James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)
heraus, dass das New Yorker Syndikat, das die Insel gekauft hatte, zu hundert Prozent Mr Big gehörte.
Das war vor drei Monaten gewesen. Strangways wurde angewiesen, um jeden Preis auf die Insel zu gelangen und herauszufinden, was dort vor sich ging. Er hatte eine aufwendige Operation organisiert. Als Erstes hatte er ein Anwesen am westlichen Arm der Shark Bay namens Beau Desert gemietet. Darauf befanden sich die Überreste einer der berühmten jamaikanischen Villen und außerdem ein modernes Strandhaus mit Blick auf den Ankerplatz der
Secatur
vor Surprise.
Dann hatte er zwei hervorragende Taucher vom Flottenstützpunkt auf Bermuda angefordert und die Insel durch Tag- und Nachtferngläser permanent überwachen lassen. Doch man hatte nichts Verdächtiges entdecken können. Also hatte er in einer dunklen, stillen Nacht die zwei Taucher losgeschickt, um unter Wasser das Inselfundament zu untersuchen.
Strangway beschrieb sein Entsetzen, als eine Stunde nachdem sie losgeschwommen waren, um die knapp dreihundert Meter Wasser zu überwinden, irgendwo auf der Insel das schreckliche Trommeln begonnen hatte.
In dieser Nacht waren die zwei Männer nicht wieder zurückgekommen.
Am nächsten Tag waren die beiden an verschiedenen Stellen der Bucht angespült worden. Oder vielmehr das, was die Haie und Barrakudas von ihnen übrig gelassen hatten.
An diesem Punkt unterbrach Bond Strangways Erzählung.
»Einen Moment«, sagte er. »Was soll dieses ganze Gerede über Haie und Barrakudas? Die sind doch in diesen Gewässern normalerweise gar nicht aggressiv. Es gibt um Jamaika nicht viele, und sie fressen auch nicht nachts. Und ich glaube, weder Haie noch Barrakudas greifen Menschen an, es sei denn, es ist Blut im Wasser. Vielleicht schnappen sie mal aus Neugier nach einem Fuß. Haben sie sich rund um Jamaika jemals so verhalten?«
»Seit einer Frau 1942 in Kingston Harbour der Fuß abgebissen wurde, nicht mehr«, erwiderte Strangways. »Sie wurde von einem Schnellboot gezogen. Ihre Füße müssen besonders appetitlich ausgesehen haben. Und sie hatte wohl genau die richtige Geschwindigkeit. Jeder pflichtet Ihrer Theorie bei. Und meine Männer hatten Harpunen und Messer. Ich dachte, dass ich alles getan hätte, um sie zu schützen. Eine schreckliche Sache. Sie können sich bestimmt vorstellen, wie ich mich deswegen fühle. Seitdem haben wir nichts getan, außer über das Kolonialbüro und Washington einen offiziellen Durchsuchungsbefehl anzufordern. Verstehen Sie, die Insel gehört ja jetzt einem Amerikaner. Es geht verdammt langsam voran, besonders weil gegen diese Leute nichts vorliegt. Sie scheinen Unterstützer in Washington und ein paar gerissene internationale Anwälte zu haben. Wir stecken absolut fest. London hat mir gesagt, dass ich durchhalten soll, bis Sie eintreffen.« Strangways nahm einen Schluck von seinem Whiskey und sah Bond erwartungsvoll an.
»Wo befindet sich die
Secatur
momentan?«, fragte Bond.
»Immer noch in Kuba. Laut der CIA wird sie in etwa einer Woche hier eintreffen.«
»Wie viele Fahrten hat sie schon unternommen?«
»Ungefähr zwanzig.«
Bond multiplizierte hundertfünfzigtausend Dollar mit zwanzig. Wenn seine Schätzung stimmte, hatte Mr Big bereits eine Million Pfund in Gold von der Insel geschafft.
»Ich habe ein paar provisorische Vorbereitungen für Sie getroffen«, sagte Strangways. »Da ist das Haus auf Beau Desert. Ich habe Ihnen einen Wagen besorgt, einen Sunbeam Talbot Coupé. Neue Reifen. Schnell. Genau das richtige Auto für diese Straßen. Dann habe ich noch einen guten Mann als Ihr Faktotum aufgetan. Einen Kaiman-Insulaner namens Quarrel. Der beste Schwimmer und Fischer in der Karibik. Äußerst gerissen. Ein netter Kerl. Und ich habe das Urlaubshaus der West Indian Citrus Company in der Manatee Bay gemietet. Es liegt am anderen Ende der Insel. Sie könnten sich dort eine Woche erholen und ein wenig trainieren, bis die
Secatur
einläuft. Sie müssen fit sein, wenn Sie versuchen wollen, nach Surprise hinüberzuschwimmen. Und ich glaube wirklich, dass das die einzige Möglichkeit ist. Kann ich sonst noch etwas tun? Ich bin natürlich erreichbar, aber ich muss in Kingston bleiben, um die Kommunikation mit London und Washington aufrechtzuerhalten. Sie wollen über alles informiert werden, was wir tun. Gibt es sonst noch etwas, um das ich mich kümmern soll?«
Bond hatte sich darüber bereits Gedanken gemacht.
»Ja«, sagte er. »Sie könnten London darum bitten, uns vom
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