bin und daß du, armer dummer Alter, hinsichtlich Schuldenmachen, Spielen und allen möglichen anderen Lastern in schlimmem Ruf stehst. Nach und nach werden wir schon so viele Freunde bekommen, wie wir brauchen, und inzwischen mußt du ein braver Junge sein und alles tun, was deine Lehrerin dir sagt. Weißt du noch, wie wütend du warst, als wir hörten, daß deine Tante fast alles Pitt und seiner Frau vermacht hatte? Am liebsten hättest du ganz Paris davon in Kenntnis gesetzt, wenn ich dich nicht zurückgehalten hätte, und wo würdest du jetzt sein? Im Schuldgefängnis von Saint-Pélagie und nicht in London in einem hübschen Haus mit allem Komfort. Du warst so erbost, daß du am liebsten deinen Bruder ermordet hättest, du gottloser Kain, du! Und was hätten wir davon gehabt, wenn wir böse geblieben wären? Aller Zorn der Welt wird uns das Geld deiner Tante nicht verschaffen, und es ist auf alle Fälle besser, mit der Familie deines Bruders in Eintracht zu leben, als daß wir mit ihnen verfeindet sind wie die einfältigen Butes. Wenn dein Vater stirbt, so wird Queen's Crawley für uns beide eine ganz angenehme Winterresidenz sein. Sollte es aussein mit uns, dann werden wir es schon zustande bringen, daß du die Aufsicht über die Ställe übernimmst, und ich kann Gouvernante bei Lady Janes Kindern werden. Aussein? Unsinn! Ehe es dazu kommt, werde ich dir eine gute Stelle verschaffen, oder Pitt und sein kleiner Junge sind gestorben – und wir werden Sir Rawdon und Lady sein. Solange man lebt, solange kann man auch hoffen, mein Lieber, und ich habe vor, aus dir noch einen Mann zu machen. Wer hat deine Pferde verkauft? Wer hat deine Schulden bezahlt?« Rawdon mußte bekennen, daß er all diese Wohltaten seiner Frau zu verdanken habe, und versprach, sich auch in Zukunft ihrer Führung zu

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