Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs

James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs

Titel: James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Taut
Vom Netzwerk:
klammerten sich zärtlich an ihn.
    Graf Dracs lachte väterlich-gütig auf.
    „Diese Jugend“, sagte er, mit Stolz auf seine Töchter blickend, „so stürmisch, so ohne Scheu und Hemmung. Das ist ein großes Kompliment für Sie, James. Noch nie ist hier ein Mann auf diese Weise willkommen geheißen worden.“
    Bomb fühlte eine Welle des Glücks in sich aufsteigen. Alle früheren dunklen Schatten waren verschwunden. Das war doch alles Mumpitz, was diese Neunmalklugen, dieser Van Helsing und all die anderen in London verzapft hatten.
    Hier war er, Bomb, ein Mann in den besten Jahren, gesund und vital, und da war ein reizvolles Geschwisterpaar, unterschieden zwar durch ein kleines körperliches Mal von der Norm, was aber gerade zum Reiz dieses Doppelgeschöpfes nicht unwesentlich beitrug. Dann war da ein Vater, eine eindrucksvolle und einflußreiche Persönlichkeit, die natürlich etwas exzentrisch und vielleicht auch etwas skrupellos war, dessen Wohlwollen er ebenfalls zu besitzen schien. Das alles war ganz natürlich. Was daran war übersinnlich oder gar dämonisch?
    Bomb betrat das Innere des Schlosses, lachend und freudig begleitet von seinen Gastgebern.
    Eine halbe Stunde später, Bomb hatte gerade sein Dinnerjackett angelegt, ertönte der dumpfe Gong in der Halle, der zum Abendessen rief. Vergnügt nahmen Carmilla und Millarca, der Graf und Bomb ihre Plätze an der großen Tafel ein.
    Die gute Stimmung war so ansteckend, daß sich sogar der bleiche Butler ein verzerrtes Lächeln abrang.
    Die Vorspeise bestand diesmal aus kräftig geräucherten Rotaugenfilets auf Toast mit Vogelbeermeerrettichsahne, eine für Bomb völlig neue Kreation, der auch der Michelin einen Stern spendiert hätte.
    Als Zwischengang gab es ein delikates Blutorangensorbet mit rotem Sekt zur Geschmacksneutralisierung.
    Man plauderte, scherzte und war guter Dinge.
    Vor dem Hauptgang vollzog sich diesmal eine umständliche Prozedur.
    Der bleiche Butler trug zunächst gravitätisch ein merkwürdiges hohes, aus silbernem Metall bestehendes Gerät herein. Es stand auf vier kräftigen Beinen, über ihnen befand sich ein circa ein Liter fassender, ebenfalls silberner Hohlkörper, der offenbar aufgeklappt werden konnte — Bomb erkannte zu beiden Seiten Scharniere — und an dessen Vorderseite unten eine Ausgußtülle hervorragte.
    Darüber wölbte sich ein schwerer Metallbügel, der von oben von einer massiven Spindel senkrecht durchbohrt wurde, deren unteres Ende im Innern des Hohlkörpers verschwand. Am oberen Ende der Spindel war ein Drehhebel angebracht.
    Der Butler stellte dieses Gerät, das reich ziseliert war und sehr repräsentativ aussah, auf der Mitte der Tafel ab.
    Bomb hielt das Ganze auf den ersten Blick für eine Art Fruchtpresse. Der Butler ging hinaus, um gleich darauf, begleitet von einem erwartungsvollen „Ah“ des Hausherrn, mit einer großen silbernen Schüssel wiederzukommen. Auf diesem Behältnis häuften sich eine Menge dunklen, blutigen, kleingeschnittenen Fleisches und Gebeines. Dann stellte der Butler noch ein Rechaud und eine weitere Silberplatte auf das Damasttischtuch.
    Bomb warf dem Grafen, der sich genießerisch die Hände rieb (auch Carmilla und Millarca hatten glänzende Augen), einen fragenden Blick zu.
    „Das ist eine alte woiwodische Spezialität, Mr. Woodpick“, erläuterte Dracs. „Wie Sie wissen, wird bei vielen Geflügelgerichten die Sauce mit dem ausgepreßten Saft des betreffenden Stücks gebunden. Dieser Saft besteht aber aus Blut, und er würde gerinnen, wenn man ihn zu stark erhitzt. Es ist daher mit größter Sorgfalt darauf zu achten, daß die Sauce nur so weit erwärmt wird, wie es zur Bindung unbedingt notwendig ist. Das klassische und populärste Geflügelgericht dieser Art, das direkt im Speisesaal bereitet wird, ist die bekannte Ente aus der Presse, auch Ente Frédèric genannt, Caneton à la presse ou Caneton FrédÈric . In Frankreich nimmt man zu diesem Gericht meistens Rouenner Enten, das sind Blutenten, die nicht gestochen, sondern erstickt werden.
    Wir hier in Transsylvanien bevorzugen allerdings statt der Enten saftige Fledermäuse. Wir bereiten also jetzt eine Chauve Souris à la presse ou chauve souris Frédèric . Interessiert Sie das Rezept, Mr. Woodpick?“
    Bomb war fasziniert. Er nickte.
    „Man nehme“, fuhr daraufhin Graf Dracs genießerisch fort, „pro Person fünf bis sechs recht fleischige, zarte Jungfledermäuse. Am besten besorgt man sie sich gegen Abend zwischen 17

Weitere Kostenlose Bücher