James Bomb 5 -James Bomb jagt den Paten
Rauschgift im Wert von ein paar hunderttausend Dollar her — über Nacht! Ich bin Erzeuger, Lieferant, Großhändler und Zwischenhändler in einer Person, und alle Profite, die die anderen sonst einsacken, steck’ ich in meine Tasche. Ich bin auf niemanden mehr angewiesen. Designer-Drogen, das ist die Zukunft. Die sind tausendmal billiger herzustellen, sind tausendmal wirksamer und bringen hunderttausendmal mehr Gewinn!“
Sie griff nach ihrer Kaffeetasse und nahm einen Schluck.
Der Agent sagte gar nichts.
„Das ist nur ein Beispiel“, meinte Elsa. „Es gibt noch viele andere. Fast alles muß modernisiert werden. Die Prostitution
läuft auch völlig aus dem Ruder. Mit Opas Sex ist es aus. S + M ist im Kommen!“
„Was heißt S + M? Schnee und Matsch?“ fragte der Agent. Elsa sah ihn mitleidig an.
„Das fällt in die Rubrik leiden und leiden lassen. Ich dachte, als Engländer kennst du dich da aus?“
„Ich hatte eine schottische Großmutter, vielleicht liegt es daran“, entschuldigte sich Bomb verlegen.
„Ja, auf den Pfennig darf man da nicht gucken“, meinte Elsa.
Der Agent rührte beschämt in seinem Kaffee.“
„Ab heute werden die Mafiosas die Familiengeschäfte übernehmen“, verkündete Elsa triumphierend.
„Donna Rosina die Verdura-Familie, Donna Sophia die Carne-Familie, Donna Julia die Dolce-Familie und Donna Clara die Pesce-Familie.“
Da werden Weiber zu Hyänen, dachte Bomb.
„Und wer wird Chefin der Pasta-Familie?“ fragte er. „Mutter natürlich“, antwortete Elsa.
„Und du?“ fragte der Agent.
„Ich bin die Consigliera der Familie.“
„Und was wird aus Pietro Tortellini?“
„Der Mastino wird sich um ihn kümmern“, antwortete Elsa. „Genügt es nicht, ihn einfach abzusetzen?“ ,, versuchte der Agent den alten Consigliere zu retten.
„Er weiß zuviel.“
„Und was geschieht mit dem Mastino?“ fragte Bomb.
Elsa lächelte. „Er bleibt, was er ist. Ein paar Männer brauchen wir schon!“
„Für die nasse Arbeit und fürs Grobe“, meinte Bomb bitter. „Nicht nur dafür“, sagte Elsa lächelnd. „Für Männer wie dich, Darling, gibt es bei mir sehr angenehme Beschäftigungen.“ Sie trat auf ihn zu und schlang die Arme um seinen Nacken. Das schwarze Negligé klaffte über ihren Brüsten weit auseinander.
„Wir werden sehr glücklich sein, James“, flüsterte sie verheißungsvoll. „Wir werden reich sein und mächtig. Wir werden ein Leben führen, wie nie ein Mann und eine Frau zuvor. “
Sie küßte ihn leidenschaftlich.
Dann löste sie sich von ihm und blickte auf die Uhr. Es war viertel vor acht.
„Wir reden später weiter , Darling. Zieh dich an, ich muß hinunter — mich um Mutter kümmern. Die Formalitäten müssen erledigt werden. Der Doktor wird inzwischen da sein. Die Leichenfrau für Papa muß kommen und der Bestattungsunternehmer... die müssen sich dann auch noch um Rocco kümmern, obwohl da nicht mehr viel zu tun sein wird.
So, und nun geh schön.“ Sie tätschelte seine Wange. „Ich muß mich auch noch anziehen. Ich hab’ dir j a gesagt — ich hab’ heute viel um die Ohren.“
51
Als Bomb eine Viertelstunde später in die Halle hinunterging, war gerade der Hausarzt der Pappardelles, der den Totenschein ausgestellt hatte, am Gehen.
Der Tod Don Vicos hatte sich in Windeseile in Klein-Corleone herumgesprochen. Die ersten Beileidsbesucher hatten sich schon vor der Freitreppe versammelt und warteten darauf, den Aufgebahrten sehen zu dürfen.
Der Agent ging mit Elsa ins Sterbezimmer, wo die Leichenfrau gerade letzte Hand an den Verblichenen legte. Zwei lange weiße Kerzen brannten zu Füßen des toten Don. Der alte Mafioso lag friedlich, mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen, in seinem biederen Sonntagsanzug da, als hätte er nie in seinem Leben ein Wässerchen getrübt. Die goldene Uhrkette spannte sich über seinen mächtigen Bauch, und seine Füße steckten in soliden schwarzen Schnürstiefeln. Er war von der Leichenfrau besser rasiert, als jemals zu seinen Lebzeiten. Wahrscheinlich bot er von allen heute nacht ermordeten Dons den angenehmsten Anblick, von Rocco ganz zu schweigen, dachte der Agent.
Er trat auf Signora Pappardelle zu, die am Kopfende des Bettes stand, und kondolierte ihr murmelnd.
Drückte er nun einer Mörderin die Hand oder einer trauernden Witwe? Daß der Alte ausgerechnet in dieser Nacht abgekratzt sein sollte, war doch mehr als unwahrscheinlich. Er warf einen Blick in das
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