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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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herrschte Erzherzog Sigismund über Tirol. Aber es wurde Zeit, dass die Fugger von der Lilie ihr Geschäft eine Stufe höher ansiedelten. Er dachte an seine beiden älteren Brüder. Mit dem Schritt, den er in Frankfurt vorhatte, würde er sie beide überholen. Nie zuvor war die Gelegenheit günstiger für ihn gewesen.
    Zunächst nahmen sie den geraden Weg nach Norden über die Donau hinweg bis Nürnberg. Erst als die Sonne untergegangen war und die Wagen sicher im Hof der Faktorei standen, wurden die ersten Säcke mit Silbermünzen unter den Stoffballen hervorgeholt und ins Haus getragen. Wie schon in der Nacht zuvor bewachten nur zwei Mann die ganze Nacht über die wertvolle Ladung. Auch bei den weiteren Übernachtungen ließ Jakob Fugger die Säcke mit den Silbermünzen so einfach bewacht, dass es anderen bereits leichtsinnig erschienen wäre. Er benutzte die vermeintliche Nachlässigkeit ganz bewusst als Tarnung, denn wo nichts zu bewachen war, war auch nichts zu holen …
    Die Vorboten des Reichstags waren schon an der steinernen Brücke über den Main zu erkennen. Hier, wo angeblich eine Hirschkuh Kaiser Karl dem Großen den Weg durch eine Furt so wunderbar gezeigt hatte, dass er sich auf der Flucht vor den Sachsen eben noch hatte retten können, wimmelte es mittlerweile von Händlern, fahrendem Volk, Sängern, Dieben und Lautenschlägern. Sie alle erhielten keinen Zutritt zur Stadt. Trotzdem hoffte jeder von ihnen, dass er etwas vom Glanz und von den Brosamen der Fürsten abbekam.
    Mehrere Wochen lang würde jetzt aus dem halben Reich zusammengeeiltes Gelichter die Freie Reichsstadt Frankfurt belagern. Dabei stand nicht einmal eine Königswahl an, die innerhalb von dreißig Tagen abgeschlossen sein musste. Diesmal ging es nur darum, dass der Kaiser anderen mehr Rechte zubilligen sollte. Die Reichsstände wollten ebenso mitbestimmen wie die Städte. Aus diesem Grund fand der Reichstag von Frankfurt zum ersten Mal in dreigeteilter Ordnung statt. Alle beteiligten Gruppen sollten für sich selbst verhandeln. Viele der Kaufleute sahen genau darin die Möglichkeit für dreifache Verträge und dreifachen Gewinn …
    Die Oberen der Frankfurter Fuggerfaktorei kamen Jakob und dem kleinen Zug bereits an der alten steinernen Mainbrücke entgegen. Sie grüßten und reichten ihrem Prinzipal noch im Laufen einen Weinkrug in den Sattel hinauf.
    Im Dom, im Haus zum Römer, das den Frankfurtern als Rathaus diente, in den prächtigen Bauten der Patrizier und großen Handelsherren war es zu Messezeiten und bei den Reichstagen schon immer eng zugegangen. In diesem Jahr aber war alles noch viel schlimmer. Wo früher nur die Kurfürsten, andere Adlige und der Klerus getagt, gegessen und getrunken hatten, versammelten sich in diesem Jahr auch noch die Abordnungen der Städte und der anderen gesellschaftlichen Gruppen, die inzwischen ebenfalls wichtig geworden waren.
    Entgegen den Meldungen, auf die sich Jakob Fugger verlassen hatte, war Kaiser Friedrich  III . nicht mit nach Frankfurt gekommen. Ihn plagte ein offenes Bein, von dem es hieß, dass es bereits zu faulen beginne. Sein Sohn Maximilian dagegen genoss das Aufgebot der Mächtigen aus seinem ganzen Reich. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte jeder Tag mit feierlichen Messen anfangen, sich mit huldvollen Audienzen fortsetzen und am Nachmittag mit Ritterspiel und Turnieren bis zum Abend gehen können. Nicht einmal in Köln, wo er inkognito und mit geliehener Rüstung vom Pferd geworfen worden war, hatte er sich mehr vergnügt als in der Stadt am Main.
    Maximilian zeigte sich freundlich, reckte seine Adlernase unablässig in den Himmel und lachte viel dabei. Der große starke Mann, der anstelle seines Vaters als Herrscher über das Heilige Römische Reich Deutscher Nation auftrat, ließ es sich zwei Wochen lang gut gehen, während andere über immer neuen Urkunden, Klausulierungen für ihre Rechte und gegenseitigen Verträgen brüteten.
    Es war heiß in diesem Sommer in den Mauern Frankfurts. Von den Städtern misstrauisch betrachtet, zogen gegen Abend immer wieder seltsame Gruppen aus dem Wiener Hofstaat des Kaisers durch die Gassen Frankfurts. Es waren Sterndeuter, Alchimisten und andere Scharlatane, die sonst den kranken Kaiser Friedrich  III . umschwärmten. Einige der Wunderprediger scheuten nicht einmal davor zurück, sich im Schatten des Doms auszustellen, um von schrecklicher Verderbnis durch den Antichrist in Rom zu singen.
    In der ganzen Zeit gelang es Jakob

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