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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Vater an ihrer Schande starb, selbst die hübsche, kühne Mrs. Mantrap, die mit jedem Reiter in England um die Wette über die Zäune sprengt und ihre Grauschimmel im Park spazierenfährt, während ihre Mutter in Bath noch eine Hökerbude hat – selbst jene, die so dreist sind, daß man denken könnte, sie scheuten vor nichts zurück, wagen es nicht, ohne eine Freundin vor die Welt zu treten. Sie müssen stets jemand haben, an den sie sich hängen können, die gefühlvollen Wesen! Man wird sie kaum je in der Öffentlichkeit sehen, ohne daß eine schäbige Gesellschafterin im verschossenen Seidenkleid in ihrem Schatten dicht hinter ihnen sitzt.
    »Rawdon«, sagte Becky eines Abends sehr spät, als eine Herrengesellschaft um ihr prasselndes Kaminfeuer versammelt war (denn die Männer kamen oft, um den Rest eines Abends bei ihnen zu verbringen, und sie bot ihnen Eis und Kaffee an, den besten, den man in London bekommen konnte). »Ich muß einen Schäferhund haben.«
    »Einen was?« fragte Rawdon und blickte vom Ecarté auf.
    »Einen Schäferhund!« sagte der junge Lord Southdown. »Was für ein Einfall, meine liebe Mrs. Crawley! Warum nicht lieber eine Dänische Dogge, ich weiß eine, fast so groß wie eine Giraffe, beim Zeus. Sie könnte fast Ihren Wagen ziehen. Oder einen persischen Windhund, wenn ich etwas vorschlagen darf! Oder einen kleinen Mops, der in eine von Lord Steynes Schnupftabaksdosen passen würde. Ein Mann in Bayswater hat einen mit einer Nase, daß Sie – ich nehme den König und spiele – daß Sie ihren Hut daran aufhängen könnten.«
    »Ich nehme Stich«, sagte Rawdon ernsthaft. Er gab gewöhnlich nur auf sein Spiel acht und mischte sich nur dann ins Gespräch, wenn es sich um Pferde und Wetten drehte.
    »Wozu brauchen denn Sie einen Schäferhund?« fuhr der lebhafte kleine Southdown fort.
    »Ich meine einen moralischen Schäferhund«, sagte Becky lachend und sah zu Lord Steyne hin.
    »Was zum Teufel ist das?« fragte Seine Lordschaft.
    »Einen Hund, um die Wölfe von mir abzuhalten«, fuhr Rebekka fort. »Eine Gesellschafterin.«
    »Sie gutes, unschuldiges Lämmchen, ja, Sie brauchen eine«, sagte der Marquis.
    Sein Kiefer fiel herab und verzog sich zu einem häßlichen Grinsen, während seine kleinen Augen Rebekka lüstern anblinzelten.
    Der große Lord Steyne stand am Feuer und schlüfte Kaffee. Das Feuer prasselte und loderte prächtig. Auf dem Kaminsims flackerten mehr als ein Dutzend Lichter in altmodischen Leuchtern, vergoldet, aus Bronze oder Porzellan. Rebekkas Gestalt auf dem großgeblümten Sofa wurde durch dieses Licht wundervoll beleuchtet. Sie trug ein rosa Kleid, das so frisch wie eine Rose aussah; ihre blendendweißen Arme und Schultern waren halb bedeckt von einem dünnen wolkigen Schal, der alles durchschimmern ließ; das Haar hing ihr lockig in den Nacken; ein Füßchen lugte aus den frischen knisternden Seidenfalten hervor – es war das hübscheste kleine Füßchen in der hübschesten kleinen Sandale und den feinsten Seidenstrümpfen der Welt.
    Die Kerzen beleuchteten Lord Steynes glänzenden, von roten Haaren umrahmten Kahlkopf. Er hatte dicke, buschige Augenbrauen über kleinen, zwinkernden, geröteten Augen, die von tausend Fältchen umgeben waren. Sein Kiefer war weit vorgeschoben, und wenn er lachte, zeigte er zwei große, weiße, vorstehende Zähne, die raubtierhaft durch das Grinsen funkelten. Er hatte mit königlichen Herrschaften gespeist und trug den Hosenbandorden mit dem breiten Band. Seine Lordschaft war von kleiner Statur, mit breiter Brust und Säbelbeinen, war aber stolz auf seine schönen Füße und Fesseln. Er hatte die Gewohnheit, das Knie, an dem er den Orden trug, zu streicheln.
    »Der Schäfer genügt also nicht, um sein Lämmchen zu beschützen?« fragte er.
    »Der Schäfer spielt zu gern Karten und geht zu gern in die Klubs«, erwiderte Becky lachend.
    »Gott, was für ein Wüstling von Corydon 2 «, rief der Lord. »Welcher Mund für eine Hirtenflöte!«
    »Ich nehme Ihre Wette drei gegen zwei an«, sagte Rawdon am Spieltisch.
    »Hören Sie nur den Meliböus 3 «, knurrte der Marquis; »er ist ganz schäferlich beschäftigt; er schert einen Southdown. Was für ein unschuldiges Schäfchen, nicht wahr? Verdammt, was für ein schneeiges Vlies 4 !«
    Aus Rebekkas Augen schossen höhnische Blitze.
    »Mein Herr«, sagte sie, »auch Sie sind ein Ritter dieses Ordens 5 .« Er trug wirklich das Goldene Vlies um den Hals, das er von dem wieder eingesetzten

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