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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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gibt’s?«
    »Ich brauche Informationen über ein relativ neues Anleiheprojekt. Das Bitter-Canyon-Projekt.«
    »Gute Anlage. Du hast aber schon genügend langfristige Gelder angelegt.«
    »Ich bin nicht am Kauf interessiert, ich möchte nur einige Details wissen.«
    »Was für Details?«
    »Über die Hintergründe dieser Geschichte. Wer ist der Hauptbeteiligte?«
    Seine Stimme klang plötzlich wachsam.
    »Warum willst du das wissen?«
    »Das hängt mit einem Fall zusammen, mit dem ich beschäftigt bin.«
    Das ließ ihn eine Weile schweigen.
    »Was haben Psychos mit einem Wasserkraftwerk zu tun?«
    »Ich kann dir das nicht näher erläutern.«
    »Weißt du etwas über die Sache, die ich auch wissen sollte?«
    »Nein, ich …«<
    »Ich habe mich nämlich so sehr in dieser Anleihe engagiert, dass ich kaputt bin, wenn sie schief geht. Wenn es da nur den leisesten Anschein eines Problems gibt, würde ich das gern wissen.«
    »Ist das eine unsichere Investition?«
    »Verdammt noch mal, nein. Es handelt sich um ein Triple-A-Geschäft, wird von der MBIC abgesichert.« Er machte eine Pause. »Aber das war genauso bei der Finanzierung des Washington-Kraftwerks. Das ganze verdammte Investmentgeschäft beruht auf Vertrauen. Wenn man sich die Pleiten der letzten Jahre ansieht, kann schon eine Kleinigkeit das Vertrauen erschüttern. Wenn es zu plötzlichen Verkäufen im Bitter-Canyon-Projekt kommen sollte, möchte ich gern unter den Ersten sein. Was hast du also mit der Sache zu tun?«
    »Das kann ich dir nicht sagen, Lou.«
    »Das verstehe ich nicht. Du rufst mich zu Hause an, um mich auszufragen, und weigerst dich, mir den Grund dafür zu nennen. Alex, wir beide …«
    »Lou, das hat überhaupt nichts mit Finanzen zu tun. Ich weiß gar nichts darüber, ob das Unternehmen eine windige Sache ist. Verdammt, ich weiß wirklich nichts. Mich interessieren nur die Leute, die dahinter stehen.«
    »Welche Leute?«
    »Ivar Digby Chancellor. Beverly-Hills-Konzern. Die Familie Cadmus. Ich will etwas über die Beziehungen wissen, die sie untereinander haben.«
    »Oh, das willst du wissen.«
    »Genau das.«
    »Und was hast du damit zu tun?«
    »Sachverständiger der Verteidigung.«
    »Nicht schuldig wegen Unzurechnungsfähigkeit?«
    »Ungefähr die Richtung.«
    »Wie man sich erzählt, bist du für diese Aufgabe wie geschaffen. Der Junge soll wirklich verrückt sein.«
    »Hast du das aus dem Wall Street Journal ?«
    »Der Bombenknüller für die Finanzwelt. Immer wenn ein großes Unternehmen in eine üble Sache verwickelt ist, machen wir Geldleute uns die Mühe, die Konsequenzen abzuschätzen.«
    »Und?«
    »Und die allgemeine Ansicht ist, dass es keine geben wird. Wenn der Junge Einfluss auf das Unternehmen gehabt und geplant hätte, den See in einen riesigen Whirlpool zu verwandeln, würde man sich schon Sorgen machen. Aber bei der Sachlage ist das kaum zu befürchten, nicht wahr?«
    »Kaum.«
    »Wolltest du das wissen, Alex?«
    »Nein. Etwas über Chancellor …«<
    »Total schwul, aber ein kluger Kopf und ein verdammtes Schlitzohr, die richtige Kombination von Kreativität, Vorsicht und Vitalität. Der Beverly-Hills-Konzern ist eine der potentesten kleineren Banken an der Westküste. Chancellor hat sich wirklich um seine Kunden gekümmert. Machte eine Masse guter Geschäfte und schlug die größere Konkurrenz mit höheren Zinsen, ohne sich dabei zu übernehmen. Er machte sein Geld auf die gute alte Art, er erbte und pflegte es, bis es gedieh und immer größer wurde. Wenn du dann reich genug bist, darfst du auch mit süßen Knaben spazieren gehen und geschminkt sein wie ein Clown. Was möchtest du noch wissen?«
    »War er eigentlich an dem Bitter-Canyon-Geschäft von Anfang an beteiligt?«
    »Das ist sehr wahrscheinlich. Als Büchsenspanner. Er hatte jahrelange geschäftliche Verbindungen mit den Cadmus und sehr großen Einfluss bei den Wasserkraft-Fritzen, seine Beziehungen wirkten deshalb heilsam. Die wichtigste Rolle spielte er jedoch, als es zum Verkauf der ersten Anleihen kam. Sein Konzern war der Hauptabnehmer der ersten kurzfristigen Serien. Ich erinnere mich deshalb so gut daran, weil alle Serien bereits unter der Hand verkauft waren, als das Angebot auf den Markt kam. Damals wollte ich wissen, wer sie bekommen hat, und habe ein paar Nachforschungen angestellt. Er hat auch die langfristigen Anleihen aufgekauft. Lass mich mal an den Computer gehen und eine Anfrage starten.«
    Er ließ mich warten, war aber in einem Moment wieder

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