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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Souza mich für seine Zwecke missbrauchen würde; ich hatte es von Anfang an gewusst. Ich hatte ihm zwar keine Versprechungen gemacht, hatte ihm aber meine Mitarbeit angeboten. Dies vorzutäuschen, obwohl es nicht meine Absicht war, weiterzumachen, war vielleicht Souzas Art, aber nicht meine. Ich musste etwas unternehmen, war aber noch nicht reif dafür - ich wollte den Fall, wollte Jamey nicht aufgeben, ob aus Zwang, Sentimentalität oder einem Gefühl der Verpflichtung heraus.
    Während ich überlegte, was ich tun könnte, faltete ich den Scheck, bis er aussah wie ein japanischer Papiervogel. Dann kam ich zu folgendem Schluss: Ich wollte die Gespräche zu Ende führen, was ich letzten Endes im eigenen Interesse tat. Geld wollte ich nicht dafür nehmen. Ich steckte den Scheck in den Umschlag und schloss ihn in meine Schreibtischschublade ein. Ich wollte ihn zurückgeben, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen wäre.
    Die Luft im Haus kam mir plötzlich heiß und stickig vor. Ich zog mir Shorts an, öffnete die Fenster und nahm mir ein Bier aus dem Kühlschrank. Dann rief ich Bradford Balch an, der, wie sich herausstellte, Sozius von Souza war. Er schien noch jung zu sein, hatte eine übereifrige, hohe, nervöse Stimme.
    »Gut, dass Sie anrufen, Doktor. Herr Souza bat mich, Sie anzurufen, um Ihnen mitzuteilen, dass die Polizei Ihnen die Erlaubnis erteilt hat, Chancellors Haus zu besuchen. Wollen Sie das immer noch?«
    »Ja.«
    »Dann seien Sie bitte morgen früh um neun Uhr dort.«
    Er gab mir die Adresse, dankte für meinen Anruf und hängte ein. Es war das erste Mal, dass Souza mich nicht selbst angerufen hatte, und ich wusste den Grund. In der vergangenen Woche hatte er mich umschmeichelt wie ein Pfadfinder ein junges, hübsches Mädchen. Er war überhöflich gewesen, hatte mich in seinem Rolls fahren lassen, hatte mich zu sich nach Hause zum Essen eingeladen und, was das Wichtigste war, er hatte mich nicht mit seinem Personal konfrontiert, sondern war jederzeit persönlich für mich erreichbar gewesen. Er wollte mich für sich und seine Arbeit gewinnen, aber nach seinen Spielregeln: Er war der Chef, ich hatte zu wissen, wo meine Grenzen lagen. Dass ich energisch darauf bestanden hatte, den Schauplatz des Mordes zu besichtigen, war in seinen Augen viel zu eigenmächtig gewesen. Um dies zum Ausdruck zu bringen, ließ er mir die Nachricht durch einen Untergebenen zukommen. Eine feine, aber gezielte Spitze gegen mich. Ich bekam einen ersten Vorgeschmack davon, was es bedeutete, sich Souza zum Feind zu machen.
    Wenn Südkalifornien von dichtem Smog heimgesucht wird, sieht es draußen aus wie auf einem Foto, das mit einer vaselineverschmierten Linse aufgenommen worden ist. Der Himmel wird bronzefarben, die Umrisse der Gebäude verschwinden im Dunst, das Grün der Bäume verwandelt sich in ein hässliches, fluoreszierendes Grau. An einem solchen Morgen fuhr ich in östlicher Richtung über den Sunset Boulevard nach Beverly Hills. Die großen Anwesen, an denen ich vorbeikam, flimmerten in der unangenehm drückenden Hitze, sahen aus wie schmelzendes italienisches Eis mit Marzipanpalmen.
    Der Besitz von Chancellor - sein Wert musste um die fünf Millionen Dollar betragen - lag auf einem Hügel nördlich des Boulevards oberhalb des Beverly Hills Hotels. Er war von einer fast zwei Meter hohen, von schmiedeeisernen Gitterstäben gekrönten Steinmauer umgeben. Die Stäbe waren oben vergoldet und so scharf und spitz, dass sie jedem allzu neugierigen Mauerbesteiger die Eingeweide herausreißen mussten.
    Das doppelte eiserne Gittertor war weit geöffnet, ein Beamter der Beverly Hills Police bewachte es. Ich fuhr dicht an ihn heran und hielt. Nachdem ich meinen Namen genannt hatte, sprach er in sein Walkie-Talkie. Kurz darauf nickte er und winkte mich herein. Hinter der Einfahrt kam ich auf eine kiesgestreute Auffahrt in Haarnadelform, auf die dichte Hecken burgunderroter Kirschmyrten lange Schatten warfen. Hinter der Kurve wurde die Auffahrt von niedrigen weißen Azaleen gesäumt. Dann führte die Straße in einem weiten s-förmigen Bogen eine mit smaragdgrünem Rasen bewachsene Anhöhe hinauf. Ich fuhr auf das Herrenhaus zu, das im klassizistischen Stil gebaut war und auf dem Hügel lag. Es hatte enorme Ausmaße, etwa wie ein Sportplatz. Marmorne Stufen führten zu einem weiten Säulengang, im rechten Winkel dazu war vor den Stufen ein Wasserbecken angeordnet, an dessen Rand Statuen standen, welche der Schönheit des männlichen

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