Jamey. Das Kind, das zuviel wußte
Der Detective aus Beverly Hills blieb unbeweglich stehen, richtete aber wachsame Blicke auf Dwight.
»Setzen Sie sich doch wieder«, sagte Milo.
»Ich habe nichts weiter getan, als einer Erpressung nachzugeben«, sagte Dwight. »Ich bin ausgebeutet worden. Ich habe mit nichts anderem zu tun.«
»Zwei Menschen drohen, Ihr Leben zu ruinieren. Plötzlich ist einer von ihnen tot, der zweite hinter Schloss und Riegel. Passt doch prima.«
Dwight schwieg einen Moment. Dann lächelte er auf seltsame Weise und sagte:
»Ich dachte damals, dass ich nun doch eine Glückssträhne erwischt hätte.«
Milo sah ihn an und zuckte die Achseln.
»Wenn Sie damit leben können, ich kann es.« Dann zog er einen Kassettenrekorder aus der Aktentasche und stellte ihn auf den Tisch. Erst hörte man ein Rauschen und dann das Klingeln eines Telefons. Nach dem dritten Läuten wurde der Hörer abgenommen.
»Hallo«, sagte eine bekannte Stimme.
»Hier ist Tully, Mr. Souza.«
»Hallo, Tully!«
»Ich rufe nur an, um Ihnen zu sagen, dass alles bestens geklappt hat.«
»Das freut mich zu hören.«
»Ja, es waren zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Nutte, die Vann, lag gerade mit Mainwaring im Bett. Wir haben uns um beide gekümmert …«
»Du brauchst nicht ins Detail zu gehen, Tully.«
»Schon klar, Mr. Souza, ich wollte nur, dass Sie erfahren, dass alles ganz sauber gelaufen ist. Ich hab’s mit den Händen gemacht, ganz ohne Waffe.«
»Das reicht, Tully«, sagte Souza.
Schweigen.
»Danke für den Anruf, Tully, das hast du gut gemacht.«
»Soll ich sonst noch etwas tun, Mr. Souza?«
»Im Moment nicht. Nimm dir doch einfach ein paar Tage frei. Ruh dich ein bisschen aus.«
»Ich könnte wirklich etwas Ruhe brauchen, Mr. Souza, meine Knöchel sind ganz schön strapaziert.«
Breites Lachen.
»Das glaube ich dir, mein Junge.«
»Bis dann, Mr. Souza.«
»Auf Wiedersehen.«
Milo stellte das Gerät ab.
»Du elender Schweinehund!«, rief Dwight und wollte auf Souza losgehen. Cash sprang auf, packte ihn am Arm und hielt ihn fest.
»Setzen Sie sich«, sagte er und schob ihn an das vordere Tischende, gleich neben den Monitor. Dann drückte er ihn kraftvoll in einen Sessel. Er selbst blieb stehen und beobachtete Dwight sorgfältig.
Dwight erhob eine Faust gegen Souza und schrie wieder: »Elender Schweinehund!«
Souza grinste ihn an.
»Haben Sie etwas dazu zu sagen?«, fragte Milo den Anwalt.
Souza schüttelte den Kopf.
»Wünschen Sie die Anwesenheit eines Anwalts, bevor wir fortfahren?«
»Keineswegs. Einen Martini hätte ich gerne. Kann ich ihn mir holen?«
»Bitte sehr«, sagte Milo.
»Möchte sonst noch jemand einen Drink?«, fragte Souza.
Als niemand antwortete, ging er zu der Bar, mischte sich Gin und Vermouth und gab eine Olive hinein, die er aus einem silbernen Gefäß genommen hatte. Dann setzte er sich wieder. Er nahm einen Schluck und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
»Horace, du verfluchter, elender …«, krächzte Dwight.
»Halt endlich den Mund«, sagte Souza, »du fängst an, mir auf die Nerven zu gehen.«
»Der Grund, weshalb das alles passierte, ist ziemlich banal«, sagte Milo. »Geld, Macht, das Übliche. Interessant ist, wie es geschah. Wir haben da etwas Bedeutsames gefunden: Mrs. Cadmus’ spezielles Wissen über Drogen.«
Dwights Gesicht überlief ein Schauer. Er starrte seine Frau an, hoffte, dass sie widersprechen würde. Stattdessen warf sie ihm nur einen kalten, verächtlichen Blick zu.
»Wann ist Ihnen diese Idee gekommen?«, fragte Milo Heather. Sie reagierte nicht, und er fuhr fort:
»Meiner Meinung nach müssen Sie Jamey schon seit langer Zeit hassen. Und Sie hatten öfter daran gedacht, dass Sie ihn gerne loswürden. Als Ihnen Souza dann von Chancellors Erpresserei erzählte, beschlossen Sie beide, dass jetzt die Zeit reif sei.«
Heathers Mund begann zu zittern, und es sah so aus, als ob sie reden wollte. Aber Souza räusperte sich laut, und sie wandte sich zu ihm um. Sie tauschten einen Blick aus, der Heathers Widerstand bestärkte. Ihre Augen verengten sich, blickten abweisend und wurden tiefschwarz wie eine Sturmwolke. Sie setzte sich aufrecht und sah durch Milo hindurch, so als existiere er nicht. All dies dauerte nur ein paar Sekunden, aber es war Dwight nicht entgangen. Er stieß einen tiefen Seufzer aus und sackte in sich zusammen.
»Jetzt zu euch zwei Vögeln«, sagte Milo. »Natürlich habt ihr auch erwogen, gleich beide zu töten, aber das habt ihr lieber gelassen, es
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