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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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einem Krug Bier seine Ansichten über Sie mitteilen. Einige Leute auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit sollten Stumme als Diener haben, die nicht schreiben können. Wenn du schuldig bist, so zittere! Der Bursche hinter deinem Stuhl kann ein Janitschar 2 sein, der in der Tasche seiner Plüschhose schon die seidene Schnur zum Erdrosseln für dich trägt. Wenn du nicht schuldig bist, so hüte dich vor dem Schein, der oft ebenso verderblich ist wie die Schuld.
    War Rebekka schuldig oder nicht?
    Das Femegericht des Bedientenzimmers hatte gegen sie entschieden.
    Und ich schäme mich, es zu sagen: Hätte man sie nicht für schuldig gehalten, hätte sie keinen Kredit mehr gehabt. Der Anblick von Lord Steynes Wagenlaternen, die vor ihrer Tür in finsterer Mitternacht leuchteten, hielt Raggles mehr aufrecht, wie er später sagte, als Rebekkas Künste und Schmeicheleien.
    So – sehr wahrscheinlich schuldlos – drängte und stieß sie sich vorwärts, hin zu etwas, was man »eine Stellung in der Gesellschaft« nennt; aber schon deuteten die Dienstboten auf sie als verloren und ruiniert. So kann man morgens Molly, das Hausmädchen, sehen, wie sie eine Spinne beobachtet, die ihren Faden am Türpfosten spannt und mühsam daran emporklettert, bis das Mädchen, des Spiels müde, den Besen erhebt und Faden samt Schöpferin hinwegfegt.

    Ein paar Tage vor Weihnachten machten sich Becky, ihr Mann und ihr Sohn auf die Reise, um die Feiertage auf dem Sitz ihrer Ahnen, in Queen's Crawley, zu verbringen. Becky hätte den kleinen Balg gern daheimgelassen und hätte es auch getan, wenn nicht Lady Jane den Knaben dringend eingeladen hätte und nicht Zeichen von Unzufriedenheit und Empörung über die Vernachlässigung ihres Sohnes bei Rawdon spürbar geworden wären. »Er ist der feinste Junge in England«, sagte der Vater in vorwurfsvollem Ton zu ihr, »aber du scheinst dir nicht soviel aus ihm zu machen wie aus deinem Schoßhund, Becky. Er soll dich nicht viel stören. Zu Hause wird er weit weg von dir im Kinderzimmer sein, während der Reise kann er außen mit mir fahren.«
    »Wo du selbst nur fährst, weil du deine gemeinen Zigarren rauchen willst«, erwiderte Mrs. Rawdon.
    »Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, wo sie dir gefielen«, entgegnete ihr Mann.
    Becky lachte. Sie war fast immer guter Laune.
    »Das war damals, als ich noch auf Beförderung diente, du Dummchen«, sagte sie. »Nimm Rawdon mit auf den Außensitz, und gib ihm auch eine Zigarre, wenn du Lust hast.«
    Rawdon wärmte seinen kleinen Sohn nicht auf diese Weise während der Winterreise, sondern er und die Briggs hüllten ihn in Schals und Decken, und er wurde an dem dunklen Morgen unter den Lampen des »Gasthofs zum Weißen Roß« respektvoll auf das Kutschendach gehoben. Mit großem Entzücken sah er den Tag allmählich anbrechen und machte seine erste Reise zu dem Ort, den sein Vater noch immer »zu Hause« nannte. Die Reise bedeutete für den Knaben eine unendliche Freude. Er beobachtete alles mit nimmermüdem Interesse, und sein Vater beantwortete ihm alle Fragen, die damit zusammenhingen. Er erzählte ihm, wer in dem großen weißen Haus rechts wohnte und wem der Park gehörte. Seine Mutter im Wageninneren mit ihrer Kammerjungfer und ihren Pelzen, ihren Schals und Riechfläschchen, machte so viel Wesens, daß man hätte meinen können, sie sei noch nie in einer Postkutsche gefahren, geschweige denn, daß sie einstmals vor mehr als zehn Jahren auf einer gewissen Reise aus derselben Kutsche hinausgewiesen worden war, um einem zahlenden Fahrgast Platz zu machen.
    Es war bereits wieder dunkel, als der kleine Rawdon geweckt wurde, um in den Wagen seines Onkels in Mudbury zu steigen. Verwundert blickte er hinaus, als das große Eichentor aufflog und die weißen Stämme der Lindenbäume vorbeistrichen, bis sie schließlich vor den erleuchteten Fenstern des Schlosses hielten, das von weihnachtlichem Glanz strahlte. Die mächtige Eingangstür wurde aufgerissen, in dem großen alten Kamin brannte ein gewaltiges Feuer – über dem schwarzgewürfelten Steinboden lag ein Teppich ausgebreitet. Das ist der alte türkische, der früher in der Damengalerie lag, dachte Rebekka, und im nächsten Augenblick küßte sie Lady Jane.
    Sie und Sir Pitt führten dieselbe Begrüßung mit großem Ernst aus, aber Rawdon hielt sich von seiner Schwägerin zurück, weil er geraucht hatte. Ihre beiden Kinder sprangen dem Vetter entgegen. Während Matilda ihm die Hand hinstreckte und ihn küßte,

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