James Bond 03 - Moonraker (German Edition)
Decke.
»Er war einer der beiden Männer, die gestern Abend ums Leben kamen. Er wurde von einem der Deutschen erschossen, der sich daraufhin selbst umbrachte.«
M senkte den Blick und sah Bond an. Bond erwiderte nichts und wartete auf den Rest der Geschichte.
»Das Ganze ereignete sich in einem Pub in der Nähe der Anlage. Es gab jede Menge Zeugen. Offenbar handelt es sich um ein Gasthaus am Rand der Anlage, das den Männern zugänglich ist. Irgendwo müssen sie wohl hingehen können, um sich zu erholen, schätze ich.« M hielt inne. Er hielt den Blick weiterhin auf Bond gerichtet. »Nun, Sie haben gefragt, was wir damit zu tun haben. Die Antwort lautet, dass wir in die Sache verwickelt sind, weil wir diesen speziellen Deutschen und all die anderen überprüft haben, bevor sie die Anlage betreten durften. Wir haben die Personalakten sämtlicher Männer bekommen. Und als diese Sache passierte, wollten die Sicherheitsleute der Airforce und Scotland Yard natürlich als Erstes die Akte des Toten haben. Sie meldeten sich gestern Abend beim diensthabenden Beamten, und der kramte die Papiere aus dem Archiv und schickte sie zu Scotland Yard rüber. Eine Routineaufgabe. Er machte einen Vermerk darüber in den offiziellen Unterlagen. Als ich heute Morgen herkam und den Vermerk sah, war ich plötzlich interessiert.« M sprach leise. »Nachdem wir den Abend mit Drax verbracht haben, war es, wie Sie bereits bemerkten, ein seltsamer Zufall.«
»Sehr seltsam, Sir«, sagte Bond, der immer noch wartete.
»Und es gibt noch etwas«, fuhr M fort. »Und das ist der eigentliche Grund, warum ich mich in die Sache hineinziehen ließ, anstatt mich einfach aus allem herauszuhalten. Das muss oberste Priorität über allem anderen haben.« Ms Stimme war nun sogar noch leiser. »Sie werden den Moonraker am Freitag abfeuern. Das sind weniger als vier Tage. Ein Testabschuss.«
M hielt inne, griff nach seiner Pfeife und machte sich daran, sie anzuzünden.
Bond sagte nichts. Ihm war immer noch nicht klar, was das Ganze mit dem Secret Service zu tun hatte, dessen Zuständigkeitsbereich außerhalb des Vereinigten Königreichs lag. Es schien eher eine Aufgabe für die Spezialabteilung von Scotland Yard oder möglicherweise auch für den MI5 zu sein. Er wartete. Er schaute auf seine Uhr. Es war Mittag.
M steckte seine Pfeife an und fuhr fort.
»Aber ganz abgesehen davon wurde mein Interesse an dem Fall geweckt, weil gestern Abend auch mein Interesse an Drax geweckt wurde.«
»Meins ebenfalls, Sir«, sagte Bond.
»Nachdem ich also den Vermerk gelesen hatte«, ignorierte M Bonds Kommentar, »rief ich Vallance von Scotland Yard an und fragte ihn, was da vor sich geht. Er war recht besorgt und bat mich, vorbeizukommen. Ich erwiderte, dass ich den Leuten vom MI5 nicht auf die Füße treten wolle, doch er meinte, er habe bereits mit ihnen gesprochen. Sie beharrten darauf, dass es eine Angelegenheit zwischen meiner Abteilung und der Polizei sei, da wir den Deutschen überprüft hätten, der den Mord beging. Also kam ich seiner Bitte nach.«
M hielt inne und warf einen Blick auf seine Notizen.
»Der Ort befindet sich an der Küste, knapp fünf Kilometer nördlich von Dover«, erklärte er. »Ganz in der Nähe liegt an der Hauptküstenstraße dieses Gasthaus, das ‚World Without Want‘, und die Männer aus der Anlage gehen jeden Abend dorthin. Gestern Abend war auch der Sicherheitsoffizier vom Ministerium, dieser Tallon, dort, trank einen Whisky Soda und plauderte mit ein paar der Deutschen, als der Mörder, wenn man ihn denn so nennen will, hereinkam und direkt auf Tallon zumarschierte. Er zog eine Luger – im Übrigen ohne Seriennummer – unter seinem Hemd hervor und sagte«, M sah auf, »‚Ich liebe Gala Brand. Sie werden Sie niemals bekommen.‘ Dann schoss er Tallon ins Herz, streckte sich den noch rauchenden Lauf der Waffe in den Mund und betätigte den Abzug.«
»Was für eine schreckliche Sache«, erwiderte Bond. Er konnte sich jedes Detail des Durcheinanders in dem überfüllten Schankraum eines typischen englischen Pubs vorstellen. »Wer ist das Mädchen?«
»Das ist eine weitere Komplikation«, sagte M. »Sie ist eine Agentin der Spezialabteilung. Spricht fließend Deutsch. Eins von Vallance’ besten Mädchen. Sie und Tallon waren die einzigen beiden Nichtdeutschen, die Drax bei sich auf der Anlage hatte. Vallance ist ein misstrauischer Bursche. Das muss er auch sein. Dieser Moonraker-Plan ist offensichtlich das Wichtigste, was
Weitere Kostenlose Bücher