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James, Henry

James, Henry

Titel: James, Henry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benvolio
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eine Weile geradezu bei der Gräfin. Er hatte sich, mit unendlicher Mühe, von seinem Nachbarn, dem Geizhals, das Recht erkauft, die Wohnung des verstorbenen Professors zu beziehen. Deren widerwärtiger Eigentümer hatte sich, trotz seiner tief verwurzelten Abneigung gegen Reimschmiede, dem finanziellen Argument nicht verschlossen und schien sehr verwundert, dass ein Dichter auch nur ein einziges Fünfschillingstück besaß. Scholastica hatte alles an seinem alten Platz belassen, doch Benvolio betrat das Zimmer vorerst nicht. Er schloss die Tür ab und verwahrte den Schlüssel in seiner Westentasche, wo seine Finger mit ihm spielten, während er bei der Gräfin weilte. Mehrere Monate verstrichen, und das Versprechen der Gräfin erfüllte sich nicht. Er vermisste Scholastica schmerzlich, und je mehr Zeit ins Land ging, umso mehr vermisste er sie. Schließlich betrat er das alte, dunkle Zimmer und versuchte, dort zu arbeiten. Es gelang ihm mehr schlecht als recht; der Raum schien ihm düster und leer, doppelt leer, wenn er daran dachte, wie alles hätte sein können. Unversehens stellte er seine Besuche bei der Gräfin ein; eine lange Zeit verging , ohne dass sie ihn sah. Dann begegnete sie ihm bei anderen Leuten wieder und hatte eine bemerkenswerte
Unterredung mit ihm. Sie überhäufte ihn mit Vorwürfen, die er zweifellos verdiente, doch er konterte mit einer Antwort, die sie die Augen aufreißen, erröten und später einräumen ließ, dass sie, für eine intelligente Frau, sehr töricht gewesen sei.«Sehen Sie denn nicht», sagte er,«können Sie sich denn nicht vorstellen, dass Sie mir nur als Gegenbild etwas bedeutet haben? Sie haben sich die Mühe gemacht, das Gegenbild zu zerstören, und damit haben Sie auch alles andere zerstört. Will ich Konstanz, ziehe ich das hier vor!»Bei diesen Worten tippte er sich gegen seine Dichterstirn. Er sah die Gräfin nie wieder.
    Jetzt bedauere ich es doch ein wenig, zu Beginn meiner Geschichte gesagt zu haben, es handele sich nicht um ein Märchen; denn sonst stünde es mir nun frei, entsprechend frohgemut zu erzählen, dass Benvolio die Gräfin ebenso vermisste wie Scholastica und ein außerordentlich gramerfülltes und unproduktives Leben führte, bis er eines Tages auf die andere Seite des Erdballs segelte und Scholastica nach Hause holte. Danach begann er wieder zu schreiben, allerdings behaupteten viele Leute, seine Dichtung wäre schrecklich schwerfällig geworden. Aber verzeihen Sie; ich schreibe, als handelte es sich tatsächlich um ein Märchen!

VIER BEGEGNUNGEN
    Ich bin ihr lediglich viermal begegnet, aber jede dieser Begegnungen ist mir in lebhafter Erinnerung geblieben; sie hat mich beeindruckt. Ich fand sie sehr hübsch und sehr interessant – ein bezauberndes Wesen. Es tut mir sehr leid zu hören, dass sie gestorben ist; aber wenn ich genauer darüber nachdenke, frage ich mich, warum es mir eigentlich leidtut. Bei unserem letzten Zusammentreffen war sie fraglos nicht… Doch ich will alle unsere Begegnungen der Reihe nach schildern.

I
    Die erste fand auf dem Land statt, während einer kleinen Teegesellschaft an einem Winterabend. Das muss jetzt etwa siebzehn Jahre her sein. Mein Freund Latouche, der Weihnachten bei seiner Mutter verbringen wollte, hatte mich dazu überredet, ihn zu begleiten, und die werte Dame hatte uns zu Ehren die gesellige Unterhaltung ausgerichtet, von der ich spreche.
Für mich war es wirklich unterhaltsam, denn ich war zu dieser Jahreszeit noch nie im tiefsten Neuengland gewesen. Es hatte den ganzen Tag geschneit, und die Schneeverwehungen waren kniehoch. Ich wunderte mich, dass die Damen es geschafft hatten, das Haus zu erreichen, doch merkte ich bald, dass in Grimwinter eine conversazione 1 , die als Attraktion zwei Gentlemen aus New York bot, als Ereignis galt, für das es sich lohnte, einige Mühe auf sich zu nehmen.
    Im Laufe des Abends fragte mich Mrs Latouche, ob ich nicht einigen der jungen Damen die Photographien zeigen wolle. Die Photographien befanden sich in zwei großen Mappen; ihr Sohn, der, wie ich selbst, erst kürzlich aus Europa zurückgekehrt war, hatte sie mitgebracht. Ich sah mich um und stellte erstaunt fest, dass sich das Interesse der meisten jungen Damen auf ein Objekt richtete, das viel faszinierender war, als es selbst die schönste Aufnahme von einer sonnendurchfluteten Landschaft hätte sein können. Eine von ihnen stand indes allein beim Kamin und blickte sich mit einem feinen, sanften Lächeln im Raum um,

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