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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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vertraut …
    Zu Fuß gingen sie mit ihren Begleitern durch die heißen und engen Gassen bis zum »Goldenen Kopf«. Das Gasthaus wurde von einem verwitweten Augsburger mit zwei hübschen, halbwüchsigen Töchtern geführt, die sie bereits erwarteten und freudig begrüßten.
    »Geschafft«, sagte Ulrich erleichtert. Er warf seine Kopfbedeckung auf die Seitenbank unter einem Gartenvorbau und nahm schwer atmend Platz. Auch Jakob ließ sich auf eine Sitzbank fallen und nahm dankbar einen Krug mit kühlem Wein von einem der Mädchen an. Der Wein war leicht und weniger süß, als man ihn in Augsburg liebte, aber er stillte den Durst.
    Nach einer schwülen, immer wieder von kleinen Mücken gestörten Nacht, dem Lärmen der Zikaden und den bis weit nach Mitternacht anhaltenden trunkenen Gesängen erwachten sie am nächsten Morgen so zerschlagen, als wären sie Postreiter derer von Tassis und seit Augsburg nicht mehr vom Pferd gestiegen.
    Der Vormittag verging mit Vorstellungsbesuchen bei Klerikern und Händlern rund um die deutsche Kirche. Ulrich gab verschiedene Empfehlungsschreiben ab und nahm andere Briefe in Empfang, die er vertraulich zu Bischöfen, Äbten oder Geschäftsfreunden des einen oder anderen nördlich der Alpen weiterleiten sollte. Für einige der Briefe, die direkt aus dem Vatikan zu kommen schienen, nahm er sogar hohe Gebühren.
    »Nicht mehr als auch Markus für seine Hilfe verlangt hätte«, erklärte er Jakob. »Aber das lernst du noch. Auch die Nürnberger sagen: ›Frage viel und vertraue nicht einem jeden, dann hast du weniger zu verantworten.‹«
    Während der beiden nächsten Tage ordneten sie den Nachlass ihres Bruders Markus in dessen bescheidenem Wohnraum im Vatikan. Erst am vierten Tag nach ihrer Ankunft kam abends ein Bote aus dem Vatikan in den »Goldenen Kopf«, der sie zum Nachtmahl bei Kardinal Giuliano della Rovere bat.
    »Das ist einer der beiden Neffen, die Papst Sixtus gleich nach seiner Krönung mit Purpur und mit goldenen Pfründen bedacht hat«, flüsterte der Wirt den Brüdern zu. »Prunksüchtig, eitel, aber ausgesprochen klug und mit einem offenen Ohr für jeden guten Handel.«
    »Was kann er von uns wollen?«, fragte Jakob.
    »Wahrscheinlich alle Pfründe in Augsburg, Regensburg und Freising, die unser Bruder durch päpstliches Vertrauen nach und nach erworben hat.«
    »Davon wusste ich nichts«, wunderte sich Jakob. So schnell es ging, legten sie ihre Festgewänder an und folgten dem Boten des Kardinals.
    »In den sieben Jahren in Rom«, erklärte Ulrich unterwegs, »konnte Markus eine ganze Reihe nützlicher Verbindungen knüpfen. Deshalb haben wir zwar kein Kontor in Rom, aber in den vergangenen zwei Jahren wurden beispielsweise alle Einnahmen des päpstlichen Kollektors in Schweden über unsere Nürnberger Faktorei nach Rom weitergeleitet.«
    »Dann ist das jetzt also vorbei?«
    »Nicht unbedingt«, antwortete Ulrich. »Trotzdem müssen wir die Angelegenheit so schnell wie möglich erledigen. Ich komme nur mit, um dich in Rom bei einigen wichtigen Leuten einzuführen. Danach musst du zeigen, was du in Herrieden gelernt hast. Es muss alles verzeichnet werden, was Markus hinterlassen hat.«
    Gerade noch rechtzeitig trafen sie in den Gemächern des Kardinals Giuliano della Rovere im Vatikan ein. Fast zwei Dutzend Männer gingen plaudernd auf und ab. Einige scherzten, andere machten den Eindruck, als wären sie zu ihrer eigenen Henkersmahlzeit geladen.
    »Siehst du die tuschelnden Bischöfe dort drüben?«, fragte Ulrich leise, und Jakob nickte. »Sie versuchen noch bis zum letzten Moment, heimliche Schulden vor den Prüfern im Vatikan zu verbergen und zugleich neue Kredite aufzunehmen.«
    »Hat Markus auch in solchen Angelegenheiten ausgeholfen?«
    »Pst«, sagte Ulrich. »An kurzfristigen Überbrückungskrediten kann eine Bank am meisten verdienen.«
    »Und woher hatte Markus dieses Geld?«, flüsterte Jakob. Er merkte nicht, dass sich vor Aufregung rote Flecken auf seiner hohen Stirn bildeten.
    »Von anderen, von denen nicht bekannt werden soll, wie reich sie sind, und die auch nicht selbst Geld verleihen und Zinsen einstreichen dürfen …«
    An diesem Abend schmeckte Jakob das süße, betäubende Gift der Geheimnisse, von denen er bisher nur eine vage Ahnung gehabt hatte. Ulrich kam ihm auf einmal wie ein Hohepriester vor, wie ein Eingeweihter, der hinter Fassaden sehen und die Angst hinter flackernden Blicken erkennen konnte.
    Im selben Augenblick öffneten sich die

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