Jamaica Lane - Heimliche Liebe
Leicht weggetreten zuckte ich mit den Schultern. »Ich fühle mich eben nicht wohl dabei, Haut zu zeigen.«
»Warum nicht?«
Ich sah ihm ins Gesicht und verzog den Mund. »Ist die Frage ernst gemeint?«
Seine Reaktion war genervtes Schweigen. Ja, auch Schweigen konnte genervt sein. Die Luft um Nate herum knisterte förmlich vor Ungeduld, während er darauf wartete, dass ich ihm eine vernünftige Antwort gab.
»Schon gut, schon gut.« Ich stützte mich auf den Tresen und schob mein kaltes Colaglas hin und her. »Weil ich damit vielleicht die Aufmerksamkeit von Männern auf mich ziehe, die dann was Abfälliges über mich denken.«
Nate überlegte kurz, ehe er fragte: »Wurdest du als Kind gemobbt?«
»Ein bisschen. Nicht so sehr, dass ich einen dauerhaften Schaden davongetragen hätte. Wieso?«
»Ich versuche nur gerade dahinterzukommen, weshalb du solche Angst hast, dich zu zeigen.«
Ich rollte mit den Augen. »Ist das jetzt eine Therapiesitzung?«
»Brauchst du eine?«
»Nate«, sagte ich streng. Ich wollte, dass er es begriff. »Da gibt es keine dramatische Geschichte in meiner Vergangenheit. Ich wünschte, es gäbe eine, ganz ehrlich. Dann würde ich mir nicht so dämlich vorkommen. Ja, ich wurde in der Schule gehänselt wie die meisten anderen Kinder auch, aber das war keine große Sache. Meine Mutter hat mir immer das Gefühl gegeben, dass ich was Besonderes bin, und als Dad zu uns kam, hat er mich praktisch auf Händen getragen.« Ich lächelte ihn an. Meine Gefühle gingen ein bisschen mit mir durch. »Ich war schüchtern. Mehr nicht. Und weil Mom krank war, habe ich diese ganze Sache mit Sex und erster Liebe irgendwie verpasst. Es war einfach ein Mangel an Gelegenheit. Je älter ich werde, desto größer werden meine Komplexe, und inzwischen ist mir alle Sicherheit, die ich in Bezug auf meine Sexualität vielleicht mal hatte, abhandengekommen. Das ist die ganze Geschichte. Mehr steckt nicht dahinter.«
Er seufzte schwer und fuhr sich mit der Hand durch sein ungebändigtes, dunkles Haar. »Tut mir leid, Liv. Ich wollte nur ganz sicher sein, dass ich nichts übersehe. Ich möchte wirklich, dass du deine Hemmungen ablegst. Ich will, dass du erkennst, wie einzigartig du bist.«
Ich grinste ihn an. »Wenn du weiter so nette Sachen sagst, muss ich dich vielleicht zu meinem aller besten Freund befördern.«
Er erwiderte mein Grinsen, ehe er um den Küchentresen herum zur Couch ging. Nachdem er darauf Platz genommen hatte, klopfte er neben sich. »Komm, setz dich zu mir.«
Neugierig kam ich seiner Bitte nach.
Sein Lächeln hatte etwas Aufreizendes. »Näher.«
Ich wollte ihm nicht näher kommen. Er roch so gut. Das war mir immer schon aufgefallen, aber in diesem Moment war es mir unglaublich stark bewusst, wie sehr ich seinen Duft mochte. »Wieso? Ich dachte, du bringst mir das Flirten bei.«
»Mache ich ja. Zum Flirten gehört auch Körpersprache. Wenn du einen Meter von einem Mann entfernt sitzt, wird der entweder denken, dass du einen fahrengelassen hast, oder dass du denkst, er hätte einen fahrenlassen.« Ich musste lachen, als er fortfuhr. »Wenn du an einem Typen interessiert bist, ist der erste Schritt, dass du seine Nähe suchst. Aber dräng dich ihm nicht auf – für den Fall, dass er nicht an dir interessiert ist.«
Ich riss vor Schreck die Augen auf und fragte mit unüberhörbarer Panik in der Stimme: »Und wie erkenne ich, ob er an mir interessiert ist?«
»Das wird er dir schon signalisieren.«
»Aber ich habe doch absolut keine Ahnung. Was, wenn ich seine Signale nicht richtig deuten kann?« Das verräterische Zucken um Nates Mundwinkel entlockte mir ein drohendes Knurren. »Wehe, du lachst. Ich meine es bitterernst!«
»Schon gut.« Er lachte trotzdem, ehe er beschwichtigend die Hände hob. »Reg dich ab. Ich zeige dir genau, was ich meine. Als Erstes fängst du einen »Flirt« mit mir an, ich reagiere darauf, und du sagst mir dann, ob ich interessiert war oder nicht.«
Mein Puls begann zu rasen, und meine Handflächen waren bei der bloßen Erwähnung des Wortes »Flirt« schweißnass geworden. »Ja, aber – wie flirtet man?«
Er musste meine Unsicherheit bemerkt haben, er hörte nämlich auf zu grinsen und schenkte mir stattdessen ein kleines, aufmunterndes Lächeln. »Babe, wir machen alles ganz langsam. Setz dich neben mich. Fang ein Gespräch mit mir an, in dem du mir zeigst, dass du Interesse an mir hast.«
»Aber …«
»Liv. Mach’s einfach.«
Ich holte Luft und
Weitere Kostenlose Bücher