Jake Djones - In der Arena des Todes: Roman (German Edition)
führt.«
Doch es war zwecklos. Das Boot begann bereits vom Ufer wegzutreiben, und Nathan blieb nichts anderes übrig, als im letzten Moment noch hinterherzuspringen. »Vollkommen unprofessionell«, schimpfte er. Da erfasste sie auch schon die Strömung, und der Kahn nahm rasant Fahrt auf.
Wild schlingernd schossen sie dahin. Die drei Agenten schrien, mal aus Verzückung, mal aus purer Angst, so schnell ging es hinab in den gähnenden Schlund des Berges. An einer Stelle flachte der Fluss ein wenig ab, und sie konnten kurz verschnaufen, dann folgte eine letzte steile Abfahrt, und der Vulkan spie das Fährboot wie einen Kirschkern ins Freie.
Mit einem lauten Klatschen landete das Boot in einem Wasserloch. Zur Rechten führte eine in den Stein gehauene Treppe nach oben ins Sonnenlicht. Die drei Agenten stiegen hinauf und sahen sich um. Es schien, als hätten sie tatsächlich den Fluss zur Unterwelt überquert, denn was sie um sich herum erblickten, konnte nichts anderes sein als das Paradies.
10
Die Hydra
G olden glitzerndes Sonnenlicht ergoss sich über einen saftig grünen Taleinschnitt, der auf einer Seite von schroffen Klippen begrenzt war, unter denen sich das unendliche Blau des Meeres erstreckte. In der Mitte standen luxuriöse Häuser, dazwischen erstreckten sich bunte Blumen- und Palmengärten, weite Wiesen und durch Säulengänge verbundene Terrassen mit Brunnen. Auf einer kleinen Erhebung direkt vor der Klippe thronte eine Villa aus weißem Marmor.
Überall herrschte reges Treiben. Junge Männer, von der Sonne gebräunt, drahtig und durchtrainiert wie Olympioniken, übten sich in den verschiedensten Kampfkünsten. In einer kleinen Sandarena kämpften zwei von ihnen mit dem Schwert. Selbst aus der Entfernung war deutlich zu erkennen, dass dies kein Übungskampf war. Die Kämpfer brüllten und schlugen aufeinander ein, als ginge es um nicht weniger als Leben und Tod. Andere boxten, schossen mit Pfeil und Bogen oder rangen. Die, die gerade nicht trainierten, saßen auf Bänken und sahen aufmerksam zu.
Gärtner und Diener, alle in sackartige braune Gewänder gehüllt, rannten umher und erledigten ihre tägliche Fron.
Schweigend betrachteten die Agenten die Szene. Nach einer Weile schlichen sie zu einem Gebäude am Rand der Ansiedlung und versteckten sich in einem kleinen Palmengestrüpp. Jake hielt angestrengt Ausschau nach Topaz.
»Nettes Feriencamp«, kommentierte Nathan, als der unterlegene Schwertkämpfer blutverschmiert und leblos aus der Arena geschleift wurde.
»Und einen Streichelzoo haben sie auch«, flüsterte Charlie und deutete auf eine riesige steinerne Vogelvoliere, auf deren Kuppel ein in Bronze gegossener Raubvogel mit weit ausgebreiteten Schwingen thronte. Die Steinkonstruktion an sich war schon eindrucksvoll genug, doch noch beeindruckender waren die Vögel darin.
»Geier«, erklärte Charlie, »aber keine gewöhnlichen, wenn mich nicht alles täuscht. Sie sehen aus, als wären sie mit Polemaetus bellicosus gekreuzt, dem afrikanischen Kampfadler. Einem der aggressivsten Raubvögel überhaupt. Solche haben wir doch schon einmal gesehen, nicht wahr, Nathan?«
»Und ob.« Nathan legte die Stirn in Falten. »Sie sind Agata Zeldts Lieblingshaustiere. Und die weiße Marmorvilla dort drüben ist ebenfalls ganz nach ihrem Geschmack. Kommandantin Goethe dürfte richtig vermutet haben: Das hier ist Agatas neues Versteck.«
Und wieder fiel dieser Name: Agata Zeldt – die Schwester des dunklen Prinzen Xander Zeldt, die grausamste Frau, die die Welt je gesehen hatte, und nebenbei auch noch Topaz’ Mutter, auch wenn Topaz sich längst von ihr losgesagt hatte. Jake wurde flau im Magen. Die Zeldts waren der erbittertste Feind der Geschichtshüter; allein der Name jagte vielen Agenten Angst ein. Ihr Stammvater Rasmus Zeldt war ein Zeitgenosse Sejanus Poppoloes gewesen. Sie hatten den Geheimdienst mehr oder weniger zusammen gegründet, doch irgendwann war Rasmus größenwahnsinnig geworden. Er sagte sich von der Organisation los und rief sich selbst zum König aus – nicht nur über die ganze Welt, sondern auch über die Zeit .
Dann, viele Generationen später, tauchte König Sigvard auf und erklärte der Geschichte den Krieg. Sein Ziel war es, die Menschheit in ewige Finsternis zu stürzen. Um das nötige Handwerkszeug zu erlernen, reiste er quer durch die Zeit, verfolgte alle großen Kriege und Massaker aus nächster Nähe, um mit dem erworbenen Wissen die Vergangenheit in Schutt und Asche
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