James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs
hautnah. Es ist also aus erster Hand. Die Shubanuh hat sich gestern einem Schwangerschaftstest unterzogen, der positiv ausfiel. Außerdem hat sich der Shuh seit dem Tode Draculas gesundheitlich erholt. Er hat seine Impotenz überwunden, wird also seine Vaterschaft nicht anzweifeln“, sagte M.
Sehr diskret ausgedrückt, dachte Bomb, auf gut englisch heißt das, der Shuh kriegt ihn endlich wieder hoch.
„James, ich muß sagen, Sie haben ganze Arbeit geleistet.“ M nickte anerkennend. „Ich habe immer gewußt, daß ich mich diesbezüglich auf diese Ihre — äh — Fähigkeiten verlassen kann.“
So, hast du das, dachte Bomb.
„Damit hat sich die politische Situation im Vorderen Orient ganz wesentlich zu unseren Gunsten verändert“, fuhr M fort. „Dazu kommt noch die Eliminierung eines Spitzenagenten von B.O.R.SCH.T.SCH. Ich muß sagen, James, ich bin mehr als zufrieden mit Ihnen.“
Er rieb sich freudig die Hände.
„Auch höheren Ortes weiß man Ihre Leistung zu schätzen, das weiß ich definitiv.“ Und dann ließ M endlich die Katze aus dem Sack: „006, ich kann Ihnen mitteilen, daß Sie zum Ritter des Hosenbandordens vorgeschlagen sind. Es liegt also nahe, daß Sie sich in Bälde auch einmal ordentlich ankleiden müßten. Es würde mich sehr freuen, 006, wenn Sie den Sekret Service im Buckingham-Palast nicht durch Ihre etwas — äh — indezente Kleidung kompromittieren würden.“
Natürlich, darauf hatte Bomb schon lange gewartet.
M hatte es gerade nötig. Er sah doch mit seinem schäbigen Tuchmantel und seinem abgeschabten Samtkragen wie ein Altteddy aus.
„Ach, Chef“, meinte Bomb, „sagen Sie doch Lissy, sie soll sich keine Umstände machen. Sie möchte die Strumpfbandmedaille einfach in ihrer Nachttischschublade bereithalten, ich komme dann gelegentlich vorbei, wenn ich wieder mal an Schlaflosigkeit leide, und hol’ sie mir dann zusammen mit einem Fläschchen Wein ab. Sie soll bloß das Balkonfenster nicht abschließen. Vielleicht können wir dann vor dem Aufstehen noch ein bißchen plauschen, vorausgesetzt, Philipp stört uns nicht, aber der ist ja meistens nicht zu Hause.“
Bomb blickte M an.
„Haha“, schloß er lahm, als er bemerkte, wie sich M’s Gesicht bei seinem Geflachse versteinert hatte.
Naja, dachte er, dann nicht, du humorloser Gimpel. Der Abend war ja sowieso nicht mehr zu retten.
Er schwieg verstimmt.
M, der Bombs Ausrutscher eisig überging, plauderte weiter. Er palaverte und palaverte. Endlich war auch M müde. Zweimal schon war ihm die Dunhill mit ihrer stinkenden Sondermischung aus dem Gesicht gefallen und funkenstiebend auf seiner greulich gemusterten Weste gelandet.
Schließlich erhoben sie sich vorsichtig, um den blasenwerfenden Militär und das leise vor sich hinvibrierende Skelett nicht zu wecken, ließen sich ihre Mäntel im Foyer geben und traten in die kühle Londoner Nacht hinaus.
Bomb fuhr M, der im Taxi gekommen war, nach Hause, lehnte vor dessen Haustür die Einladung zu einem Schlummertrunk, den M auch nur höflichkeitshalber anbot, erwartungsgemäß ab, was seinen Chef zu einem dankbaren Nicken veranlaßte. Auch M war ruhiger geworden.
„Gute Nacht, Sir, und vielen Dank“, sagte Bomb.
„Gute Nacht, James, bis nächste Woche also.“
M trat ins Haus, und Bomb startete den Bentley heimwärts durch die bleiche Vollmondnacht.
Es war ein völlig verkorkster Abend gewesen. Eigentlich hätte er mehr Freude und Enthusiasmus zeigen sollen, als sein Chef die Verleihung des Hosenbandordens in Aussicht stellte.
M war sicher enttäuscht gewesen. Aber, zum Teufel, irgendwie war ihm das alles gleichgültig. Er war einfach unzufrieden und frustriert. War ja auch kein Wunder, wenn man als Mannsbild in den nicht mehr besten Jahren schon mal den Dusel hatte, zwei so ideale Betthasen kennenzulernen, die imstande waren, die letzten Reserven in einem locker zu machen, und dann waren es plötzlich Vampire, Geister, nichtexistente Wesen, und alles löste sich in Luft auf. Die ganzen unerfüllten Sehnsüchte eines jeden Mannes, die unterdrückten Wünsche nach Vielweiberei, die auch in jedem kleinsten Miesling schlummern — er hatte sie sich nur einmal erfüllen können, und dann — peng! — war das Tor zu diesem Paradies wieder zugeknallt.
Bomb seufzte tief, dann riß er sich zusammen. Er durfte schließlich nicht die Kehrseite der Medaille außer Betracht lassen. Wie lange hätte er denn überhaupt mithalten können? Die beiden Luder hätten ihm doch
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