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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Emmy?« meinte Mrs. Sedley, worauf Miss Amelia nur mit einem Lächeln und einem sanften Erröten antwortete. Sie blickte auf Mr. George Osbornes blasses, interessantes Gesicht und den schönen, glänzendschwarzen, gekrausten Backenbart, der dem jungen Herrn selbst außerordentlich wohl gefiel, und dachte in ihrem kleinen Herzen, daß es weder in Seiner Majestät Armee noch in der ganzen Welt je ein solches Gesicht oder einen solchen Helden gegeben habe. »Ich kümmere mich nicht um Hauptmann Dobbins Hautfarbe«, sagte sie, »oder um seine Ungeschicklichkeit. Ich weiß, ich werde ihn stets gern haben.« Der Grund dafür war seine Freundschaft und Ritterlichkeit für ihren George.
    »In der ganzen Armee gibt es keinen netteren Menschen und keinen besseren Offizier, obgleich er nun einmal kein Adonis ist«, sagte Osborne. Dabei sah er treuherzig in den Spiegel und erhaschte dort den scharf auf ihn gerichteten Blick von Miss Sharp. Er errötete ein wenig, und Rebekka, dieses schlaue Hexlein, dachte in ihrem Herzen: Ah, mon beau Monsieur! Ich glaube, daß ich dein Kaliber jetzt kenne.
    Als an diesem Abend Amelia im weißen Musselinkleid, frisch wie eine Rose, in den Salon getrippelt kam, bereit, in Vauxhall die Herzen zu erobern, und wie eine Lerche sang, trat ein langer ungelenker Herr mit großen Händen und Füßen und großen Ohren, die unter dem kurzgeschnittenen, schwarzen Haar noch mehr auffielen, auf sie zu. Er trug den häßlichen Uniformrock und den Dreispitz jener Zeit und machte ihr die linkischste Verbeugung, die je von einem Sterblichen dargebracht worden war.
    Es war kein anderer als Hauptmann William Dobbin von Seiner Majestät ... tem Infanterieregiment, soeben aus Westindien zurückgekehrt, wo ihn das gelbe Fieber gepackt hatte. Dorthin hatte das Geschick sein Regiment beordert, während viele seiner tapferen Kameraden auf der Pyrenäenhalbinsel Ruhm ernteten 12 .
    Er hatte seine Ankunft mit einem so schüchternen und schwachen Klopfen angezeigt, daß es die Damen oben nicht gehört hatten; sonst wäre Miss Amelia ganz sicher nicht so kühn gewesen, singend ins Zimmer zu kommen. Nun aber drang das süße, frische Stimmchen geradewegs in das Herz des Hauptmanns und nistete sich dort ein. Als sie ihm die Hand zur Begrüßung hinhielt, zögerte er einen Augenblick, bevor er sie mit der seinen umschloß, und dachte bei sich: Ei, ist es möglich, bist du das kleine Mädchen im rosa Kleidchen, das ich doch erst kürzlich gesehen habe – an dem Abend, wo ich die Punschbowle umwarf, gerade nach meiner Ernennung? Bist du das kleine Mädchen, das George Osborne heiraten wird, wie er immer erzählt? Was für ein blühendes, junges Mädchen du bist! Der Schurke hat doch wahrhaftig das Große Los gezogen! All dieses dachte er, ehe er Amelias Hand ergriff und dabei seinen Dreispitz fallen ließ.
    Seine Geschichte von der Beendigung der Schule bis zu dem Augenblick, wo wir das Vergnügen haben, ihn wieder zu treffen, habe ich zwar nicht ausführlich erzählt, aber meines Erachtens doch für den scharfsinnigen Leser in dem Gespräch auf der vorhergehenden Seite einigermaßen verständlich angedeutet. Dobbin, der verachtete Krämer, war nun Alderman Dobbin, und Alderman Dobbin war Oberst bei der Londoner Bürgerwehr, die damals darauf brannte, den Einfall der Franzosen zu vereiteln. Der Herrscher und der Herzog von York hatten eine Truppenbesichtigung durchgeführt, an der auch Oberst Dobbins Korps beteiligt gewesen war (in diesem Korps war der alte Osborne nur ein kleiner Korporal). Oberst und Alderman war in den Ritterstand erhoben worden. Sein Sohn war zur Armee gegangen, und bald trat Osborne in dasselbe Regiment ein. Sie hatten in Westindien und Kanada gedient. Ihr Regiment war eben nach England zurückgekehrt, und Dobbin empfand für George Osborne immer noch die gleiche warme und hochherzige Freundschaft wie als Schuljunge.
    Nun setzten sich diese trefflichen Leute bald zum Essen nieder. Sie sprachen von Krieg und Ruhm, von Bony und Lord Wellington 13 und der letzten Nummer der »Gazette«. Jede Zeitung in jenen Tagen hatte in ihren Spalten einen Sieg, und die beiden tapferen jungen Männer brannten darauf, ihre eigenen Namen auf der ruhmvollen Liste zu erblicken, und verfluchten ihr mißliches Geschick, zu einem Regiment zu gehören, das bisher noch keine Gelegenheit gehabt hatte, sich auszuzeichnen. Miss Sharp brannte vor Begeisterung bei diesem aufregenden Gespräch, Miss Sedley dagegen zitterte und wurde fast

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