Jamaica Lane - Heimliche Liebe
entspannte. Er sollte wissen, dass er sich bei mir sicher fühlen konnte.
Am liebsten hätte ich das kleine traurige Lächeln auf seinen Lippen mit der Fingerspitze nachgezeichnet, aber ich tat es nicht.
Sondern wartete ab.
Bis er sagte: »Ich habe mir das Tattoo stechen lassen, weil ich mich jeden Tag an Alana erinnern wollte.«
»Ja, das hast du mir erzählt«, erwiderte ich sanft.
»Manchmal wünsche ich mir, ich hätte es nicht getan.« Voller Scham sah er mich an. Es tat mir in der Seele weh. »Manchmal denke ich, dass es einfacher wäre, sie hin und wieder zu vergessen.«
»Das ist doch verständlich.«
Nate schüttelte ablehnend den Kopf. »Ich habe es ihr aber versprochen.«
»Was hast du ihr versprochen?«
Seine Stimme war belegt. »Ich habe ihr versprochen, sie niemals im Stich zu lassen.« Er räusperte sich und versuchte, seine aufwallenden Gefühle zu unterdrücken, aber es gelang ihm nicht. Nate trug immer noch eine schwere Last mit sich herum, so viel war klar. »Als wir noch jünger waren, habe ich sie immer beschützt. Vor ihrem widerlichen Stiefvater, vor anderen Kindern, die sie gehänselt haben, weil sie arm war, vor Alpträumen, sogar vor traurigen Geschichten. Aber vor dem Krebs konnte ich sie nicht beschützen. Ich konnte sie nicht beschützen, also musste ich ihr wenigstens versprechen, dass ich sie niemals verlasse.«
Ein neuer Schmerz packte mein Herz mit eiserner Faust. Ich beugte mich zu Nate und gab ihm einen tröstenden Kuss auf die Brust. »Nate, dass du dein Leben lebst, bedeutet nicht, dass du sie vergisst. Oder sie im Stich lässt.«
Seine Augen wurden schmal, offenbar überzeugte mein Argument ihn nicht. »Wie kannst du so was sagen? Gerade du müsstest doch wissen, dass es so nicht ist. Ich müsste mich freuen, wenn ich jeden Tag das Tattoo im Spiegel sehe, Olivia, statt mir zu wünschen, es wäre nicht da.«
Die Faust um mein Herz drückte fester zu, und eine innere Stimme befahl mir, den Mund aufzumachen und ihm die Wahrheit zu sagen. Ihm den wahren Grund für all das hier zu gestehen. Das wäre das einzig Richtige. Um meines besten Freundes willen sollte ich es tun. Ich schmiegte meine Wange an seine Brust und versuchte, ruhig weiterzuatmen. Tränen stachen mir in den Augen. Ich musste mutig sein. Für Nate.
»Willst du wissen, warum ich dich wirklich um Hilfe gebeten habe?« Die letzten Worte kamen als Krächzen heraus, weil Tränen mir die Kehle zuschnürten. Nate versteifte sich, als er die Tropfen auf seiner Haut spürte.
Er bewegte sich, aber nur, um den Arm unter seinem Kopf wegzunehmen, damit er mich an sich ziehen konnte. »Liv?«
Ich sah ihn durch einen Tränenschleier an. »Ich hatte Angst, dass ich meiner Mom irgendwann Vorwürfe machen würde«, gestand ich flüsternd. »Ich hatte Angst, dass ich ihr irgendwann insgeheim die Schuld dafür geben würde, dass ich nie das hatte, was andere hatten – die erste große Liebe, Sex, Zeit, in meiner Jugend alles Mögliche auszuprobieren. Ich dachte«, ich wischte meine Tränen weg, »ich dachte, wenn ich an meiner Situation irgendwas ändern kann, dann besteht vielleicht nicht mehr die Gefahr, dass ich anfange, sie zu hassen. Denn wenn ich sie wegen so was hassen würde, dann wäre ich der schlechteste Mensch überhaupt, und ich hätte keine Ahnung, wie ich damit klarkommen soll, dass ein Teil von mir eine Frau hasst, die bis zu ihrem Tod immer nur freundlich und gut war.« Ich fuhr ihm sanft durchs Haar. »Du bist nicht allein, Nate.«
Ich gab ihm einen tröstenden, tränenfeuchten Kuss auf die Lippen.
Und wurde gleich darauf flach auf den Rücken geworfen. Nate hielt mir die Hände über meinem Kopf fest und rollte sich auf mich. Seine Augen brannten. »Nate?«, japste ich, überrumpelt durch sein plötzliches Manöver.
Seine Antwort war ein ungestümer, fast verzweifelter Kuss. Gleichzeitig schob er meine Beine auseinander. Er ließ meine Hände gerade lange genug los, um ein Kondom vom Nachttisch zu nehmen, doch sobald er es sich übergestreift hatte, hielt er mich wieder fest.
Ich versuchte, die Arme freizubekommen, aber es gelang mir nicht, und ich war erstaunt, als ich bei dem Gedanken, ihm vollkommen ausgeliefert zu sein, einen Schauer der Erregung verspürte.
Ich war wehrlos. Er konnte mit mir machen, was er wollte.
Mit einem Knurren drang er in mich ein, und ich ließ es geschehen. Immer heftiger stieß er in mich hinein, und meine Schreie wurden lauter und lauter, bis der Höhepunkt mich
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