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Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles

Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles

Titel: Jakobsweg - Ein Weg nicht nur für Gscheitles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Gast
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Moment sorgten des Öfteren für ein kurzes Auflachen bei den Spaniern, was sie anscheinend nicht im Geringsten störte. Freundlicherweise managte Sie meine Unterkunft in dem Hotel, in dem sie selbst übernachtete und in dem ich leider wie so oft alleine auch zu Abend aß.
     

Sonntag, den 20.06.:
     
    Ich hatte mir dieses Hotelzimmer genommen, um endlich wieder einmal ausschlafen zu können. Weit gefehlt! Um 5.00 Uhr kläfften die Hunde und ab 6.00 Uhr ging es mit den Wasserspülungen und dem Zuschlägen von Zimmertüren los. Auch meine Kleider konnte ich nicht waschen, da weder der Waschbecken- noch der Badewannenausguss abgedichtet werden konnte. Die Stöpsel fehlten.
    Kurioserweise führte der Weg über eine nur einige Meter von der Straßenbrücke, die ich tags zuvor herkam, entfernten, schmalen Fußgängerbrücke wieder zurück ans andere Stauseeufer. Zum Teil auf sandigen Waldwegen, zum Teil auf und entlang schmaler Dorfverbindungssträßles ging’s nunmehr ständig steile Buckel rauf und sogleich wieder runter und fast auf jedem Buckel gab’s eine Bar. Ich schleppte mich von einer Bar zur anderen. Meine Kneipentour fand ihr Ende nach ca. 26 Tageskilometem in Palas de Rei. Zu Mittag gegessen hatte ich unterwegs. Es gab Ensalada (Grüner Salat, Tomaten, Spargel, gekochte Hühnerfleischbrocken), Chuetitas de Cordevo (Gebratene Schälripple mit Pommes) und Eis. Auch ich hatte mir zwischenzeitlich die Landessitte zur Gewohnheit gemacht, von der im Menüpreis meist mit enthaltenen dreiviertel Liter Rotweinflasche nur soviel zu konsumieren, wie ich zum Essen brauchte, und den Rest reuelos zurückgehen zu lassen, zumal ich ihn mir ja nicht einpacken lassen und mit fortnehmen konnte. Die Blöße, den Restwein in meine leeren Wasserflaschen umzufüllen, wollte ich mir nicht geben. Vielerorts sieht man eine sonderbare Form freistehender, auf Stelzen schwebender Getreidespeicher. Die Stelzen sind durch weit überhängende, große Steinplatten unterbrochen, wodurch Mäusen und anderem Ungetier der Zugang zur Speicherkammer erschwert wird.
    Völlig überbelegt fand ich die örtliche Herberge vor, so dass ich mir wie andere auch eine Schlafstatt auf dem Fußboden irgendwo im Hause suchen musste. Überall lagen Isomatten und Schlafsäcke herum. Doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Ich wurde fündig.
     

Montag, den 21.06.:
     
    Gestern und vorgestern hatte es nur zeitweise und leicht geregnet; heute hingegen schüttete es in Strömen. Während ich in einer Frühstücksbar darauf wartete, dass es zu regnen aufhören möge, begann ich die restliche Wegstrecke nach Santiago de Compostela von ca. 65 km in Tagestouren alternativ einzuteilen. Maßgebend hierfür waren neben einer täglich realisierbaren Wegstrecke auch die Unterkunftsmöglichkeiten. Als Ankunftstag in Compostela hatte ich kommenden Donnerstag anvisiert.
    Die Warterei in der Frühstücksbar auf besseres Wetter zehrte an meinen Nerven. Irgendwann hielt ich es nicht länger aus und begab mich hinaus in den Regen, um meinen Weg fortzusetzen. Mich fröstelte. Die Beschaffenheit des Weges war abwechslungsreich und bereitete Freude. Gerade als ich gestärkt durch eine Tortilla francese (mit Rührei belegtes Baguette) von der Bar in Coto aufbrechen wollte, las ich den Barnamen „Die zwei Deutschen“. Sogleich fiel mir ein, dass Carlos, der Baske, mit dem ich mich viele Tage zuvor so fabelhaft unterhalten und dem ich fürs Essen ein Almosen gegeben hatte, mir eindringlich ans Herz gelegt hatte, den Wirtsleuten einen von ihm schriftlich fixierten schönen Gruß auszurichten. Der Deutsch sprechende Wirt war hierüber sehr gerührt. Umso herzlicher fiel auch ihre Verabschiedung aus.
    Nachmittags kam ab und zu die Sonne heraus, so dass das Wandern noch mehr Spaß machte. Nach einem kurzen Gebet in der Pfarrkirche von Melide ging’s vorbei am Ortsfriedhof durch Eichen- und wunderbar duftende Eukalyptuswälder, entlang saftig grüner, nach frisch gemähtem Gras riechender Weiden, über Bächles, über Stock und Stein nach Ribadiso.
    In der wunderschön gelegenen Herberge wurde mir eröffnet, dass ich zwar hier schlafen könne, allerdings auf dem Boden unter einer Pergola. Auf meine Frage hin, wo man etwas zu essen bekommen könne, wurde mir von einer hübschen Hostalera mit jugendlichem Überschwang mitgeteilt, ich müsse nur nach der Hofpforte der Herberge rechts den Hang hinauf gehen und dort würde ich eine Bar vorfinden. Ohne Gepäck machte ich mich sogleich auf.

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