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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Zeit, sie zu verriegeln.«
    »Wie sahen sie aus?«
    »Speckig. Motorradfahrer. Ich kenne diese Typen, weil sie sich in Barstow massenhaft herumtreiben. Pat hat nur ein paar Mal in seinem Leben gearbeitet, und einmal war er in einer Tankstelle beschäftigt, bei der ständig solche Typen herumhingen.«
    »Haben Sie die beiden früher schon einmal gesehen?«
    »Nein.«
    »Wie sahen sie aus?«
    »Der eine auf der Beifahrerseite war dick und trug einen Bart. Der andere an der Fahrertür war ein behaartes Ungeheuer. Unrasiert, großer Schnurrbart. Riesige Hände, sie wirkten jedenfalls so, als er sie gegen die Scheiben presste. Er hatte böse Augen.«
    »Augenfarbe? Tätowierungen? Unterscheidungsmerkmale?«
    »Keine Ahnung. Es war dunkel, und mein einziger Gedanke war, da wegzukommen. Sie hämmerten auf die Scheiben, brachten den Wagen zum Schaukeln und fletschten die Zähne. Ich versuchte, rückwärts zu entkommen, aber sie hatten ihre Maschine gegen meine hintere Stoßstange gelehnt. Sie hatten ein großes Motorrad, ich hatte Angst, eingeklemmt zu werden. Deshalb schrie ich und hupte, bis Mrs. Cromarty - die Hauswirtin - herauskam. Der Behaarte hatte einen Hammer und wollte gerade die Scheiben einschlagen. Aber Mrs. Cromarty rief: ›Was ist da los?‹, und kam näher. Das hat sie vertrieben. Ich bin sofort weggefahren. Ich fuhr vier Stunden, bis ich sicher war, dass mir niemand folgte, dann holte ich Sean ab und kam hierher zu Guy.«
    »Der über die ganze Angelegenheit wohl sehr schockiert war.«
    »Ja, das war er. Er hat nicht gelogen, als er Ihnen sagte, man habe ihn hereingelegt. Nachdem ich ihm von dem Geld erzählt hatte, begann er Verdacht zu schöpfen. Wir sind keine Heiligen, Sergeant, aber wir sind nicht die Leute, hinter denen Sie her sind.«
    »Wer könnten diese Leute denn sein?«
    »Natürlich seine Familie. Die haben doch die Brown angeheuert, diese Kuh, die Jamey das Gift gab.«
    »Woher wissen Sie, dass sie das tat?«
    »Sie war jeden Tag mit ihm zusammen.«
    »Andere auch, zum Beispiel Sie und Guy.«
    »Wir haben das nicht getan. Wir hatten doch gar keinen Grund dafür.«
    »Armut ist ein starkes Motiv.«
    »Wenn man uns bezahlt hätte, warum sollten wir dann noch hier sein?«
    Milo schwieg.
    »Sergeant«, sagte Andrea Vann, »es gibt keine vernünftige Erklärung für die Anwesenheit der Brown. Sie ist sonderbar und schlecht ausgebildet. Guy akzeptierte die Bitte der Familie nach einer besonderen Pflege, weil Menschen in dieser Situation sehr aufgeregt sind und sein Mitgefühl erregten, aber …«
    Milo fragte Mainwaring:
    »Wie viel hat man Ihnen dafür gegeben, dass Sie sie hereinließen?«
    »Zweitausend.«
    »Bar?«
    »Ja.«
    »Gab es Ihnen der Onkel?«
    »Über den Anwalt. Souza.«
    »Die Leute sind steinreich«, sagte die Vann. »Diese Typen regieren die Welt, indem sie Leute bestechen. Merken Sie nicht, dass sie uns benutzt haben?«
    Milo sah sie finster an.
    »Sie sind also Opfer, oder?«
    Andrea Vann versuchte, seinem Blick standzuhalten, gab aber auf und zog eine Packung Zigaretten heraus. Milo ließ sie rauchen und begann, im Zimmer herumzulaufen. Von draußen hörte man das Rauschen des Regens. Er wandte sich wieder an Mainwaring.
    »Meiner Ansicht nach sind Sie in einer beschissenen Situation, Guy, fertig zum Abschuss. Wenn Sie mich angelogen haben und an der Sache beteiligt sind, werde ich das garantiert herausbekommen und Sie wegen Mordversuchs und Beihilfe zum Mord an den Galgen liefern. Aber auch wenn Sie mir die Wahrheit gesagt haben, stecken Sie bis zum Hals in der Scheiße, und man wird Sie als Arzt, der zugelassen hat, dass man seinen Patienten vergiftete, verurteilen. Ich hoffe, Sie können einen Motor reparieren oder etwas anderes, denn als Arzt haben Sie keine Zukunft mehr. Auch nicht als Vater.«
    »Sie gemeiner Kerl«, zischte die Vann.
    »Das Gleiche trifft auch auf Sie zu«, sagte Milo. »Keine Krankenschwester mehr, bye-bye Mustang. Und wenn der gute alte Pat das Verlangen hat, seinem Sohn ein Vater zu sein, wird er schon bald die Chance dazu haben.«
    Sie schrie ihn wütend an.
    »Verdammt, halten Sie sie doch da heraus!«, rief Mainwaring.
    Milo grinste.
    »Wie soll ich das denn anstellen, Guy, wenn sie sich da selbst reingehängt hat?«
    Mainwaring sah die Vann an und verlor die Fassung. Sein Mund begann zu zittern, die Tränen, die sich in seinen Augen gesammelt hatten, flossen über und rannen seine unrasierten Wangen hinunter. Sie lief zu ihm, nahm ihn in die Arme.

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