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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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um zwei dorthin.«
    »Nachmittags oder nachts?«
    »Nachts. Es war schon spät. Auf der Autobahn war ein Stau, irgendein Unfall. Ich hörte im Autoradio davon, deshalb fuhr ich in Canoga Park ab und nahm kleinere Straßen. Ich habe länger nach einem guten Parkplatz gesucht, aber schließlich hatte ich einen. Ich wartete dort. Skull sollte dem Jungen ein Beruhigungsmittel geben, das ihn betäubte, aber nur so, dass er noch gehen konnte. Nur so konnte sie unauffällig mit ihm raus und ihn zum Wagen begleiten. Als sie in sein Zimmer kam, sah er aus, als würde er schlafen. Bevor sie ihm die Spritze gab, nahm sie seine Fesseln ab. Aber als sie ihn piekte, begann er zu toben, riss die Nadel raus, verprügelte sie, bis sie ohnmächtig wurde. Nur für einen kleinen Moment, aber der genügte schon, um abzuhauen. Als sie aufwachte, war er weg. Sie suchte ihn und fand ihn schließlich in einem Konferenzraum. Er war am Telefon und redete mit dem Seelenklempner.«
    »Was für ein Seelenklempner?«
    »Delaware.«
    »Woher weißt du, dass es Delaware war?«
    »Sie hörte, wie er ihn beim Namen nannte. Er versuchte, ihn zu Hilfe zu holen. Sie stellte sich hinter ihn, packte ihn am Arm und gab ihm schnell die Spritze. Wahrscheinlich war zu viel Zeug drin, denn sie musste ihn tragen. Als ich sie kommen sah, sprang ich aus dem Wagen und warf ihn mir über die Schulter. Es war richtig schwer; er war eigentlich dünn und leicht, aber er hing wie ein Sack an mir runter. Es dauerte eine Weile, bis ich ihn im Wagen und richtig gefesselt und geknebelt hatte. Dann fuhr ich schnellstens weg.«
    »Zusammen mit Skull?«
    »Nein, ohne sie. Wir trafen uns erst später, in der Nähe von Chancellors Villa.«
    »Wann?«
    »Wann wir uns trafen?«
    »Wann du von Canyon Oaks weggefahren bist.«
    »Ungefähr um halb vier.«
    »Und wann hast du Skull getroffen?«
    »Ungefähr um halb fünf.«
    »Wie war es möglich, dass Skull ihn unbemerkt aus der Klinik schleppte?«
    »Es war keiner da. Die Dienst habende Ziege hatte Geld gekriegt, damit alles klappt. Zehn Tausender, zweimal fünftausend. Ich weiß es, weil ich das Geld in ihre Wohnung brachte.«
    »Wer ist diese Frau?«
    »Die Vann, eine echte Hure. Sie behandelte Skull wie den letzten Dreck.« Er schloss einen Moment die Augen und sagte dann verträumt: »Wir hatten was Schönes mit ihr vor.«
    »Wo bist du hingefahren, nachdem du das Klinikgelände verlassen hattest?«
    »Zurück nach Los Angeles.«
    »Wohin genau?«
    »Nach Boystown.«
    »Welchen Weg bist du da gefahren?«
    »Auf der Autobahn war immer noch Stau, deshalb fuhr ich über kleinere Straßen bis Reseda, dann ein Stück zurück und fuhr in Laurel raus. Ich fuhr nach Santa Monica und bog nach links ab.«
    »Richtung Osten?«
    »Ja.«
    »Weiter.«
    »Ich fuhr durch Santa Monica und sammelte den Strichjungen, den Ford, ein.«
    »Wo hattest du den her?«
    »Er stand an einer Straßenecke bei der Western Avenue.«
    »Was hast du mit ihm gemacht?«
    »Dasselbe wie mit den anderen. Ich habe ihm Geld angeboten, dann stieg er ein. Ich gab ihm die Spritze und würgte ihn.«
    »War er gleich tot?«
    »Nein, nur ohnmächtig. Dann knebelte und fesselte ich ihn und legte ihn neben Cadmus.« Antrim brach in Lachen aus.
    »Was ist komisch daran?«, fragte Milo.
    »Ich bin mal für eine Metzgerei gefahren, Fleischtransporte. Lauter Schweine. Das war irgendwie ähnlich.«
    »Wohin bist du gefahren, nachdem du Ford gefesselt hattest? Erinnerst du dich an die Strecke?«
    »Von Santa Monica nach Sunset, von Westen nach Beverly Hills bis zum Hotel, dann nach Norden und den Berg hoch. Riesiges weißes Haus hinter Mauern.«
    »Wo war Skull?«
    »Die habe ich in der Nähe der Doheny Street aufgegabelt.«
    »Was habt ihr gemacht, als ihr oben ankamt?«
    »Alles war zu, elektrisch gesichert. Wir hatten schon einen Plan, wie wir reinkommen konnten - so war es ausgemacht. Wir klingelten viele Male, bis Chancellor endlich reagierte. Er schien geschlafen zu haben. ›Was ist denn los?‹, fragte er, und Skull antwortete mit einer Kinderstimme …«
    »Kinderstimme?«
    »Sie kann alles und jeden nachmachen: Bugs Bunny, Elvis, Sie sollten das mal hören! Es klang wie die Stimme eines Mädchens von sechzehn.«
    »Ich werde es bestimmt noch mitkriegen. Was hat sie zu Chancellor gesagt?«
    »Sie sagte ihm, dass sie eine Freundin von Jamey wäre, dass sie einen Unfall gehabt hätten, dass sie mit ihm da wäre, schwer verletzt. Man konnte richtig hören, wie er sich

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