Jamaica Lane - Heimliche Liebe
Ruck, wandte sich mit einem freundlichen Lächeln an Ben und streckte ihm die Hand hin. »Ich bin Nate. Wir sind uns schon mal kurz begegnet.«
Wir saßen ganz hinten im Black Medicine , einem urigen kleinen Café mit massiven, handgeschnitzten Holzmöbeln, die sehr gut ans Set von Herr der Ringe gepasst hätten. Ich berichtete Ben gerade von meinen Sorgen mit Nate, da stand der unwiderstehliche Mistkerl doch allen Ernstes leibhaftig vor uns. Wie durch Zauberei.
Nur dass es mit Zauberei nicht das Geringste zu tun hatte.
Jo hatte unseren Treffpunkt durchsickern lassen.
Ich würde sie umbringen.
Ben blinzelte. Nates Auftauchen kam für ihn ebenso überraschend wie für mich. Er betrachtete Nates ausgestreckte Rechte und ergriff sie schließlich zögernd, um sie zu schütteln. »Schön, dich zu sehen«, sagte er verhalten mit einem Blick auf mich.
»Tja.« Nate schnalzte bedauernd mit der Zunge. »Leider muss ich dich jetzt bitten zu gehen. Ich habe was mit Liv zu besprechen.«
Bei dieser ungeheuren Dreistigkeit fiel mir die Kinnlade herunter. »Hast du noch alle Tassen im Schrank?«
Als er mich ansah, war da wieder diese Härte in seinem Blick, und ich erkannte, dass er wütend war. Er war wütend auf mich ? Sollte das ein Witz sein? »Wir haben noch was Dringendes zu klären«, sagte er leise, »und ich finde es nicht fair, Benny Boy da mit reinzuziehen.«
Ben räusperte sich. »Abgesehen von dem herablassenden Spitznamen hat er nicht ganz unrecht.« Er erhob sich von seinem Stuhl und zückte seinen Geldbeutel. Sprachlos musste ich mit ansehen, wie er einen Fünfpfundschein für seinen Kaffee auf den Tisch legte.
»Du willst jetzt ernsthaft gehen?«, zischte ich ihm zu.
Er nickte, halb überfordert, halb resigniert. »Du hast die letzte Viertelstunde damit verbracht, mir bis ins letzte Detail zu schildern, wie er die ganz Woche über versucht hat, dich davon zu überzeugen, dass er dich liebt. Ich finde, du solltest das mit ihm besprechen, nicht mit mir.« Er lächelte freundlich, ehe er Nate einen warnenden Blick zuwarf. Kurz darauf ruhten seine grünen Augen wieder auf mir. »Ruf mich nachher an, und sag Bescheid, ob es dir gutgeht.«
Ich kniff die Augen zusammen. »Ich rede nicht mit Verrätern.«
Ben schüttelte lachend den Kopf. »Ruf mich einfach an.« Dann überließ er mich meinem Schicksal.
Nate wartete nicht einmal, bis er weg war. Er setzte sich auf den Stuhl, den Ben frei gemacht hatte, und rückte so nah an mich heran, dass unsere Beine sich berührten. Ich wiederum schob meinen Stuhl zurück und machte Anstalten aufzustehen.
Blitzschnell legte Nate seine Hand auf meinen Arm. »Liv, bitte.«
Wir funkelten uns gegenseitig an. Leider war meine Willenskraft durch die Wärme und das Flehen in Nates Augen stark in Mitleidenschaft gezogen, so dass ich irgendwann seufzend meine Hand unter seiner wegzog und mit dem Stuhl wieder an den Tisch rückte, allerdings so, dass wir keinen Körperkontakt mehr hatten. »Du hast fünf Minuten.«
Er betrachtete mich einen Moment lang aufmerksam, als wolle er sich meine Züge einprägen. Dabei hatte er etwas so Verletzliches, dass mein Herz schneller schlug. Schließlich beugte er sich zu mir und begann mit leiser Stimme: »An dem Abend bei Cam … die Rothaarige.«
Ich zuckte kurz zusammen, dann fuhr ich die Schutzschilde hoch.
Ich wollte nicht darüber reden, dass ich Höllenqualen gelitten hatte, während Nate sämtliche Erinnerungen an mich einfach wegvögelte.
»Ich habe nicht mit ihr geschlafen«, beeilte er sich, mir zu versichern. Er klang beinahe verzweifelt. »Liv, ich hatte nach dir nichts mehr mit anderen Frauen.«
Ich schnaubte und trank dann betont entspannt einen Schluck von meinem Kaffee, obwohl unsere Unterhaltung alles andere als entspannt war. »Natürlich«, murmelte ich spöttisch und stellte meine Tasse zurück auf den Unterteller.
»Ich würde dich niemals anlügen.«
Sein Tonfall war schroff, beinahe vorwurfsvoll. Das war wirklich ein starkes Stück. »Du bist sauer, weil ich dir nicht glaube? Im Ernst, Nate? Ich habe dich ganz direkt gefragt, ob du mich liebst, und du hast nein gesagt. Jetzt, Wochen später, behauptest du auf einmal, dass du mich doch liebst. Und da wunderst du dich, dass es mir schwerfällt, dir zu glauben?«
Ich dachte schon, er würde nichts darauf erwidern, doch dann holte er tief Luft, als müsse er um Geduld ringen. »An dem Abend, als wir uns gestritten haben – das war das einzige Mal, dass ich dich
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