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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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dafür keinen Gewinn«, sagte Jakob leise.
    »Oh doch! Das tust du«, widersprach Maximilian. »Niemand verschenkt irgendetwas ohne Absicht. Auch du willst dir mit deinen Opfern die Gnade Gottes und seinen Segen für deine Werke erkaufen. Und wenn es mehr ist, was du aus deinen Fingern gleiten lässt, dann wird daraus vielleicht ein Sitz im Chor einer Kirche oder ein Platz bei den himmlischen Heerscharen.«
    Jakob Fugger holte tief Luft. Er wollte zu einer Entgegnung ansetzen, aber dann entschloss er sich von einem Augenblick auf den anderen, mit diesem Fürsten genauso direkt und unbefangen zu sprechen, wie er es bereits als Junge getan hatte – auch wenn er es nicht wagte, gleich Maximilian ins vertrauliche Du zu wechseln.
    »Vielleicht habt Ihr recht, Majestät«, sagte er. »Aber ist denn nicht alles, was wir in diesem Leben tun, ein ständiges Geben und Nehmen? Und wenn wir uns schon darauf verständigen können – wäre es dann nicht von Nutzen, wenn wir gemeinsame Absichten und Interessen wie zwei starke Pferde vor einen Karren schirren?«
    Für einen kurzen Augenblick schien es so, als wolle der König diese Frechheit sofort gebührend sühnen. Seine Rechte fuhr an den Knauf des Dolches, mit dem er noch kurz zuvor den Braten bei Tisch zerteilt hatte.
    »Was maßt du dir an, Pfeffersack?«, schnaubte er. »Kein Graf und kein Herzog darf es wagen, sich mit mir auf eine Stufe zu stellen. Und selbst die Edelsten unter den Fürsten kann ich zerquetschen, wenn sie versuchen, sich zu meiner Würde zu erheben, die mir von Gott verliehen wurde …«
    »Ich bitte untertänigst um Vergebung«, sagte Jakob Fugger sofort.
    »Meister Jakob«, fuhr der Habsburger fort. »Ich weiß nicht, was du in all den Jahren gelernt hast, wo du herumgekommen bist und wer es versäumt hat, dich die von Gott gegebenen Unterschiede zwischen den Menschen zu lehren. Du bist kein Scharlatan und kein Quacksalber, wie sie um meinen kranken Vater herumtanzen. Du bist auch kein lügnerischer Notarius, keiner der einfältigen Mönchsschreiber. Ich weiß, dass du mehr Silber in deinen Kästen und den Gewerken von Tirol besitzt, als ich jemals hatte. Aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, deine und meine Ziele zu vergleichen. Wir können uns gegenseitig behilflich sein. Aber du darfst nie vergessen, dass wir beim Spiel um die Macht auf zwei verschiedenen Hochzeiten zu tanzen haben …«
    Jakob erkannte zu seiner Erleichterung, dass Maximilian ihm trotz seiner Verärgerung noch immer wohlgesinnt war. Er hatte sich längst in seinem finanzpolitischen Kalkül für den leichtsinnigen, aber auch starken Habsburger entschieden – nicht für Erzherzog Sigismund und erst recht nicht für Herzog Albrecht von Bayern. Jetzt kam es nur noch darauf an, in Maximilians Denken alle anderen, die ihm ebenfalls Geld, Waffen und Ausrüstung beschafft hatten, nach und nach auszustechen. Aber das Ziel musste noch jetzt in dieser sternenklaren Nacht unter dem Mond über der Kronberger Raubritterburg zwischen ihm und dem König beschlossen werden.
    »Lasst mich zwei Sätze sagen, Majestät.«
    Der König blinzelte ein wenig im Mondlicht, dann schob er sein Kinn nach vorn und nickte.
    »Ihr habt seit damals, also seit wir uns zum ersten Mal gesehen haben, ein Kreditkonto bei uns Fuggern von der Lilie. Sämtliche Schulden, die darauf verzeichnet sind, könnten unter gewissen Bedingungen gestrichen werden.«
    »Waren das die zwei Sätze?«
    »Nein«, fuhr Jakob fort. »Sie gehören zur selben Angelegenheit. Mein zweiter Satz betrifft das neue Angebot, das ich Euch heute Nacht unterbreite.«
    »Und das wäre?«
    »Ich kann Euch helfen, Tirol zu bekommen.«
    Für eine Weile war nur das Lärmen der Musik, vermischt mit dem lauten, fröhlichen Gelächter der Jagdgesellschaft von unten, zu hören. Dann strich sich König Maximilian mit der Hand über sein vorgeschobenes Kinn.
    »Welche Bedingungen?«, fragte er schließlich.
    »Ich will Euer Bankier werden«, antwortete Jakob sofort. »Der einzige. Und alle anderen müssen verschwinden.«
    Der Habsburger schüttelte sofort den Kopf. »Das ist unmöglich«, sagte er. »Zu viele in meiner Umgebung sind mit diesem und jenem Handelshaus verbunden.«
    »Lasst mich auch das übernehmen«, sagte Jakob. »Wenn Ihr heute Nacht Ja sagt, müsst Ihr Euch um nichts mehr kümmern. Ich muss nur sicher sein, dass Ihr mir nicht in den Rücken fallt, wenn ich alles so einrichte, dass es Euch zum Gewinn gereicht.«
    »Und dir,

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