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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Square, Sohn des jüngeren Teilhabers der Firma Osborne und Co.), zum Halten und versuchte den kleinen Bäcker durchzuprügeln. Diesmal aber war ihm das Kriegsglück nicht hold, und der kleine Bäcker verprügelte George. Der kam mit einem jämmerlich blauen Auge nach Hause, und seine neue Hemdkrause war befleckt von dem Blut aus seiner Nase. Er erzählte seinem Großvater, daß er mit einem Riesen gekämpft habe, und seine arme Mutter in Brompton erschreckte er mit langen und keineswegs authentischen Berichten von der Schlacht.
    Dieser junge Todd aus der Coram Street, Russell Square, war Master Georges großer Freund und Bewunderer. Beide malten gern Theaterbilder, liebten Mandelkaramel und Himbeertörtchen, Schlittern und Schlittschuhlaufen im Regent's Park und auf der Serpentine und Theaterbesuche, wohin Rawson, Master Georges Leibdiener, sie oft auf Mr. Osbornes Geheiß führte. Mit ihm zusammen saßen sie dann ganz gemütlich im Parkett.
    In Begleitung dieses Herrn besuchten sie alle größeren Theater Londons. Sie kannten die Namen sämtlicher Schauspieler von Drury Lane bis Sadler's Wells 2 und führten vor der Familie Todd und ihren jungen Freunden viele der Dramen mit Wests berühmten Darstellern in ihrem Papptheater auf. Der Diener Rawson, recht freigebig veranlagt, lud nicht selten, wenn er Geld hatte, seinen jungen Herrn nach dem Theater zu Austern und einem Glas Rumpunsch als Schlaftrunk ein. Dabei kann man sicher sein, daß Mr. Rawson seinerseits große Vorteile hatte, wenn ihm sein junger Herr großzügigen Dank abstattete für die Freuden, in die ihn der Bediente eingeführt hatte.
    Ein bekannter Schneidermeister von West End – Mr. Osborne wollte nämlich für den Knaben keinen von den Pfuschern aus der City oder von Holborn haben (obwohl für ihn selbst ein Cityschneider gut genug war) – wurde gerufen, um Georges kleine Person zu schmücken. Dabei sollten keine Kosten gespart werden. So ließ Mr. Woolsey von der Conduit Street seiner Phantasie freien Lauf und schickte dem Jungen Phantasiebeinkleider, Phantasiewesten und Phantasiejacken, genug, um eine ganze Schule voller kleiner Stutzer damit auszustatten. George hatte kleine weiße Westen für Abendgesellschaften und kleine Samtwesten zum Diner und einen hübschen kleinen Schlafrock mit Schal, wie ein echter kleiner Mann. Er kleidete sich täglich zum Diner um, »wie ein richtiger Dandy von West End«, sagte sein Großvater stets; ein Diener war ihm zur besonderen Aufwartung zuerteilt; er half ihm bei der Toilette, kam, wenn er klingelte, und brachte ihm seine Briefe stets auf einem silbernen Tablett.
    Nach dem Frühstück saß Georgy gewöhnlich in dem Lehnstuhl im Speisezimmer und las die »Morning Post«, gerade wie ein Erwachsener. »Wie er schon fluchen kann«, riefen die Dienstboten oft, entzückt von seiner Frühreife. Diejenigen, die sich noch an den Hauptmann, seinen Vater, erinnern konnten, waren sich einig über Master George: »Jeder Zoll der Papa!« Durch seine Munterkeit, Herrschsucht, sein Schelten und seine Gutmütigkeit brachte er Leben ins Haus.
    Georges Erziehung war einem Gelehrten und Privatlehrer aus der Nachbarschaft anvertraut worden, der »junge Edelleute und Gentlemen für die Universität, den Senat und gelehrte Berufe« vorbereitete, dessen »System nicht die entwürdigenden körperlichen Züchtigungen« umfaßte, »die noch in den alten Erziehungsstätten ausgeübt werden, und in dessen Familie die Schüler eine vornehme, gebildete Gesellschaft und das Vertrauen und die Liebe eines Heims« finden würden. Auf diese Weise bemühte sich Ehrwürden Lawrence Veal, Hart Street, Bloomsbury, Hauskaplan des Grafen Bareacres, zusammen mit Mrs. Veal, Schüler anzulocken.
    Durch diese Anzeige und sonstige unverdrossene Bemühungen gelang es dem Kaplan und seiner Frau gewöhnlich, ein paar Schüler zu bekommen, die eine hohe Summe zahlten und von denen man glaubte, sie seien außerordentlich angenehm untergebracht. Sie hatten einen großen Westindier, der niemals Besuch bekam, mit dunkler Gesichtsfarbe, wolligem Haar und einem ungemein stutzerhaften Äußeren; ferner war da ein anderer unbeholfener Junge von dreiundzwanzig, dessen Erziehung vernachlässigt worden war und den Mr. und Mrs. Veal in die feine Welt einführen sollten; und endlich waren da noch die beiden Söhne des Obersten Bangles vom Militärdienst der Ostindischen Kompanie. Diese vier saßen an Mr. Veals eleganter Tafel, als Georgy in ihr Institut eingeführt

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