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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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wollen?«
    »Anticholinergika.« Ich lächelte. »Das weiß ich nicht. Es ist wohl Aufgabe der Polizei, das herauszufinden. Inzwischen aber können wir Jamey sicher aus der Sache rausholen, wenn alle Tests abgeschlossen sind, und ihn wieder in einen normalen Geisteszustand bringen. Es gibt nämlich ein Gegengift, das die Wirkung von Belladonna aufhebt, Antilirium.«
    »Das ist ja wirklich eine Möglichkeit«, sagte Souza. »Wer führt denn diese Tests durch?«
    »Der Neurologe, der Jamey betreut. Simon Platt.«
    »Und Sie haben ihn einfach angerufen und ihn darum gebeten?«
    Ich lächelte, zuckte mit den Schultern und grinste wie ein Junge.
    »Ich habe ihm gesagt, ich hätte die Erlaubnis von Ihnen. Das ist zwar nicht ganz korrekt, aber bei dem, was dabei herauskommt, und bei dem Ernst der Lage - immerhin ist Jamey ja in höchster Gefahr - dachte ich mir, das würde Ihnen sicher nichts ausmachen. Machen Sie Platt bloß keine Vorwürfe, dass er sich nicht bei Ihnen erkundigt hat. Wir kennen uns nämlich sehr gut. Wir haben zusammen studiert und sind beide Mitglieder der Medizinischen Fakultät. Er nahm mich beim Wort.«
    »Ich bewundere Ihre Wendigkeit und Hingabe, allerdings weniger Ihren Regelverstoß«, antwortete er.
    »Manchmal«, sagte ich lächelnd, »muss man, um zur Wahrheit zu gelangen, die Regeln ein bisschen strapazieren.« Ich sah auf die Uhr. »Die Ergebnisse müssten jetzt vorliegen. Ich habe Platts Nummer, wenn Sie ihn anrufen wollen.«
    »Ja«, sagte der Anwalt und stand auf, »das will ich.«
    »Aber ich bitte dich, Horace, das nimmst du doch hoffentlich nicht ernst«, warf Cadmus ein.
    »Dwight«, sagte Souza streng, »Dr. Delaware mag Recht haben oder nicht. Aber selbst wenn er das Gebiet seiner Kompetenzen überschritten hat, er hat es aus Fürsorge für Jamey getan. Wir sollten dem Hinweis zumindest nachgehen. Um des Jungen willen.« Er lächelte mir zu. »Bitte geben Sie mir die Nummer.«
    Ich zog einen Zettel aus der Tasche und reichte ihn Souza. Dieser entfaltete ihn und ging zur Tür. Er öffnete sie und lief Milo und Richard Cash in die Arme. Hinter ihnen stand ein ganzes Meer von Blauuniformierten.

31
    Als Souza die Polizisten vor sich stehen sah, schwankte er, und sein selbstsicheres Anwaltsgehabe löste sich in Luft auf. Dennoch fand er erstaunlich schnell seine Contenance wieder, sein Gesicht erstarrte zu einer Maske von kaltem Ehrgefühl, ähnlich wie die Marmorbüsten, welche die Ecken des Raumes zierten.
    »Was hat das zu bedeuten, Sergeant?«, fragte er Milo.
    »Das weiß ich selbst noch nicht«, sagte der Detective und betrat mit einer großen Aktentasche in der Hand den Raum. Dann langte er nach dem Dimmer neben der Tür und drehte das Licht voll auf. Mit steigender Helligkeit schien der Raum nackter und kahler zu werden. Seine verschwiegene private Atmosphäre geriet ins Klischeehafte, jede Geschmacklosigkeit, jeder kleinste Fehler oder Schmutzfleck wurde durch die kalte, gleißende Lichtflut erbarmungslos enthüllt.
    Cash trat ein und schloss die Tür, die Männer in Uniform ließ er draußen. Er nahm seine Sonnenbrille ab und steckte sie ein, zog seine Krawatte gerade und sah sich wohlgefällig im Raum um, sein Blick verharrte auf einem Druck oberhalb des Kamins.
    »Currier und Ives«, sagte er. »Sehr hübsch.« Milo stand hinter Souza, der Detective der Beverly Hills Police ging zu den Cadmus hinüber. Auf dem Weg dahin berührte er mal diesen, mal jenen Gegenstand, Marmor, Porzellan und vergoldetes Holz, bevor er die Hand an dem unteren Saum seiner Anzugsjacke ruhen ließ.
    Die Cadmus reagierten auf das Eindringen der Polizei, wie ich erwartet hatte: Dwight war ärgerlich und angewidert, Heather steif und ließ sich keinerlei Gefühlsregung anmerken. Ich bemerkte, wie sie Souza einen raschen Blick zuwarf, sich aber dann wieder ihrem Mann zuwandte, der leicht zitterte. Seine Kiefer waren gespannt, und sie legte ihm wieder ihre zarte Hand auf den Arm. Er schien es jedoch nicht zu bemerken.
    »Horace«, sagte er, »was hat das zu bedeuten?«
    Souza versuchte, ihn zum Schweigen zu bringen, indem er eine Augenbraue hob. Er sah Milo an und zeigte auf die Karaffen.
    »Ich würde Ihnen gerne etwas zu trinken anbieten, meine Herren, aber das verstößt ja wohl gegen die Vorschriften.«
    »Haben Sie vielleicht Mineralwasser?«, fragte Milo. »Willst du nicht auch welches, Dick?«
    »Gerne«, sagte Cash. »On the rocks und mit etwas Zitrone, bitte.«
    »Selbstverständlich«, sagte

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