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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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gespielt wurde. Er konnte nicht mehr davon ausgehen, dass Maximilian nichts von seinen ungarischen Geschäften wusste, auch wenn er alle Kupferlieferungen aus den Karpaten und aus Thurzos Bergwerken über Slowenien und Kroatien und manchmal sogar in weiten Umwegen durch Polen und die Ostsee nach Antwerpen, London oder auch Venedig bringen ließ.
    Als er dann am Sonntag nach der Messe aus der kleinen Kapelle von Schloss Fuggerau in den sanft vom Himmel fallenden Schnee hinaustrat, umfing ihn die Stille eines Tages, an dem kein Erz aus dem Berg geschlagen und gemahlen, kein Feuer in den Schmelzöfen ringsumher angefacht und keine Pferde vor die Wagen mit Metallbarren gespannt wurden. Obwohl es schneite, schien die Sonne fahl durch die dünnen Wolken.
    Freundlich nach allen Seiten grüßend, ging Jakob durch die Gassen von Fuggerau. Aus einer Schänke drangen laute Stimmen und Gelächter bis auf die schneebedeckte Straße hinaus. Schatten huschten durch den Schneefall, während die Dachgiebel der Häuser im Sonnenlicht kristallen glitzerten.
    »Gier«, sagte Jakob Fugger leise vor sich hin. »Maximilians Gier und Verlangen nach noch mehr ist es, was mich besser absichert als Burgen oder Waffen. Ich muss ihn so weit bringen, dass er die Hand, die ihn mit Krediten füttert, nicht länger beißt. Er muss sie lecken wollen und mir schmeicheln, mich bitten und mich anflehen …«
    Zum ersten Mal nach langer Zeit fühlte Jakob Fugger sich beschwingt und glücklich.

Kein Ablass für Sibylle
    Es war der erste Weihnachtstag, an dem Jakob Fugger die Zügel und das Zaumzeug erkannte, mit denen er den von den deutschen Kurfürsten gewählten, aber noch nicht vom Papst gesalbten Kaiser von jetzt an sicher im Griff behalten konnte. Es war, als würden ihm die Münzen, die er nach und nach in den Opferstock der Kirche an der Hofburg in Innsbruck warf, mit ihrem Klang ein wunderbares Weihnachtslied verkünden.
    »Die Ablasspfennige!«, sagte er halblaut. Ihm fiel auf, dass er zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit mit sich selbst redete. Es vergnügte ihn, und er gluckste so deutlich hörbar, dass sich auch die anderen Kirchenbesucher rechts und links von ihm von seiner Weihnachtsfröhlichkeit anstecken ließen.
    Warum, bei allen Heiligen, hatte er nicht schon längst an diese Geldquelle gedacht? Die Ablasspfennige waren wie ein ungehobener Schatz für ihn, der einen ganz anderen Wert besaß als Verpfändungen oder sogar Anteile von Tiroler Bergwerken. Es waren Gelder, die ihm nicht gehörten, die er aber Maximilian wie einen wunderschönen Knochen vor die Nase halten konnte …
    Jakob wurde an diesen Tagen dreimal vom König empfangen, und dreimal lehnte Maximilian ab, Silber für die Haller Münze zu kaufen, das, wie er sagte, aus seinen eigenen Bergen stammte.
    »Es sind zwar Eure Berge, Majestät«, sagte Jakob daraufhin, »aber das Silber und das Kupfer in ihrem Inneren habt Ihr längst an mich und viele andere verpfändet. Es gehört Euch nicht mehr. Deshalb müsst Ihr, wie jeder andere auch, dafür bezahlen, wenn Ihr es haben wollt.«
    Ein Wort des Herrschers, ein Fingerschnippen, ein Schnauben in die Richtung seiner Räte hätten genügt, um Wachen in den Saal zu holen, die den respektlosen Kaufmann in den eisigen Verliesen der Hofburg eingesperrt hätten.
    Maximilian war wütend auf den jüngsten Fugger. Er spürte seine eigene Ohnmacht und hasste Jakob dafür, dass er derartig abhängig von ihm geworden war. Andererseits traute er den Baumgartnern, Rehlingern und Welsern noch weniger.
    »Ich verlange, dass ihr alle dem Kupfersyndikat beitretet«, zürnte Maximilian. »Nur so bekommen wir in Venedig noch die Erlöse, die wir alle brauchen. Und sogar Ihr, störrischer Jakob Fugger, werdet Euch den Kupferpreisen des Syndikats unterwerfen und mir zugleich dreißigtausend vorstrecken, damit ich Unsere Macht im oberen Italien wieder festigen kann.«
    »Dreißigtausend sind mehr, als ich zurzeit verleihen könnte«, antwortete Jakob. »Es sei denn, ich würde mich versündigen und an den Ablassgeldern vergreifen, die wir als Treuhänder für Rom gesammelt haben …«
    »Aber zum Heiraten langt es noch«, antwortete Maximilian unfreundlich. Unter anderen Bedingungen und zu anderen Zeiten hätte Jakob Fugger nicht gezögert, auch den König zu seiner großen Hochzeit nach Augsburg einzuladen. So aber war es ihm recht, dass er nach der Ablehnung des neuen Darlehens an den König kein großes Fest zur Vermählung mit Sibylle Artzt

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