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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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erstand vor meinen Augen das Bild von Erno Radovic.
    »Hat er gesagt, warum er die Skulptur kaufen wollte?«
    »Nein, ja doch. Er sagte, dass er Kunstliebhaber sei.«
    Ich schob ihm noch einen Zwanziger hin.
    »Los, sagen Sie schon.«
    »Lassen Sie mich, ich will mich nicht in die Nesseln setzen. Der Mann war ein echtes Ekel.«
    »Er wird es nie erfahren.«
    Er sah auf die Straße in beide Richtungen, dann wieder auf das Geld.
    »Beim ersten Mal kam er gerade, nachdem Sie gegangen waren. Fragte mich, was Sie gewollt hatten. Ich sagte zu ihm: ›He, hier ist Voids, wir sind kein Detektivbüro.‹ Dann kriegte er einen komischen Gesichtsausdruck und gab mir Cash. Ich sagte ihm, ich hätte Sie nie zuvor gesehen und Sie wollten irgendwelchen Plunder kaufen. Ich zeigte ihm, welchen, und da überbot er Sie. Das war’s. Zufrieden?«
    Milo hatte mich gebeten, ihm Bescheid zu sagen, sobald der Bodyguard irgendwo auftauchte. Ich ging in eine Telefonzelle und rief seine Nummer in West Los Angeles an.
    Da er nicht dort war, fragte ich nach Del Hardy, seinem Mitarbeiter. Es dauerte eine Weile, bis sie ihn gefunden hatten; außer Atem kam er ans Telefon.
    »Hallo, Doc«, keuchte er.
    »Hi, Del. Geht’s Ihnen gut?«
    »Aerobic, Antistressprogramm, Befehle von oben, wir fallen wie die Fliegen, verlieren’ne Menge guter Leute.«
    »Ist Milo auch beteiligt?«
    »Angeblich ja, aber er hält sich, ihm fallen immer Entschuldigungen ein. Dass er Verbrechen aufklärt und so.«
    Ich lachte.
    »Ich möchte mit ihm sprechen, wenn er zurück ist. Ist nichts Dringendes, nur etwas wegen Erno Radovic.«
    Ich hörte ihn laut atmen, seine Stimme klang erregt.
    »Das rassistische Schwein? Ist er schon wieder hinter Ihnen her?«
    »Im Moment nicht, aber es gibt Gründe, anzunehmen, dass er es getan hat.«
    »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Nein, nein, wie ich schon sagte, ist nichts Dringendes.«
    »Gut. Milo war heute noch gar nicht hier. Er wurde irgendwo hingerufen. Aber er wird sich etwa in einer Stunde wieder melden, ich gebe ihm Ihre Nachricht weiter. Sollte der Hurenbock wieder auftauchen, bitte geben Sie sofort Bescheid.«
    »Danke, Del.«
    Ich fuhr nach Hause, nahm mir ein paar Fachzeitschriften vor und begann zu lesen. Ich hatte mich gerade in einen Artikel über die seelische Entwicklung frühreifer Kinder vertieft, als das Telefon läutete.
    »Gut, dass Sie zu Hause sind. In der Leitung ist Sergeant Milo Sturgis. Er hat schon zweimal angerufen.«
    »Stellen Sie ihn bitte durch.«
    »Gerne, Doktor …«<
    »Alex?« Die Verbindung war gestört, aber ich hörte aus Milos Stimme, dass es dringend war.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Del sagte, du weißt etwas über Radovic. Leg los!«
    Ich erzählte ihm, dass er mich verfolgt hatte und hinter der Verwerflichen Tat her gewesen war.
    »Was, eine Skulptur?«
    »Eine ganz besondere Skulptur, Milo. Sie enthält Elemente von Chancellors Ermordung und dem Tod von Jameys Vater. Radovic hat eine Menge Geld dafür gezahlt. Frag ihn mal danach, wenn du ihn siehst.«
    Ich hörte Krachen in der Leitung.
    »Milo?«, rief ich, denn ich glaubte, dass wir getrennt worden waren.
    »Ich sehe ihn bereits«, sagte er leise, »er liegt hier, nur ein paar Meter weg, abgestochen wie ein Schwein.«
    »So eine Scheiße!«
    »Wir haben einen Augenzeugen, der die Mörder beobachtet hat. Es waren zwei, Rocker. Der eine dünn, der andere riesig und fett.«
    »Wo ist es passiert?«
    »In der Nähe des Bitter Canyon, beim Antelope Valley Highway. Ich muss dich dringend sprechen, Alex.«
    »Worum geht’s?«
    »Whitehead und Cash sind noch hier bei der Leiche, aber in ein paar Minuten hauen sie ab. Ich habe mich freiwillig für den Schreibkram gemeldet, deshalb bin ich noch’ne Weile hier. Du brauchst hierher etwa vierzig Minuten. Fahr in einer Stunde los, dann begegnest du niemandem auf dem Freeway. Man sieht dort jedes Auto. Kennst du den Weg?«
    »Vierhundertfünf Richtung Norden, oder?«
    »Stimmt. Hinter der Abzweigung biegst du nach Osten ab auf die Vierhundertfünfzehn Richtung Lancastere und Mojave. Du kommst am Soledad Canyon vorbei, an Agua Dulce und dem Los-Angeles-Aquädukt. Bitter Canyon liegt ein paar Meilen vor Palmdale. Der Highway führt durch die Wüste, auf der Ausfahrt fährst du etwa zwei Kilometer geradeaus. Es ist verdammt einsam hier, komm also nicht unter die Räder. Fahr immer weiter, bis du eine alte Texaco-Tankstelle siehst. Der Leichenwagen steht bestimmt dort, den kannst du nicht

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