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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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den Raum. Ich fühlte eine öde Leere in mir aufsteigen, aber Milo hatte mich vorgewarnt. »Trapp ist sehr beeindruckt, dass du als Staatsbürger so gut mitarbeitest, er meinte sogar, du seist für ihn der erste Seelenklempner, der nicht dauernd auf die Tränendrüsen drückt. Du hast gute Chancen, weiter mitzumachen. Aber es ist langweilig, Alex, das Gehirn schläft einem langsam dabei ein.«
    Um Viertel vor zehn war noch immer nichts passiert.
    »Glaubt ihr, die kommen noch?«, fragte Cash. »Ob das die auf der Harley waren?«
    »Was ist los, hast du einen Termin?«, fragte Ginzburg.
    Der Detective aus Beverly Hills strich sich über die Brust und sagte schwungvoll:
    »Ich habe immer was zu tun, es wartet ein süßes, weiches Ding auf mich, kapiert?«
    »Ist ja gut«, sagte Ginzburg mürrisch.
    »He, was ist denn mit dir los?«
    Ginzburg schüttelte den Kopf und nahm sein Rätselbuch zur Hand. Er tippte mit dem Bleistift gegen seine Vorderzähne und begann dann zu schreiben.
    Cash murmelte etwas Unverständliches und kehrte zu seinem Platz am Tischende zurück. Er nahm eine Zigarette aus seinem Päckchen, zündete sie an und blies den Rauch Richtung Monitor. Ginzburg ließ sich nichts anmerken.
    »He, Dick«, fragte Whitehead und unterbrach kurz sein Kaugummigekaue, »wie läuft es eigentlich mit deinem Drehbuch?«
    »Gut. Die lesen es gerade bei MGM mit großem Interesse.«
    »Ach ja? Wer soll denn mitspielen?«
    »Vielleicht Al Pacino, vielleicht De Niro.«
    »Bestimmt«, murmelte Ginzburg und unterdrückte ein Kichern.
    Cash schnippte Asche in seine Richtung: »Was ist los, Lenny, bist wohl neidisch, was?«
    »Seid leise«, sagte Milo flüsternd und deutete auf die Tür. Man hörte Geräusche von draußen, ein leises Schlurfen, ein kaum hörbares Kratzen, das Quietschen eines Absatzes auf dem Linoleum. Es dauerte nur Sekunden, war aber, wenn man darauf achtete, unüberhörbar.
    Alle hielten ihre Blicke auf den Monitor gerichtet.
    Man hörte ein Klopfen gegen die Tür der Scheherezade-Suite. Der Lautsprecher gab es als hohles Bellen wieder, Mainwaring setzte sich im Bett auf, die Augen vor Angst weit aufgerissen.
    Wieder klopfte es.
    »Los, du Arschloch, reagier schon endlich«, flüsterte Cash.
    Der Nervenarzt stand auf und blickte zur Kamera, als suche er Hilfe.
    »O nein«, raunte Ginzburg, »dieser Langweiler, er soll sich ranhalten!«
    »Wenn er nicht aufmacht, gehen wir raus und schnappen sie uns«, flüsterte Milo.
    »Und wozu?«, fragte Whitehead. »Wir müssen die doch zum Quatschen bringen.«
    »Besser sie festhalten als laufen lassen.«
    Whitehead grinste und kaute schneller.
    »Jetzt hör doch endlich auf«, fluchte Ginzburg leise, »es ist nicht zu fassen, der Idiot macht Hypnose mit der Kamera!«
    Mainwaring stierte noch immer auf die Kamera. Erst beim dritten Klopfen reagierte er. Er ging zur Tür, öffnete, wurde aber sofort nach hinten gestoßen wie durch eine unsichtbare Hand. Er stolperte und landete schließlich auf dem Bett, vor Angst gekrümmt.
    Zwei dunkle Gestalten betraten den Raum und schlossen die Tür hinter sich. Für den Bruchteil einer Sekunde sah man Ausschnitte von Gesichtern, dann wurde der Bildschirm schwarz. Die Rocker drehten der Kamera den Rücken zu.
    Ginzburg stellte das Bild scharf ein, jetzt waren auf dem Schirm schmierige Lederjacken und speckige Denim-Jeans zu erkennen. Links sah man einen Kahlkopf, der auf einem fetten Körper saß, im Nacken mehrere dicke Fleischringe. Gleich daneben auf der rechten Seite stand eine hagere, kräftige Person mit dichtem schwarzem Haar unter einer Marlon-Brando-Mütze. Beide stützten die Hände in die Hüften. Zwischen ihren Ellbogen war Mainwarings bleiches, angespanntes Gesicht zu erkennen.
    Der Schlanke hielt ein großes, blitzendes Messer parallel zur Hosennaht, der Dicke hielt eine Kette in der Hand, die er im Kreis schwingen ließ.
    »Oha«, sagte Milo. »Die gehen ja ganz schön ran. Los, machen wir uns bereit.«
    Er sprang auf, lief zur Tür und zückte seine.38er. Er öffnete vorsichtig die Tür, steckte den Kopf heraus, sah in beide Richtungen und schloss sie wieder. »Das Motorrad steht hinter dem Haus, gleich vorne im Hinterhof. Ich lass die Luft aus den Reifen, komme wieder rein und stelle mich hinter die Tür.«
    Cash stellte sich dicht neben Milo, Whitehead ging schlendernd zur Verbindungstür und lockerte dann durch Schütteln seine Beinmuskeln. Beide Männer zückten ihre Waffen.
    »Los, du Arschloch«, sagte gerade

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