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James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs

James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs

Titel: James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Taut
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und 18 Uhr, wobei die an der Nordseite ihrer Behausung hängenden Exemplare erfahrungsgemäß die saftigsten sind. Die Tiere werden unmittelbar vor dem Essen erdrosselt und dann ganz kurz fünf bis zehn Minuten angebraten, damit sie noch ganz blutig sind. Die Keulen werden abgetrennt, die beiden Brusthälften in lange dünne Streifen geschnitten. Diese sogenannten Aiguillettes und das Gerippe werden mit einem starken, scharfen Messer kleingehackt.“
    Der Graf deutete auf die silberne Schüssel, die der bleiche Butler als erstes hereingebracht hatte und deren Inhalt jetzt portionsweise in die geöffnete Presse gegeben wurde.
    Der Graf fuhr fort: „Man preßt nun das Blut langsam aus, wobei ein halbes Rotweinglas guten Burgunders dazugegeben werden kann, ich selbst halte nichts von dieser Beimengung, da ich den reinen Blutgeschmack schätze. Ich bin sicher, daß Sie mir da zustimmen werden. Es gibt nun verschiedene Methoden, wie die Fledermaus à la Frédèric weiter zubereitet werden kann. Meine leider allzu früh von uns gegangene Gemahlin bevorzugte die folgende..."
    Der Graf hielt einen Moment pietätvoll inne, Carmilla und Millarca schlugen seufzend die Augen nieder, dann setzte Dracs seine Erläuterungen fort, die der bleiche Butler synchron befolgte.
    „Ein Viertel Glas Rotwein wird auf einer Silberplatte auf dem Rechaud fast gänzlich eingekocht und die Flamme ganz klein gestellt. Wenn der Wein nur noch mäßig warm ist, gibt man die Bruststreifen und Schenkel der Feldermäuse dicht nebeneinander auf die Platte und hält sie lauwarm, ungefähr auf der Körpertemperatur eines Warmblüters, das ist überaus wichtig, denn nur so entfaltet sich das volle Aroma“, sagte Graf Dracs kennerisch. „Nun wird das ausgedrückte Blut darübergegossen , mit Salz und Pfeffer leicht gewürzt und auf kleiner Flamme langsam erhitzt. Daraufhin wird sofort vorgelegt.“
    Bomb war sehr gespannt, als endlich der Teller mit den so zubereiteten Fledermäusen vor ihm stand.
    Er kostete.
    Es schmeckte phantastisch.
    Nach der labbrigfaden Aufbaudiät des Armeehospitals und der gelatinösen Klebrigkeit der Kost, die er während des Fluges vorgesetzt bekommen und zwischen Rom und Athen auf zusammengezwängten Knien hinuntergewürgt hatte, war dieses Essen für Bomb eine Offenbarung. Er sprach dem delikaten Gericht kräftig zu und hielt sich auch bei den Getränken, zumal ihm der alte Graf immer wieder Bescheid tat, nicht sonderlich zurück.

    Für die Gourmets unter meinen Lesern:
    Blutpressen dieser Art, sogenannte Entenpressen, die sich wie geschildert vorzüglich für Fledermäuse, des weiteren aber auch für Meerschweinchen, Maulwürfe, Singvögel, Ratten oder Embryonen jeder Art und in entsprechender Größe eignen — wobei man sich bei letzteren natürlich das leidige Ersticken erspart — , sind in Fachgeschäften, wie zum Beispiel bei der Firma Feinkost Dallmaier in München, Dienerstraße (hinter dem Rathaus) Telefon 089/21350, zum Preis von DM 3.980, — erhältlich (versilbert auf Mahagonisockel).

    Auch Carmilla und Millarca, die statt des trockenen Rotweins roten Krimsekt bevorzugten, tranken ihm immer wieder lächelnd und mit verheißungsvollen Augen zu, so daß Bomb am Ende des Diners nach einem Dessert, das aus einer großen kristallenen Schale roter Grütze von Erdbeeren und Himbeeren der transsylvanischen Wälder bestand, beschwingt und rundum zufrieden und glücklich war.

25

    Endlich hob der alte Graf die Tafel auf. „Ihr beiden werdet euch noch etwas gedulden müssen“, sagte er lächelnd zu den schmollenden Mädchen, hakte Bomb väterlich unter und steuerte mit ihm auf die Bibliothek zu. „Euer alter Vater hat mit unserem lieben Gast noch etwas Geschäftliches und noch etwas Privates zu bereden, aber es wird nicht allzu lange dauern, und dann gehört er für den Rest des Abends euch.“
    Als der bleiche Lakai die hohen Flügeltüren zur Bibliothek hinter ihnen schloß, wandte sich Graf Dracs zu Bomb. Die heitere, gelöste Miene seines gebräunten Gesichts erlosch und machte einem sorgenvollen Ausdruck Platz.
    „Ja, mein lieber James“, sagte er, während er fürsorglich Bomb eine Silberdose mit aromatischen kubanischen Importen zuschob, „der Eindruck einer heilen und glücklichen Familie trügt oft. Auch ich habe meinen Kummer und meine sehr persönlichen Sorgen. Ich komme in die Jahre. Meine teure Gemahlin, die sehr frühzeitig das Zeitliche segnete, hat mir leider nur meine beiden geliebten Töchter

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