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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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jüngeren Schauspielern übernommen werden – das Leben kann uns überrollen und uns zerschmettert und gestrandet zurücklassen. Die Menschen werden dann bei deinem Anblick auf die andere Straßenseite gehen oder, noch schlimmer, dir ein paar Finger hinhalten und dich mitleidig begönnern. Aber du weißt, daß deine Freunde, sobald du den Rücken gewendet hast, sagen: »Der arme Teufel; was für Torheiten er doch begangen hat – welche Vorteile der Mensch sich doch hat entgehen lassen!« – Nun, eine Kutsche und dreitausend pro Jahr sind nicht der höchste Lohn noch das letzte Zeichen von Gottes Urteil über den Menschen. Solange Scharlatane ebensooft Glück haben, wie sie scheitern, solange Spaßmacher Erfolg haben und Schurken zu Vermögen kommen, und umgekehrt, und solange sie ihren Anteil an Glück und Unglück nicht mehr und nicht weniger zugemessen bekommen wie die Besten und Fähigsten unter uns – solange, Bruder, können wir kein großes Gewicht auf die Gaben und Freuden des Jahrmarkts der Eitelkeit legen, und wahrscheinlich ... doch wir schweifen von unserer Geschichte ab.
    Wenn Mrs. Sedley eine tatkräftige Frau gewesen wäre, so hätte sie das nach dem Ruin ihres Mannes bewiesen. Sie hätte ein großes Haus gemietet und Kostgänger aufgenommen. Der gebrochene Sedley hätte sich ganz gut als Mann der Pensionsmutter ausgenommen und den Munoz des Privatlebens, dem Titel nach den Herrn und Meister, den Vorschneider, Verwalter und bescheidenen Ehemann der Herrscherin gespielt. Ich kenne kluge Männer mit guter Erziehung, die einstmals gute Aussichten und viele Kräfte besaßen und in ihrer Jugend Lords bewirteten und Jagdpferde hielten und die jetzt zänkischen alten Weibern bescheiden Hammelkeulen vorschneiden und vorgeben, den Vorsitz an ihrem traurigen Tisch zu führen. Aber Mrs. Sedley hatte, wie gesagt, nicht die Energie, sich um »auserlesene Hausgenossen für eine heitere musikalische Familie« zu bemühen, wie man es in der »Times« lesen kann. Sie blieb auf dem Strand, wohin sie das Unglück geworfen hatte, liegen, und es war deutlich, daß die Laufbahn des alten Paares beendet war.
    Ich glaube nicht, daß sie unglücklich waren. Vielleicht waren sie nach ihrem Sturz etwas stolzer als früher im Glück. Für ihre Hauswirtin, Mrs. Clapp, war Mrs. Sedley immer noch eine große Persönlichkeit, wenn sie zu ihr in die Küche herabkam und dort stundenlang mit ihr plauderte. Die Hüte und Bänder des irischen Dienstmädchens Betty Flanagan, ihr Widerspruchsgeist, ihre Trägheit, ihre ungeheure Verschwendung an Küchenkerzen, ihr Verbrauch an Tee und Zucker und so weiter beschäftigten und unterhielten die alte Dame fast ebensosehr wie das Treiben in ihrer früheren Haushaltung, wo sie Sambo und den Kutscher, einen Reitknecht, einen Lakaien und eine Haushälterin mit einem Regiment weiblicher Dienstboten hielt – in ihrem früheren Haushalt, über den die gute Dame täglich hundertmal sprach. Und außer auf Betty Flanagan hatte Mrs. Sedley auch noch auf alle anderen Hausmädchen der Straße aufzupassen.
    Sie wußte, ob jeder Mieter seine kleine Miete bezahlte oder schuldig blieb. Sie trat zur Seite, wenn Mrs. Rougemont, die Schauspielerin, mit ihrer zweifelhaften Familie an ihr vorüberkam. Sie warf den Kopf in den Nacken, wenn Mrs. Pestler, die Apothekersfrau, in ihres Mannes Einspänner vorbeifuhr. Sie führte lange Gespräche mit dem Gemüsehändler über die Rüben, die Mr. Sedley gern aß. Sie hatte ein Auge auf den Milchmann und den Bäckerjungen und machte Besuche beim Fleischer, und es wurde dort wahrscheinlich um hundert Ochsen weniger Lärm veranstaltet als um Mrs. Sedleys einzelne Hammelkeule. Am Sonntag zählte sie dann die Kartoffeln zum Fleisch nach; an diesem Tag ging sie übrigens in ihrem besten Kleid zweimal in die Kirche und las abends in »Blairs Predigten«.
    An diesem Tag gönnte sich der alte Sedley die Freude – denn an Wochentagen hinderten ihn »die Geschäfte« daran –, seinen kleinen Enkel Georgy in die benachbarten Parks oder in die Kensington Gardens zu führen, um die Soldaten zu sehen oder die Enten zu füttern. Georgy liebte die Rotröcke, und sein Großvater erzählte ihm, daß auch sein Vater ein berühmter Soldat gewesen sei, und machte ihn mit vielen Sergeanten und anderen Soldaten, die Waterloomedaillen auf der Brust trugen, bekannt. Der alte Großvater stellte ihnen das Kind stolz als Sohn des Hauptmanns Osborne vom ...ten Regiment vor, der am ruhmvollen

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