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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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himmlischer Tag!« sagte Emmy und fügte etwas naiv hinzu: »Ich hoffe, wir werden eine ruhige Überfahrt haben.«
    Joseph winkte verächtlich ab und warf einen verstohlenen Blick auf die vornehmen Leute ihm gegenüber.
    »Wenn du solche Seereisen mitgemacht hättest wie wir«, antwortete er, »dann würdest du dich nicht um das Wetter sorgen.« Aber trotz seiner großen Erfahrungen als Seereisender verbrachte er die Nacht, entsetzlich krank, in seinem Wagen, und sein Diener mußte ihn mit Kognak, Grog und anderen Delikatessen pflegen.
    Zur festgesetzten Zeit landete die glückliche Gesellschaft im Hafen von Rotterdam, und von dort brachte sie ein anderer Dampfer nach Köln. Hier wurden Wagen und Familie an Land gebrach, und Joseph fühlte sich nicht wenig geschmeichelt, seine Ankunft in den Kölner Zeitungen als »Herr Graf Lord von Sedley, nebst Begleitung aus London« angezeigt zu sehen. Er hatte seinen Galaanzug mitgebracht und darauf bestanden, daß auch Dobbin seine Offiziersutensilien mitnehmen sollte. Er erklärte, er habe die Absicht, sich an einigen ausländischen Höfen vorstellen zu lassen und den Herrschern der Länder, die er mit seinem Besuch beehrte, seine Aufwartung zu machen.
    Wo immer die Gesellschaft Aufenthalt hatte und sich eine Gelegenheit bot, gab Joseph seine und des Majors Visitenkarte bei »unserem Gesandten« ab. Es gelang nur mit großer Mühe, ihn davon abzubringen, dem englischen Botschafter in der Freien Stadt Judenstadt in Dreispitz und engen Beinkleidern seine Aufwartung zu machen, als dieser gastfreundliche Beamte unsere Reisenden zum Diner lud. Er schrieb ein Reisetagebuch, in dem er die Mängel oder Vorzüge der verschiedenen Gasthäuser, in denen er abstieg, und der Weine und Gerichte, die er genoß, sorgfältig aufzeichnete.
    Emmy war sehr glücklich und vergnügt. Dobbin trug stets ihren Malerstuhl und ihr Skizzenbuch und bewunderte die Zeichnungen der gutmütigen kleinen Künstlerin, wie sie noch niemals bewundert worden waren. Sie saß auf Dampferdecks und zeichnete Felsen und Schlösser, oder sie bestieg Esel und ritt zu alten Raubritterburgen hinauf, und stets wurde sie von ihren beiden Adjutanten, Georgy und Dobbin, begleitet. Sie lachte über die drollige Figur, die der Major auf dem Esel abgab, wenn seine langen Beine die Erde berührten, und er stimmte ein. Er spielte den Dolmetscher für die Gesellschaft, da er vom Militär her gut Deutsch konnte, und kämpfte mit dem begeisterten George noch einmal die Feldzüge am Rhein und in der Pfalz.
    Im Laufe weniger Wochen machte Georgy durch beharrliche Unterhaltung mit Herrn Kirsch auf dem Kutschbock große Fortschritte im Deutschen, und er sprach mit den Kellnern und Postillionen in einer Weise, die seine Mutter entzückte und seinen Vormund amüsierte.
    Joseph nahm an den Nachmittagsausflügen seiner Reisegefährten kaum teil. Nach dem Essen schlief er viel oder sonnte sich in den schönen Wirtshausgärten. Oh, die herrlichen Rheingärten. Liebliche Bilder des Friedens und Sonnenscheins! Ihr majestätischen rotglühenden Berge, deren Gipfel sich in dem prächtigen Strom spiegeln – wer hat euch je gesehen und bewahrte nicht ein dankbares Andenken an diese Szenen freundlicher Ruhe und Harmonie? Die Feder niederzulegen und nur an das schöne Rheinland zu denken macht schon glücklich. An diesen Sommerabenden kommen die Kühe in Scharen mit Gebrüll und Glockengeschepper von den Bergen in die alte Stadt mit ihren alten Gräben und Toren und Türmen und den Kastanienbäumen, die lange blaue Schatten über das Gras werfen. Der Himmel und der Fluß zu unseren Füßen flammen goldrot, und der Mond steht bereits am Himmel und blickt blaß auf den Sonnenuntergang. Die Sonne versinkt hinter den hohen burggekrönten Bergen, und plötzlich bricht die Nacht herein; der Fluß wird dunkler und dunkler, Lichterschein aus den Fenstern in den alten Wällen fällt zitternd aufs Wasser, und friedliches Licht schimmert auch in den Dörfern am Fuße des Berges am anderen Ufer.
    Joseph schlief also viel, sein indisches Taschentuch über das Gesicht gebreitet, und ließ es sich gut gehen. Er las alle Neuigkeiten aus England und jedes Wort in Galignanis bewundernswerter Zeitschrift (möge der Segen aller Engländer, die je im Ausland gewesen sind, mit den Gründern und Eigentümern dieses Raubdrucks sein!). Er wurde weder wach noch schlafend von seinen Freunden sehr vermißt. Ja, sie waren sehr glücklich. Abends gingen sie oft in die Oper – in

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