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Jakobsweg

Jakobsweg

Titel: Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Kallen
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Kamin, habe ein kleines Glas Rotwein vor mir stehen, meinen Outdoor-Führer und mein Büchlein daneben liegen und kann so alles brühwarm notieren!
    Ach so - Manjarrn. Na gut, von der "Mystik" ist man bei den Temperaturen und dem suppendicken Nebel nicht sehr beeindruckt, im Gegenteil, es macht fast einen gruseligen Eindruck, wie das schwarze Häuslein da am Straßenrand steht - ich habe es erst gesehen, als ich schon fast daran vorbei war. Ganz lustig fand ich den Wegweiser, aber solche Pfähle gibt es hundertfach ähnlich überall auf der Welt. Ein nicht zu sehender Mann, vermutlich Tomäs, der etwas kauzige selbst ernannte Tempelritter, über den die tollsten Geschichten umgehen, hat mir aber nett ein "buen camino" hinterher gerufen - und darüber freut man sich eben!
    Was ich so richtig schön fand: direkt hinter Manjarrn sind mir auf der Straße drei Pferde entgegengekommen, die ich, lange bevor ich sie sehen konnte, gehört habe. Gott sei Dank! Ich nehme an, dass sie wegen des Schnees und des ganz allgemein schlechten Wetters von ihrer Weide in den Stall getrieben wurden. Die armen Viecher waren total aufgeregt. Ich bin ganz still stehengeblieben, wollte ja nicht umgerannt werden. -
    Das Wetter scheint etwas besser zu werden als gestern, ich kann schon kleine Stückchen blauen Himmel durch mein Fenster sehen; in der Nacht hat es weiter geschneit. Nach einem leckerem Frühstückscafe habe ich einen sehr kurzen Gang durch das Dorf gemacht und dabei ein paar Fotos gemacht.
    In Triacastela könnte ich Michael, den schwulen Travelagent und Hugo, den Gin trinkenden Iren treffen. Sie haben mich heute angerufen, sind noch in O' Cebreiro - von Wissenden auch "O Krepiero" genannt - und warten dort das Wetter ab. Ich wäre gerne dabei, sie sind beides wirklich gute Typen. Heute waren die beiden im spanischen Fernsehen - bei ihrer Ankunft da oben, völlig kaputt und zugeschneit.
    Marguerite hat auch schon wieder gesimst. Es ist einfach toll!! Trudi hat angerufen, Dagmar hat gesimst und auch Christoph und Ina aus Hamburg haben sich gemeldet. Ich mache meist nur am Abend das Handy für ein oder zwei Stunden an, ich will tagsüber meine Ruhe haben. Vollkommen abgeschnitten vom Rest der Welt - so ähnlich fühle ich mich, Zeit genug also, jede Menge nachzudenken. Ich freue mich sehr darüber, hier zu sein, ohne die Unterstützung der Lionelle hätte das nicht funktioniert, klare Sache. Was aber passiert danach? Im Moment bin ich finanziell völlig abhängig und genau das war ich die letzten 25 Jahre nicht. Mal sehen, wie die Lösung aussieht, im Moment quält es mich sehr. Wie will ich leben, was tun??? Vielleicht finde ich ja einen Ausweg.
    Ich warte auch auf einen Anruf von Marencita, die sollte gestern in Fort Lauderdale in den Flieger nach München steigen...
    Ich habe völlig vergessen, zu erzählen, dass GANZ Nordspanien ab etwa 700 mtr. unter einer dicken Schneedecke begraben ist. Absolut ungewöhnlich, es ist ja noch viel zu früh für eine solche Kältewelle, aber das ist schon die 2. in diesem Jahr und in dieser dicken kalten Schneewand steck' ich mittendrin. Morgen soll es für einen Tag schöner werden, ich muss also Kilometer reißen, danach wird es wieder ganz fies bis zum Wochenende. MINDESTENS.
    Grad streitet sich ein Pilger-Paar am Tresen, das ich schon in Belorado gesehen habe. Franzosen, er ist voll wie ein Eimer und schläft dauernd an der Theke ein, sie will auch hier in der "Wildnis" grande Dame sein. Und statt ihn zu lassen, versucht sie in einer Tour, ihn ins Bett zu zerren. Die beiden sind heute meine direkten Nachbarn, in der zweiten Kammer, getrennt durch eine papierdünne Wand. Das wird lustig.
    Ach, wie lieb sie alle sind: heute kam ein Packerl von meinen Mädels, versehen mit 2 Schals, 1 Mütze und einer warmen Weste, die müssen sie extra eingeshoppt haben, dazu Kugelschreiber, Öl - ohne das geht ja sowieso gar nichts, habe bisher KEINE Blasen, nur einen blauen Nagel. Und dann gab's noch eine "Düsseldorfer Nachrichten" und ein "Mallorca-Magazin". Niemand wird mir glauben, wenn ich sage, dass ich mich über ein paar Nachrichten aus der Heimat wahnsinnig gefreut habe.
    "Dass etwas schwer ist, muss ein Grund mehr sein, es zu tun!" (Rainer M. Rilke)
    Bin übrigens endlich in Ponferrada - und gerade eben kam ein sehr lieber Anruf von Theo Berger, meinem lieben alten Freund, der von irgendwem gehört hat, dass ich hier unterwegs bin. Er wollte mir nur sagen, dass er es toll findet und NIE gedacht

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