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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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verstünden und ob sie es überhaupt fertigbrächten, vor einer Dame auf dem Bock zu sitzen. Josephs Freunde und Freundinnen interessierten sich plötzlich für Emmy, und die Beileidskarten häuften sich auf dem Tisch in der Halle. Joseph selbst, der sie als gutmütige, harmlose Bettlerin betrachtet hatte, der er aus Pflichtbewußtsein Nahrung und Obdach gab, behandelte nun sie und den reichen kleinen Jungen, seinen Neffen, mit der größten Achtung. Er war eifrig darauf bedacht, daß sie Abwechslung und Unterhaltung bekam nach all ihren Sorgen und Prüfungen – »das arme liebe Mädchen«. Er erschien jetzt sogar am Frühstückstisch und erkundigte sich angelegentlich, wie sie den Tag zu verbringen wünsche.
    In ihrer Eigenschaft als Georges Vormund bot sie mit Zustimmung des Majors, ihres Mitbevollmächtigten, Miss Osborne an, in dem Haus am Russell Square wohnen zu bleiben, solange es ihr beliebe. Die Dame erklärte aber mit Dank, daß sie nicht daran denke, allein in dem traurigen Haus zu bleiben, und, begleitet von zwei alten Dienern, reiste sie in tiefer Trauer nach Cheltenham. Die übrigen Dienstboten wurden großzügig entlohnt und entlassen. Der treue, alte Butler, den Mrs. Osborne zu behalten vorschlug, lehnte ab und zog es vor, seine Ersparnisse in einem Gasthaus anzulegen, wo es ihm hoffentlich nicht schlecht erging. Da Miss Osborne nicht am Russell Square wohnen wollte, lehnte es Mrs. Osborne nach einigen Besprechungen ebenfalls ab, das düstere alte Haus zu beziehen. Es wurde also ausgeräumt, die prächtigen Möbel und Einrichtungsgegenstände, die schrecklichen Kronleuchter und die trostlosen Spiegel verpackt und verstaut, die prachtvollen Rosenholzmöbel vom Salon wurden in Stroh gehüllt, die Teppiche zusammengerollt und verschnürt, die kleine auserlesene Bibliothek gutgebundener Bücher wurde in zwei Weinkisten gepackt, und all diese Kostbarkeiten wurden auf mehreren riesigen Möbelwagen in die Gewerbehalle gebracht, wo sie bis zu Georgys Volljährigkeit liegen sollten. Die großen, schweren, dunklen Silberkästen wanderten in die Keller der bedeutenden Bank von Stumpy und Rowdy, um dort denselben Zeitpunkt zu erwarten.
    Eines Tages besuchte Emmy mit George an der Hand, in tiefe Trauer gekleidet, das verlassene Haus, das sie seit ihren Mädchenjahren nicht mehr betreten hatte. Der Platz davor, wo die Möbelwagen beladen worden und weggerollt waren, war strohbedeckt. Sie begaben sich in die großen, leeren Räume. An den Wänden sah man noch die Spuren der Gemälde und Spiegel, dann gingen sie die große, glatte Steintreppe hinauf zu den oberen Räumen, in den, wo der Großpapa gestorben war, wie George flüsternd bemerkte, und dann noch höher in Georges eigenes Zimmer. Der Knabe hielt sich noch immer an ihrer Hand fest, aber sie dachte an einen anderen. Sie wußte, daß das Zimmer seinem Vater gehört hatte, wie es später ihm gehörte.
    Sie trat an eins der offenen Fenster (zu denen sie kranken Herzens emporgestarrt hatte, nachdem ihr das Kind weggenommen worden war) und konnte von dort aus über die Bäume vom Russell Square hinweg das alte Haus erblicken, in dem sie geboren war und wo sie in ihrer Jugend so viele glückliche Tage verlebt hatte. Alles tauchte wieder vor ihr auf: die schönen Ferien, die freundlichen Gesichter, die sorglose, fröhliche Vergangenheit und die langen Schmerzen und Prüfungen, die sie später zu Boden geworfen hatten. Sie dachte daran und an den Mann, der ihr treuer Beschützer, ihr guter Genius, ihr einziger Wohltäter, ihr zärtlicher, großmütiger Freund gewesen war.
    »Sieh mal, Mutter«, rief George, »hier ist ein G.O. mit einem Diamanten in das Glas geritzt. Ich habe es noch nie gesehen. Ich war es aber nicht.«
    »Es war deines Vaters Zimmer, lange, lange vor deiner Geburt, George«, sagte sie und küßte den Knaben errötend.
    Als sie nach Richmond zurückfuhren, war sie sehr schweigsam. Dort hatten sie vorläufig ein Haus gemietet, und dort statteten ihr lächelnde Rechtsanwälte diensteifrige Besuche ab (die sie sicher auf die Rechnung setzten), und dort gab es natürlich auch ein Zimmer für Major Dobbin, der häufig herübergeritten kam, da er für sein kleines Mündel sehr viel Geschäftliches zu erledigen hatte.
    Nun wurde auch Georgy auf unbegrenzten Urlaub aus Mr. Veals Schule genommen, und dieser erhielt den Auftrag, eine Inschrift für eine schöne Marmorplatte anzufertigen, die in der Findelhauskirche unter dem Monument Hauptmann Georges

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