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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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ihre Opfer anlockt und dann tötet.

    2 (1693-1770), Sohn eines englischen Geistlichen; lief aus der Schule davon und schloß sich umherziehenden Zigeunern an; führte bis zu seinem Tode ein abenteuerliches Leben.

    3 Titel der ehemaligen Fürsten von der Moldau und der Walachei.

    4 Oper des französischen Komponisten François-Adrien Boieldieu.

    5 zwei prahlerische und betrügerische Soldaten aus der Armee Heinrichs V. in Shakespeares Drama »König Heinrich V.«.

    6 In Shakespeares Tragödie »Macbeth« erscheint dem Titelhelden der Geist des von ihm ermordeten Banquo an der gedeckten Tafel und setzt sich auf seinen Platz (III, 4).

    7 (franz.) gutes Kind.

    8 (franz.) Ehrenwort!

65. Kapitel
Voller Geschäfte und Vergnügungen
    Am Tage nach der Begegnung am Spieltisch ließ sich Joseph mit ungewöhnlicher Sorgfalt und Eleganz ankleiden und machte sich frühzeitig auf den Weg, ohne es für notwendig zu halten, einem Mitglied seiner Familie ein Wort über die Geschehnisse des vergangenen Abends zu sagen, oder jemanden zu bitten, ihn bei seinem Spaziergang zu begleiten. Bald darauf konnte man ihn am Eingang zum »Elefanten« sehen, wo er sich nach etwas erkundigte. Wegen der Festlichkeit war das Haus voll besetzt, die Tische an der Straße waren bereits von Personen umringt, die rauchten und das nationale Dünnbier tranken. Die Gastzimmer waren von dicken Rauchwolken erfüllt, und man wies Mr. Joseph auf seine unbeholfen auf deutsch, aber wie gewöhnlich majestätisch gestellte Frage nach der Person, die er suchte, fast unter das Dach des Hauses. Er mußte durch den ersten Stock, wo ein paar reisende Händler wohnten, die ihre Schmuckgegenstände und Stoffe ausgestellt hatten, vorbei an den Zimmern im zweiten Stock, die der Stab der Spielbank eingenommen hatte, an den Zimmern im dritten Stock, wo die berühmten fahrenden Leute, die Kunstreiter und Gaukler, hausten, und weiter bis zu den kleinen Mansardenkämmerchen, wo Becky inmitten von Studenten, Handwerksburschen, kleinen Handwerkern und Landleuten, die zum Fest hereingekommen waren, ein kleines Nest gefunden hatte – ein so schmutziger kleiner Zufluchtsort, wie er nur je der Schönheit als Versteck gedient hat.
    Becky liebte dieses Leben; sie stand mit den Händlern, Spielbankleuten, Gauklern, Studenten, kurz, mit allen, auf gutem Fuß. Von ihren Eltern, die beide aus Neigung und Notwendigkeit ein Zigeunerleben geführt hatten, hatte sie die wilde, rastlose Natur geerbt. Wenn nicht gerade ein Lord zugegen war, so sprach sie auch mit dem größten Vergnügen mit seinem Diener. Der Lärm, das Getümmel, das Trinken und Rauchen, das Geschwätz der jüdischen Händler, das feierliche, prahlerische Benehmen der armen Gaukler, das geheimnisvolle Gerede der Spielbankleute, die Lieder und die Aufschneidereien der Studenten und das allgemeine geräuschvolle Treiben des Ortes sagten der kleinen Frau zu und reizten sie, selbst wenn sie gerade tief im Unglück steckte und nichts besaß, um ihre Rechnung zu begleichen. Wie angenehm war dieser Betrieb ihr jetzt erst, da ihre Börse voll von dem Geld war, das der kleine Georgy am Abend zuvor für sie gewonnen hatte.
    Als Joseph ächzend die letzten Stufen heraufgekeucht kam, blieb er atemlos auf dem Treppenabsatz stehen und wischte sich das Gesicht. Dann blickte er sich nach Nummer 92 um, wo er die gesuchte Person finden sollte, und sah gegenüber die Tür von Zimmer Nummer 90 offen. Ein Student in Reitstiefeln und schmutzigem Schlafrock lag auf dem Bett und rauchte eine lange Pfeife, während ein anderer Student mit langem, blondem Haar und einem bortenbesetzten Rock, ebenfalls außerordentlich elegant und schmutzig, doch tatsächlich vor Nummer 92 auf den Knien lag und durch das Schlüsselloch der Person drin flehentlich etwas zuschrie.
    »Gehen Sie«, sagte eine wohlbekannte Stimme, bei deren Ton Joseph erbebte. »Ich erwarte jemanden; ich erwarte meinen Großpapa. Er darf Sie hier nicht sehen.«
    »Engelhafte Engländerin!« brüllte der kniende Student mit den fahlen Locken und dem großen Fingerring. »Haben Sie Mitleid mit uns, kommen Sie zum Stelldichein, essen Sie mit mir und Fritz im Parkgasthaus. Wir werden gebratenen Fasan und Porter, Plumpudding und französischen Wein bestellen. Wir werden sterben, wenn Sie nicht kommen.«
    »Ja, das werden wir«, sagte der junge Edelmann auf dem Bett. Joseph hörte diese Unterredung, obgleich er nichts davon verstand, aus dem einfachen Grunde, weil er die Sprache, in der sie

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