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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Souza und lächelte, um sich den Groll nicht anmerken zu lassen.
    Die Detectives nahmen ihre Drinks. Milo ließ sich auf einen Sitz zwischen Souza und mir fallen und stellte seine Aktentasche neben meine Beine. Cash setzte sich neben Heather, betrachtete gierig ihren Schmuck und ließ seinen Blick langsam auf ihre Brust gleiten. Sie tat zunächst, als merke sie nichts, aber nach einer Weile durchdringenden Starrens wurde sie doch etwas verlegen. Dwight bemerkte es und wandte schnell den Kopf zur Seite. Cash sah ihn herausfordernd an, lächelte und wurde wieder ernst. Dwight sah verärgert weg, blickte auf die Uhr und dann zu mir.
    »Sie haben sie geholt, nicht wahr, Delaware? Haben den Helden gespielt, ohne uns zu informieren, und das wegen einer halb garen Theorie.« Er setzte sich die Brille auf und sagte im Befehlston zu Souza: »Horace, morgen wirst du bitte als Erstes ein Verfahren gegen diesen …«<
    »Dwight«, sagte Souza ruhig, »eins nach dem anderen.«
    »In Ordnung, solange du noch weißt, mit wem du es zu tun hast.« Er sah Milo an: »Wir müssen demnächst fort, Officer, wir haben eine wichtige Wohltätigkeitsveranstaltung im Biltmore. Ich habe eine wichtige Aufgabe dabei.«
    »Den Abend heute können Sie vergessen«, sagte Milo.
    Dwight starrte ihn ungläubig an.
    »Jetzt reicht’s mir aber …«<
    »In Wirklichkeit«, warf Cash ein, »können Sie eine ganze Reihe von Abenden vergessen.«
    Dwight schlug seine Fingernägel in die Armlehnen. Dann machte er Anstalten aufzustehen.
    »Bleiben Sie sitzen«, sagte Cash.
    »Liebling«, sagte Heather und berührte wieder seinen Ärmel. »Bitte, tu, was er sagt.«
    Dwight ließ sich in den Sessel fallen. Sein wütendes Gesicht, eben noch starr und unnachgiebig, verwandelte sich und nahm einen angstvollen Ausdruck an.
    »Horace, wovon zum Teufel ist hier die Rede?«, fragte er.
    Souza versuchte, ihn mit einem väterlichen Lächeln zu beruhigen.
    »Sergeant«, sagte er zu Milo. »Ich bin Mr. und Mrs. Cadmus’ Anwalt. Sollte es irgendetwas Wichtiges zu besprechen geben, so stehe ich Ihnen zur Verfügung, damit sie ihren sozialen Verpflichtungen nachkommen können.«
    Milo hatte sein Mineralwasser nicht angerührt. Er hob das Glas in die Höhe, sah es prüfend an, als suche er nach irgendeinem Makel, und stellte es wieder ab.
    »Tut mir Leid, das wäre wirklich gegen die Vorschriften.«
    »Ich verstehe nicht recht«, sagte der Anwalt.
    Statt einer Antwort stand Milo auf, ging zur Tür, öffnete und ließ einen jungen Polizisten herein, der einen Fernsehmonitor in den Raum rollte. Obendrauf stand ein Videorekorder, beide waren an eine Batterie angeschlossen.
    »Bringen Sie ihn hierher«, sagte Milo und deutete auf das eine Ende des Tisches.
    Der Beamte gehorchte, stellte das Gerät geschickt und schnell auf. Er reichte Milo einen automatischen Schalter und fragte, ob er noch Weiteres wünsche.
    »Im Moment nichts, Frank. Aber bleiben Sie in der Nähe.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Dwight hatte die Szene mit Staunen beobachtet. Er füllte sein Glas mit Scotch und stürzte es herunter. Seine Frau bemerkte es und warf ihm einen kurzen, hasserfüllten Blick zu. Sie zog ein seidenes Tüchlein aus ihrer Handtasche, betupfte sich die Lippen und hielt es dann dagegen, sodass es ihre untere Gesichtshälfte verschleierte. Der Ausdruck ihrer grauen Augen war ruhig, aber aufmerksam. Ihren Mann beachtete sie nicht mehr, und als er sprach, blickte sie ihn nicht einmal an.
    »Dies ist ungeheuer unverschämt«, sagte er bemüht eindrucksvoll. Seine Stimme war jedoch schrill und voller Angst.
    Milo drückte auf einen Knopf, und der Monitor schaltete sich ein. Das Band lief. Zuerst sah man nur Zahlen, dann wurde ein kleiner gelber Raum sichtbar, in dem nichts stand als ein Tisch aus Metall und ein Stuhl.
    Auf dem Tisch stand ein Aschenbecher, daneben lagen ein paar Polaroidfotos. Auf dem Stuhl saß Tully Antrim in einem blauen Overall, mit einem ausweichenden Blick und einer Zigarette in einer Hand. Die andere hatte er auf den Tisch gelegt, grobknochig, verkrampft, mit derben Fingerkuppen und schmutzigen Nägeln. Rechts oben im Bild sah man einen dunklen, unscharfen Schatten, offensichtlich den eines Kopfes.
    Antrim zog an seiner Zigarette und atmete den Rauch ein. Blau quoll er wieder aus den Nasenlöchern heraus. Dann wischte er sich etwas aus dem Auge, hustete und streckte sich.
    »Also gut, Tully«, sagte der Schatten, der mit Milos Stimme sprach. »Gehen wir die Sache noch mal

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