Jahrmarkt der Eitelkeit
Osborne, der als Pate zur Taufe geladen war, damit, dem Kind einen goldenen Becher mit zwanzig Guineen für die Amme zu schicken. »Das ist mehr, als einer von euern Lords schenken wird, dafür stehe ich«, sagte er und schlug es ab, an den Feierlichkeiten teilzunehmen.
Das großartige Geschenk rief jedoch große Zufriedenheit im Hause der Bullocks hervor. Maria glaubte, daß ihr Vater sehr zufrieden mit ihr sei, und Frederick phrophezeite das Beste für seinen kleinen Sohn und Erben.
Man kann sich die Qualen vorstellen, mit denen Miss Osborne in ihrer Einsamkeit am Russell Square die »Morning Post« las, wo in den Artikeln mit der Überschrift »Vornehme Gesellschaften« mitunter der Name ihrer Schwester erschien und wo sie Gelegenheit hatte, eine Beschreibung von Mrs. F. Bullocks Kleid zu lesen, das die Dame trug, als sie von Lady Frederica Bullock bei Hofe vorgestellt wurde. Janes Leben kannte nichts von dieser Großartigkeit, wie wir schon gesagt haben. Sie führte ein entsetzliches Dasein. Sie mußte an den dunklen Wintertagen zeitig aufstehen, um das Frühstück für ihren finsteren alten Vater zu bereiten, der das ganze Haus hinausgeworfen hätte, wenn sein Tee nicht um halb neun fertig gewesen wäre. Sie saß ihm schweigend gegenüber, lauschte dem Zischen des Teekessels und zitterte, während der Vater die Zeitung las und seine gewohnte Portion Brötchen und Tee zu sich nahm. Um halb zehn Uhr stand er auf und ging in die City. Sie war nun bis zum Essen fast frei und konnte die Küche aufsuchen und die Dienstboten schelten, ausfahren und bei den Kaufleuten vorsprechen, die äußerst respektvoll waren, sie konnte ihre und ihres Papas Karten in den großen, düsteren, angesehenen Häusern ihrer Geschäftsfreunde abgeben oder allein in dem großen Salon auf dem Sofa am Feuer sitzen und auf Besuch warten, während sie an einer großen Wolldecke arbeitete. Dicht neben ihr tickte und schlug die große Iphigenienuhr laut und traurig in dem öden Raum. Der große Spiegel über dem Kamin, gegenüber dem anderen großen Konsolenspiegel, reflektierte und vervielfältigte den braunen Leinensack, in dem der Kronleuchter hing, bis man eine endlose Reihe von braunen Leinensäcken sah, und Miss Osbornes Zimmer das Zentrum einer Flucht von Salons zu sein schien. Wenn sie die Saffianlederdecke vom Flügel nahm und ein paar Takte darauf zu spielen wagte, klang es wie eine verzweifelte Klage und schreckte die traurigen Echos im Hause hoch. Georges Bild hatte man entfernt, es lag auf dem Dachboden in einer Rumpelkammer. Obwohl jedoch sein Geist zugegen war und Vater und Tochter häufig instinktiv wußten, daß sie an ihn dachten, so wurde der tapfere, einst geliebte Sohn nie erwähnt.
Um fünf Uhr kam Mr. Osborne zum Essen zurück, das er und seine Tochter schweigend einnahmen, höchstens unterbrochen von einem wilden Fluchen, wenn ihm ein Gericht nicht zusagte. Zweimal im Monat hatten sie dabei die trübselige Gesellschaft der Freunde von Osbornes Rang und Alter: den alten Dr. Gulp und Frau vom Bloomsbury Square; den alten Mr. Frowser, Rechtsanwalt von der Bedford Row, einen sehr bedeutenden Mann, der geschäftlich mit den Vornehmen von West End auf vertrautem Fuße stand; den alten Oberst Livermore von der Bombay- und Mrs. Livermore vom Upper Bedford Place; den alten Polizeirat Toffy und Mrs. Toffy und manchmal Sir Thomas Coffin und Lady Coffin vom Bedford Square. Sir Thomas war berühmt als Richter, der manchen an den Galgen gebracht hatte, und wenn er bei Mr. Osborne speiste, kam ein besonderer goldbrauner Portwein auf den Tisch.
Diese Leute und ihresgleichen gaben dem protzigen Kaufmann vom Russell Square wiederum protzige Diners. Sie spielten feierliche Whistpartien, wenn sie sich nach dem Trinken wieder in den Salon hinaufbegaben, und ihre Kutschen fuhren um halb elf vor. Viele reiche Leute, die wir armen Teufel gewöhnlich so beneiden, führen zufrieden ein Leben wie das oben beschriebene. Jane Osborne sah selten einen Mann unter sechzig, und fast der einzige Junggeselle, der in ihrer Gesellschaft verkehrte, war Mr. Smirk, der berühmte Frauenarzt.
Ich kann nicht behaupten, daß sich niemals etwas zugetragen hätte, was die Einförmigkeit dieses schrecklichen Daseins unterbrach. Im Leben der armen Jane gab es nämlich ein Geheimnis, das ihren Vater wilder und mürrischer gemacht hatte, als er von Natur aus durch Stolz und übermäßiges Essen sowieso schon war; dieses Geheimnis stand in Zusammenhang mit Miss Wirt,
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