Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
beginnendes Interesse.
    »Sehr interessant.« Er verschränkte die Hände hinter seinem Hals und begann, laut nachzudenken.
    »Das würde bedeuten, dass wir an Chancellors Finanzakten rankommen müssen. Abgesehen davon, dass so ein Verfahren einen Riesenaufstand verursachen würde, weil’ne Masse Kapitalisten Bauchschmerzen bekäme, müsste Dickie Cash die Sache erledigen können, über Chancellors Banken in Beverly Hills. Bei seinem Fleiß wird das mindestens einen Monat dauern. Wenn er die Sache macht, wird ihm Whitehead wie immer helfen. Zu allem Unglück gibt es noch so genannte Vorgesetzte, im Falle Trapps eine völlig falsche Bezeichnung. Du kennst diese Typen, Alex. Wenn es nach ihnen ginge, wären die Mordfälle schon längst erledigt. Sie würden wirklich begeistert sein, wenn sie von solchen Ermittlungen etwas mitkriegten.«
    »Und über den Mord an Radovic würden sie sich keine Gedanken machen?«
    »Radovic ist Abfall, für ihn gilt: aufgreifen, zu den Akten nehmen und wegwerfen. Wie sagte der charmante Cal zu Dickie, als sie glaubten, dass ich nicht zuhöre: ›Der Schwule war bestimmt froh, es ging alles viel schneller als Aids. Haha.‹«
    Er zog eine Grimasse.
    »Ist sehr einfach, so zu denken, alles in saubere kleine Kästchen zu verteilen, nicht?«
    »Ich glaube, ich könnte etwas über das Projekt herausbekommen, ohne an die Öffentlichkeit zu gehen«, sagte ich.
    Als ich es ihm erzählte, war er angetan.
    »Sehr gut. Mach das so. Wenn du was erfährst, graben wir tiefer nach.«
    Er sah auf seine Uhr.
    »Wir sollten besser zurückfahren.«
    »Warte einen Moment«, sagte ich zu ihm. »Du bist zwar von Jameys Schuld überzeugt, aber es würde doch nicht schaden, Alternativen zu überdenken.«
    »Wenn du welche hast, erzähl sie mir.«
    »Erstens sollte sich jemand näher um die Canyon Oaks- Klinik kümmern. In der Nacht, als Jamey ausbrach, war niemand auf der Wache. Vielleicht sind solche Fehler dort üblich, vielleicht aber auch nicht. Die damals verantwortliche Krankenschwester hat eine Menge Schulden. Sie kündigte kurz nach Jameys Verhaftung und verließ die Stadt in einem nagelneuen Auto.«
    Er lächelte schwach.
    »Hast du ein bisschen Detektiv gespielt?«
    »Ein bisschen.«
    »Wie heißt sie?«, fragte er und zog sein Notizbuch heraus.
    »Andrea Vann. Sie ist geschieden und mit ihrem kleinen Jungen unterwegs.« Ich gab ihm ihre Adresse in Panorama City.
    »Was für einen Wagen hat sie gekauft?«
    »Einen Mustang.«
    »Ich werde Auskünfte über sie einholen, mal sehen, was dabei herauskommt. Hast du noch was?«
    »Mainwaring. Man sagt, dass er mit Geld zu beeinflussen ist. Keine schlechte Wahl, wenn du jemanden ohne lästige Fragen verschwinden lassen willst. Er hat die Vorschriften missachtet, indem er zuließ, dass die Familie Cadmus eine private Krankenschwester für die Pflege einsetzte. Vielleicht ist er noch ein bisschen mehr beeinflusst worden.«
    »Du hast ja mit dem Mann gesprochen. Ist dir irgendetwas aufgefallen?«
    »Nein«, musste ich zugeben. »Er hat Jamey nicht sehr einfallsreich behandelt, aber schlimme Fehler hat er nicht gemacht.«
    »Hättest du etwas anders gemacht als er?«
    »Ich hätte mehr mit dem Jungen geredet, hätte versucht, mir ein Bild zu machen von dem, was in seinem Kopf vorging; das heißt nicht, dass ich damit Erfolg gehabt hätte. Aber Mainwaring hat das gar nicht erst versucht. Jamey hatte zusammenhängende Halluzinationen. Monate vor seiner Festnahme sagte er immer wieder die gleichen Sachen wie in der Nacht, als er mich anrief. Bei etwas mehr Aufmerksamkeit hätte das einen Arzt nachdenklich stimmen müssen. Vielleicht fiel es Mainwaring auf, aber er verdrängte es.«
    Milo hob seine Augenbrauen.
    »Jetzt kommst du mir auch noch mit einer Verschwörung.«
    »Ich stelle dir nur Material zur Verfügung.«
    »Lass uns noch mal auf diese zusammenhängenden Halluzinationen zurückkommen. Worüber redete Cadmus noch, außer über gläserne Canyons?«
    »Er brauchte häufig das Wort ›stinkend‹. Die Erde ›stinkt‹ oder ›blutet‹. ›Übel riechend‹. ›Blutige Federn‹. ›Weiße Zombies‹. ›Nadelspiele‹.«
    Er schwieg eine Weile.
    »Sonst noch etwas?«
    »Diese Ausdrücke wiederholte er immer wieder.«
    »Sind welche davon bedeutsam für dich?«
    »Seitdem ich über das geplante Kraftwerk Bescheid weiß, vermute ich einen ökologischen Zusammenhang - ›die Erde blutet‹, ›stinken‹ als ein Symbol für ihre Verschmutzung.«
    »Wie passen

Weitere Kostenlose Bücher