Jamey. Das Kind, das zuviel wußte
Teilen. Beinahe. Einundfünfzig Prozent bekam Ihr Bruder und neunundvierzig Sie.« Er schwieg einen Augenblick. »Muss auf Sie ganz schön unfair gewirkt haben, vor allem, wo Sie doch der brave, angepasste Junge waren und Ihr Bruder so ein Versager.«
»Vater hätte möglicherweise sein Testament zu meinen Gunsten geändert«, sagte Dwight nachdenklich, »wenn er nur lange genug gelebt hätte.«
»Ach was«, sagte Souza.
Milo lächelte. »Wenn Sie das glauben wollen, bitte sehr«, sagte er.
Heathers Gesicht war verärgert und angespannt. Sie verkrallte sich in den Ärmel ihres Mannes und sagte:
»Liebling, antworte ihm doch nicht. Lass dich doch nicht von ihm täuschen.«
»Oh, er hat sich schon sehr oft täuschen lassen«, sagte Milo, »aber nicht von mir.«
Sie ließ den Ärmel los und sagte nichts darauf. Daraufhin hob Dwight den Kopf und sah seine Frau fragend an.
»Ich möchte wissen, wovon hier die Rede ist«, sagte er mit schwacher Stimme.
Heather mied seinen Blick und wandte sich ab. Sie fasste in ihre Abendtasche und begann, darin nach etwas zu suchen.
»Es hat wenig Sinn, darüber zu spekulieren, was vielleicht geschehen wäre. Ihr Vater hat nicht lange genug gelebt, um sein Testament zu ändern, und Peter bekam den Löwenanteil. Das hätte für Sie zur Katastrophe werden können, auch wenn Sie und Ihr ehrenwerter Freund Horace sich noch so viel Mühe gaben. Peter hätte, wenn er gewollt hätte, die Firma an einen Fremden verkaufen, sie zugrunde richten können oder anderes mehr. Zu Ihrem Glück war er höflich genug, frühzeitig aus dem Leben zu scheiden.«
Dwight wies mit dem Finger auf Milo und sagte: »Wenn Sie behaupten wollen, dass ich den Tod meines Bruder als Glück betrachtet habe, dann sind Sie ein verdammter …«<
»Regen Sie sich doch nicht so auf, ich behaupte doch gar nichts, Sie allein wissen, wie Sie damals empfanden. Ich beschäftige mich nur mit bewiesenen Tatsachen.«
Er nahm ein paar Seiten Papier zur Hand.
»Da wäre zum Beispiel Peters Testament. Ebenso klar und prägnant wie das Ihres Vaters. Er vermachte sein gesamtes Vermögen seinem Sohn James. Was mich erstaunt hat, ist, dass alle Familienangelegenheiten der Cadmus anwaltlich von Souza betreut worden sind. Dieses Dokument nicht. Der Anwalt, den Peter wählte, hieß Seymour Chereskin.«
»Einer von seinen Hippie-Freunden«, sagte Dwight. »Lange Haare, Bart, Lederweste und bunte Ketten um den Hals.«
»Er ist inzwischen Rechtsprofessor in Berkeley. Und er erinnert sich noch genau daran, dass er das Testament entwarf. Und auch an den Druck, den Souza auf ihn ausübte, um ihn daran zu hindern. Auch an fünftausend Dollar, die er dafür erhalten sollte.«
Dwight sah Souza an.
»Es war wichtig für unsere Firma, dass ich das Testament verfasse«, sagte der Anwalt. »Peters Anteile waren verwoben mit deinem Besitz, Dwight. Ich wollte, dass alles in einer Hand bleibt, um eine Katastrophe zu verhindern. Chereskin sah aus wie Charles Manson. Ihm war alles zuzutrauen.«
»Er hat in Harvard promoviert«, sagte Milo.
»Das bedeutete damals nicht viel, Sergeant. Ich hatte Angst, dass er Hippie-Akrobatik betreibt.«
»Er redet sehr anders darüber. Er sagte, dass er genau wusste, was er zu tun hatte, dass er Ihnen zur Kenntnis gab, was er vorhatte, und Ihnen sogar eine Kopie zusandte. Trotzdem übten Sie weiter Druck auf ihn aus. Sie flogen zu ihm hin, und er hatte das Gefühl, dass Sie ihn kontrollieren und bevormunden wollten.«
»Das ist doch lächerlich! Peter war jahrelang von irgendwelchen schrägen Typen beeinflusst worden, und ich wollte ihn nur davor bewahren.«
»Das ist sehr nobel von Ihnen«, gab Milo zurück. »Mein Rechtsberater hat das Dokument geprüft und festgestellt, dass Chereskin sehr gründliche und umsichtige Arbeit geleistet hat.«
»Er hat sich bemüht, sagen wir so«, entgegnete Souza.
»Es war alles sehr klar. Onkel Dwight wurde als Jameys Vormund damit betraut, das gesamte Vermögen zu verwalten. Die ersten Zahlungen sollten Jamey mit achtzehn Jahren und in der Folge bis zu seinem fünfunddreißigsten Lebensjahr überwiesen werden. Danach sollte sein Eigentum ganz an ihn übergehen. Die Vorsichtsmaßnahmen im Fall von Verschwendungssucht des Erben oder bei Krankheit entsprachen dem üblichen Standard. Chereskin schlug deswegen Sie als Vermögensverwalter vor, weil Ihre eigenen Anteile zur selben Firma gehörten. Also war Ihre Angst doch ganz unbegründet, oder? Es sei denn, Sie hätten was
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