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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Mercedessen manövriert hatte, hielt ich an einem Fischmarkt in der Nähe von Overland. Als ich nach Hause kam, war Robins Lieferwagen nirgendwo zu sehen. Auf dem Anrufbeantworter fand ich die Nachricht vor, dass sie gegen Viertel vor acht nach Hause käme. Jennifer Leavitt hatte angerufen und zwei Nummern hinterlassen. Ich schrieb sie mir auf ein Stück Papier. Die eine war ein Universitätsanschluss, die zweite eine Nummer aus dem Fairfax District. Ich war neugierig, zu erfahren, was Jennifer mir zu sagen hatte, aber nicht neugierig genug, um mich von meinen Plänen abbringen zu lassen. Ich beschloss, sie später am Abend wieder anzurufen, und steckte den Zettel in die Hosentasche.
    Ich trug die Geschenke ins Schlafzimmer und verteilte sie auf dem Bett. Nachdem ich Jeans und ein abgetragenes T-Shirt angezogen hatte, ging ich in die Küche, legte Joe Pass auf, zog eine Schürze an und begann, das Essen vorzubereiten. Als Vorspeise sollte es Austernpilze mit Knoblauch und Croûtons geben, danach grünen Salat mit Pfeffer und chinesischen Zwiebeln in Vinaigrette, dann gegrillten norwegischen Salm mit Kapern, gebutterte Prinzessbohnen und eine Flasche Sauvignon, den mir eine Richterin geschenkt hatte. Das dänische Eis war als Nachtisch gedacht.
    Als Robin nach Hause kam, machte ich gerade die Salatsauce. Ich nahm ihr Mantel und Tasche ab und führte sie in die Küche, wo ich sie gleich an den Tisch setzte. Dann reichte ich ihr eine Schale und ein Handtuch zum Händewaschen.
    »Oh!«, rief sie. »Welchem Umstand verdanke ich das?«
    Ich brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen, goss ihr Wein ein und servierte die Austernpilze.
    »Alex, das ist ja fantastisch!«
    »Hau rein, lass es dir richtig schmecken!«
    Wir aßen langsam und genussvoll, ohne viel zu reden.
    »Herrlich«, sagte Robin und schob ihren Teller zur Seite.
    »Wie wär’s mit Nachtisch?«
    Sie stöhnte und strich sich über den Bauch.
    »Können wir damit ein bisschen warten?«
    »Klar. Geh und ruh dich aus, während ich aufräume.«
    »Ich möchte dir helfen, damit ich mich ein bisschen bewege.«
    »Gut, aber geh bitte erst ins Schlafzimmer, und hol mir ein dünneres Hemd.«
    »Gern.«
    Als sie wiederkam, hielt sie sich das Spitzenhemd vor und strahlte wie ein Kind.
    »Ist das lieb!«, sagte sie.
    Wir gingen aufeinander zu, umarmten uns und trennten uns an diesem Abend nicht mehr.
    Gleich nachdem Robin am nächsten Morgen in ihren Laden gefahren war, hängte ich meine Jeans auf. Dabei fiel der Zettel mit Jennifers Nummern heraus. Zuerst versuchte ich es in der Universität. Eine langsame Baritonstimme teilte mir mit, dass ich mit dem Institut für Verhaltensforschung verbunden sei. Im Hintergrund hörte ich undeutlich Stimmen.
    »Hier ist Dr. Delaware. Jennifer Leavitt hat mich um Rückruf gebeten.«
    »Wer?«
    »Dr. Delaware.«
    »Mit wem wollen Sie sprechen?«
    »Jennifer Leavitt.« Ich buchstabierte.
    »O ja, eine Sekunde.« Er legte den Hörer nieder und rief laut ihren Namen. Als er zurückkam, war seine Stimme noch müder. »Sie ist leider nicht da.«
    »Wann wird sie da sein?«
    »Ich weiß es nicht, übrigens sind wir hier gerade mitten in einer Sache, rufen Sie doch später wieder an.«
    »Kann ich eine Nachricht hinterlassen?«
    »Ich weiß nicht, wie ich das …«<
    »Schon gut, danke.«
    Ich hängte ein und versuchte es mit der Nummer in Fairfax. Eine freundliche Frauenstimme war in der Leitung.
    »Mrs. Leavitt?«
    »Ja?«
    »Hier ist Dr. Delaware. Ich kenne Jennifer aus dem Projekt 160 …«<
    »Ach, Sie sind es. Jennifer hat Ihnen etwas Wichtiges zu sagen. Ich soll Ihnen mitteilen, dass sie heute tagsüber nicht zu Hause ist. Sie und Danny, ihr Freund, sind nach La Jolla gefahren. Aber heute Abend ist sie sicher zurück. Wo kann sie Sie erreichen?«
    Ich gab ihr meine Privatnummer und bedankte mich.
    »Gern geschehen, Doktor. Jennifer hat immer so nett von Ihnen gesprochen. Sie war noch so jung, als sie in das Projekt aufgenommen wurde, Sie haben ihr sehr geholfen, sich zurechtzufinden.«
    »Das freut mich zu hören.«
    »Und jetzt ist sie bald selbst Doktor. Ist das nicht wunderbar?«
    »Sie sind sicher sehr stolz auf sie.«
    »Ja, das sind wir wirklich, Doktor.«
    Zu Hause räumte ich ein wenig auf, fütterte die Zierkarpfen, absolvierte ein paar Karate-Übungen, machte einen Fünf-Kilometer-Lauf und duschte ausgiebig. In der Morgenpost war nichts Aufregendes, nur eine Zeugenladung in einem Sorgerechtsverfahren, das ich längst beendet

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