Jakobsweg
hätte, dass "ausgerechnet" ich den Jakobsweg gehen würde. Die Stadt ist hässlich; fiese Vorstädte, schmutzige Strassen usw.
Villafranca del Bierzo...
War sehr früh auf, bin schon um 8h unterwegs gewesen. Die Landschaft, durch die ich gewandert bin, erinnert mich unheimlich an Südtirol, das hab ich allerdings gestern in Molinaseca schon gedacht. Weinanbau, immer wieder mal ein Blick auf die Straße und eine riesengroße Baustelle. Wenn was zu sehen war bei dem ganzen dicken Nebel. Heute jedenfalls scheint endlich die Sonne!
Und beim Friseur war ich auch: Farbe (naja), Schneiden und Föhnen für 19,50 € - ja, echt - ich seh' allerdings auch wie neunzehnfuffzich aus.
Mir graut vor morgen, ich hab wirklich ein bisschen Angst, ich muss nach O' Cebreiro hoch. Das ist eine Strecke mit zwei heftigen Anstiegen von etwa 500 mtr bis hoch auf 1.300 mtr. Habe Halsweh und Kopfschmerzen. Bin übrigens im "Hostal Mendez" abgestiegen, ebenfalls im Schmidtke beschrieben. Superschöner Ausblick auf das Flüsschen Burbia und den RIESENBERG dahinter. Da muss ich morgen drüber. Heute also ein "gemütlicher Abend mit Bea". Zum Essen gab's einen Käse, eine Tomate und etwas Baguette, dazu die obligatorische Dose San Miguel. Gar wunderbar.
In O' Cebreiro
Tja, geschafft, egal wie man's nimmt. Von Foncebadon nach El Acebo war ein hartes Stück Arbeit, aber HEUTE? Ich würde es ja selber nicht glauben, wenn ich nicht hier wäre. Hier liegt fast ein halber Meter Schnee. Ich bin in O' Cebreiro. Allerdings bin ich wieder einmal die Straße gegangen, es gab gar keine Chance, den Camino zu laufen, du kannst nicht kucken, nicht sicher auftreten. Auf dem Weg nach ganz oben hat mich eine Furgoneta mitgenommen. Der Mann hat sich gar nicht mehr eingekriegt, das sei zu gefährlich, zu neblig, ich sei trotz des orangen Rucksackschutzes nicht zu erkennen, usw. Das letzte Stück von der Straße bis in den Ort (auch noch mal reichlich) bin ich dann aber noch einmal gelaufen und als ich um die Ecke gekommen bin, war wieder TV Galicia da!! Ich bin ein Fernsehstar...
Es gibt zwei Wege aus Villafranca: auf einem Fußgängerweg parallel zur Strasse entlang, das ist eine viel befahrene Schnellstraße, die sich den Berg hochschraubt, das kleine Pilgerlein läuft tapfer nebenher. Schnee und Nebel machen das schwierig, man hört kaum etwas. Den "Camino Duro" zu laufen, habe ich gar nicht erst in Erwägung gezogen, vielleicht wenn ich nicht allein gewesen wäre. Aber so: bei zunehmend schlechtem Wetter auf gut Glück in die Berge rennen? Nee. Ich bin wie schon ein paarmal vorher einfach stur geradeaus gelaufen. Man muss wirklich den Kopf ausschalten und einfach funktionieren. Irgendwann kommt man schon an.
In jedem Fall werde ich für die Anstrengung hier belohnt. Im Moment rätseln die Einheimischen und ein paar wenige Pilger darüber, wie sich das Wetter in den nächsten Tagen entwickelt. Maren in ihrem unendlichen Witz sagte heute, ich solle "nicht so ein Theater machen", andere Leute täten eine Menge Geld ausgeben für den Wintersport, ich solle mir halt einen Schlitten kaufen. Aber schön ist es hier! Sehr schön! Urig, gemütlich, einfach gut! Nach ganz heißer 2-Minuten-Dusche, dann war Ende mit heißem Wasser, bin ich in den Gastraum und hab mir einen Roten bestellt, dazu Pulpo Gallega, das ist gekochter Tintenfisch, der in kleine Stücke geschnitten wird, dann mit grobem Salz und reichlich Paprikapulver bestreut und mit heißem Knoblauchöl übergossen. Dazu gab es grünen Salat und Kartoffeln. War das gut. Keine Pläne, weil keine Ahnung, wie das Wetter wird. Noch 150 km!!!
Nächster Tag
Triacastela - 23 km in eisigem Wind. Habe ACHTEINHALB (!!) Stunden gebraucht und bin blau gefroren. Der einzige Laden hier ist eine Bar - so was von Pfui! "O' Noro" - unglaublich - als ich da reingestolpert bin, haben mich 5 volltrunkene Figuren zahnlos angegrinst und im Chor "Hola Peregrina" gejohlt. Ich war derart durchgefroren - und bin es immer noch -dass ich nicht mal gescheit antworten konnte. Habe Rotwein, Cafe und Caldo bestellt und auch alles bekommen - lauwarm, der Wein allerdings aus dem Kühlschrank! Draußen fallen die dicksten Flocken der Welt und hier stellen sie mir einen gekühlten Rotwein hin...
Der Wirt vermietet Zimmer, ich wollte nicht hier bleiben, aber was machst du, wenn es dunkel wird und du ein Bett brauchst. Also in die "Casa David". Junge, was für ein Ding. Die Übernachtung kostet 60,-- €, frech ist das, unverschämt. Aber
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