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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Armut, Krankheit und Hunger auf der Welt abschaffen und wäre ein so verzagtes Geschöpf, daß sie – wir müssen es bekennen – sogar eine tödliche Beleidigung vergessen könnte.
    Als der Major von dem sentimentalen Abenteuer erfuhr, das Joseph soeben zugestoßen war, nahm er daran, wie wir bekennen müssen, nicht halb so großen Anteil wie der Gentleman aus Bengalen. Im Gegenteil, er war alles andere als freudig erregt, und unziemlich drückte er sich über die arme unglückliche Frau aus und sagte tatsächlich: »Na, ist das kleine Weibstück wieder aufgetaucht?« Er hatte sie nie leiden können. Nein, im Gegenteil, vom ersten Moment an, da sie ihn mit ihren grünen Augen angesehen und sich abgewendet hatte, empfand er ein tiefes Mißtrauen ihr gegenüber.
    »Diese kleine Teufelin bringt Unheil, wohin sie auch kommt«, sagte der Major respektlos. »Wer weiß, was für ein Leben sie geführt hat und was sie hier allein im Ausland sucht. Erzähl mir nichts von Verfolgern und Feinden! Eine anständige Frau hat immer Freunde und wird sich nie von ihrer Familie trennen. Warum hat sie ihren Mann verlassen? Vielleicht ist er verrufen und schlecht gewesen, wie du sagst. Ja, er war es. Ich kann mich noch an diesen verdammten Gauner entsinnen, wie er den armen George betrogen und hintergangen hat. Gab es nicht einen Skandal bei ihrer Trennung? Ich glaube, ich habe so etwas gehört«, rief Major Dobbin, der sich nicht viel um Gerüchte kümmerte. Joseph versuchte umsonst, ihn zu überzeugen, daß Mrs. Rebekka in jeder Hinsicht eine mißhandelte tugendhafte Frau sei.
    »Na ja, wir wollen Mrs. George fragen«, sagte der durchtriebene Diplomat von Major. »Wir wollen sie zu Rate ziehen. Du wirst wohl zugeben müssen, daß sie auf jeden Fall ein guter Richter ist und weiß, was sich in solchen Dingen gehört.«
    »Hm, Emmy ist ganz in Ordnung«, erwiderte Joseph, der zufällig nicht in seine Schwester verliebt war.
    »In Ordnung? Bei Gott, sie ist die feinste Dame, die ich je in meinem Leben gesehen habe«, platzte der Major heraus. »Ich sage noch einmal, wir wollen sie fragen, ob wir dieses Weib besuchen sollen oder nicht. Ihrer Entscheidung will ich mich beugen.« Nun dachte dieser abscheuliche, gerissene Schurke von einem Major, daß er seiner Sache sicher sei. Emmy war, wie er sich erinnerte, einst nicht ohne Grund schrecklich eifersüchtig auf Rebekka gewesen und hatte ihren Namen stets nur schaudernd und mit Entsetzen genannt. Eine eifersüchtige Frau vergißt nie, dachte Dobbin, und so begaben sich die beiden über die Straße in Amelias Haus, wo sie gerade in einer Singstunde bei Madame Strumpff zu deren Zufriedenheit zwitscherte.
    Sobald diese Dame sich verabschiedet hatte, trug Joseph mit seinem üblichen Aufwand an Worten sein Anliegen vor. »Meine liebe Amelia«, sagte er, »mir ist soeben ein außerordentliches – ja – Gott behüte mich – ein außerordentliches Abenteuer widerfahren – eine alte Freundin – ja – eine sehr interessante, alte Freundin von dir, und noch dazu aus alten Zeiten, ist soeben hier angekommen, und ich möchte gern, daß du sie besuchst.«
    »Eine Freundin«, fragte Amelia. »Wer ist es denn? Major Dobbin, bitte, machen Sie meine Schere nicht kaputt.« Der Major wirbelte sie nämlich an der kleinen Kette herum, an der sie zuweilen vom Gürtel ihrer Herrin herabhing, und gefährdete damit seine eigenen Augen.
    »Es ist eine Frau, die ich ganz und gar nicht leiden kann«, sagte der Major störrisch, »und auch Sie haben keinen Grund, sie zu lieben.«
    »Es ist Rebekka, ganz bestimmt ist es Rebekka«, rief Amelia sehr erregt und wurde rot.
    »Sie haben recht, wie immer«, entgegnete Dobbin. Brüssel, Waterloo, alte vergangene Zeiten, kummervolle und schmerzliche Erinnerungen stürzten sich in Amelias sanftes Herz und verursachten darin eine grausame Erregung.
    »Ich will sie nicht sehen«, fuhr Emmy fort. »Ich kann sie nicht sehen.«
    »Habe ich es nicht gesagt?« meinte Dobbin zu Joseph.
    »Sie ist sehr unglücklich und – und so weiter«, bemerkte Joseph nachdrücklich. »Sie ist sehr arm und schutzlos und ist krank gewesen – schwerkrank – und ihr Mann, der Schuft, hat sie verlassen.«
    »Ach«, sagte Amelia.
    »Sie besitzt keinen Freund auf der Welt«, fuhr Joseph nicht ungeschickt fort. »Und sie sagte, sie hoffe dir vertrauen zu können. Sie ist so unglücklich, Emmy. Vor Kummer ist sie fast wahnsinnig geworden. Ihre Geschichte hat mich gerührt – wirklich, auf

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