James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs
Hand. Er blickte sich suchend um, dann griff er nach der mit heißem Wasser gefüllten Gummiwärmflasche, die noch zu Bombs Füßen lag, woran sich dieser die klammen Zehen gewärmt hatte.
„Setzen Sie den Keil auf die Mitte der Flasche“, forderte er Bomb auf, „und schlagen Sie mit dem Hammer kräftig zu.“
Bomb zögerte, er kam sich albern vor.
Aber M und der Professor nickten ihm aufmunternd zu.
In Gottes Namen dann, dachte Bomb, schließlich wollte er kein Spielverderber sein.
So holte er kräftig aus, schlug auf den Holzkeil los, dieser drang unter Zischen in das rote Gummiherz, und eine Fontäne heißen Wassers spritzte bis an die weißgetünchte Decke des Zimmers.
„Bravo!“ schrie Professor Van Helsing begeistert. „Das wird diesem Dracs den Garaus machen.“
Bomb, der auch eine tüchtige Portion des Wassers abgekriegt hatte, lächelte gequält, aber er bemerkte, daß ihn Dr. Dreamhips mit einer Mischung aus Schrecken und Bewunderung anstarrte. Das war doch immerhin ein Anfang.
Der Ausrüstungsexperte fuhr fort, seine Kollektion anzupreisen.
„Hier, Sir“, sagte er und hob eine der Spraydosen heraus, „haben wir das gewünschte Weihwasser. Es erschien uns praktischer und leichter anwendbar, wenn wir es in Spraydosen füllen.“
„Für den Nahkampf“, erläuterte Professor Van Helsing kampfeslüstern. „Das mit den Spraydosen ist übrigens eine ausgezeichnete Idee.“
Der Rosige errötete vor Stolz.
„Danke, Sir!“
„Und hier in den Dosen und Säckchen“, fuhr er eifrig fort, „sind die gepreßten Knoblauchblüten, die gehackten Knoblauchzehen und die Blüten und der Samen von wilden Rosen...“
„Zum Bannen der Blutsauger in Ihrer Lagerstätte“, erläuterte der Professor.
Bomb kam das Ganze immer unwirklicher vor.
„Es fehlen nur noch die gestoßene Rattengalle, die pulverisierten Kreuzspinnen und das ausgelassene Hundeschmalz“, bemerkte er sarkastisch.
Die Ausrüstungsabteilung mußte sich halb totgelacht haben. Das war ja wie im tiefsten Mittelalter.
„Hat denn die pharmazeutische Industrie gar keine Fortschritte gemacht? Ist denn noch kein Antivampirin oder so etwas ähnliches auf dem Markt?“ versuchte er matt zu scherzen, aber ganz wohl war ihm nicht dabei.
„Spotten Sie nicht, Bomb“, sagte Professor Van Helsing mahnend, „oft sind die alten magischen Mittel unserer Väter nicht die schlechtesten. Sollte das alles aber versagen, dann ist es dies, was Sie sicher vor dem Bösen bewahren wird und womit Sie es vernichten können.“
Er nahm das Kruzifix und die schwarzgebundene Bibel heraus. Tiefes Schweigen breitete sich unter den Anwesenden aus.
Ach du heiliges Kanonenrohr, dachte Bomb verzweifelt, ich bin gar kein Geheimagent, ich bin Exorzist!
23
In den nächsten Stunden hielt ihm Professor Van Helsing nochmals ein intensives und konzentriertes Privatissimum über den Vampirismus, seine Entstehung, seine Ausbreitung und seine Bekämpfung. Er bleute ihm alle Möglichkeiten der Begegnung mit Dracs und seinen Töchtern ein. Ein Projektionsapparat wurde aufgestellt, und ausgesuchte Szenen aus Vampirfilmen flimmerten über die Leinwand: die Zeremonien der Bluttaufe, das Aufstöbern der Grüfte, die Abschirmung gegen Fledermäuse, Fliegen und Spinnen und schließlich immer und immer wieder das scheußliche Vernichtungsritual der nachzehrenden Bestien.
Bomb spürte in der Unheimlichkeit des abgedunkelten Zimmers, wie bei einer besonders furchterregenden Szene das Knie von Dr. Dreamhips sich angstvoll an das seine preßte. Er tastete nach ihrer zitternden Hand und umschloß sie. Sie zog sie nicht zurück.
Als endlich wieder das Neonlicht des Raumes aufflackerte, sah man das Grauen auf allen Gesichtern. Es verflüchtigte sich nur langsam. Anschließend stellte M die politische Bedeutung der ganzen Affäre heraus. Die Experten des Secret Service waren zu folgenden Schlüssen gekommen: Graf Dracs stand im Dienste des sowjetischen Geheimdienstes. Er war einer der gefährlichsten und rücksichtslosesten Spitzenagenten der Sektion B.O.R.SCH.T.SCH. 2 . Bei dieser Feststellung pfiff Bomb durch die Zähne.
Er wußte, daß sich hinter diesen Buchstaben die Abteilung KA (Kommunistische Assimilation) des KGB verbarg.
Diese Abteilung war Anfang der siebziger Jahre als Konterorganisation gegen den von damaligen westdeutschen Politikern angestrebten „Wandel durch Annäherung“ aufgestellt worden.
Sie hatte sich innerhalb eines Jahrzehnts zu einer der mächtigsten
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