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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Vorverhandlungen müssen. Bis dahin würde ich gern für den Kampf gerüstet sein.«
    »Ich werde mir Mühe geben.«
    »Das glaube ich Ihnen. Übrigens, wir sprachen neulich über die Wahrscheinlichkeit einer Drogenvergiftung. Haben Sie in dieser Hinsicht etwas erfahren können?«
    »Dr. Mainwaring beharrt auf dem Standpunkt, dass Jameys Zustand nicht das Geringste mit Rauschgift zu tun hat. Er vertritt die Auffassung, dass allein die Erwähnung dieser Möglichkeit vor Gericht die Strategie der Verteidigung zunichte machen würde.«
    »Mainwaring ist kein Anwalt«, sagte er unwirsch, »wenn ich vorbringen könnte, dass Chancellor den Jungen rauschgiftsüchtig gemacht hat, würde das nicht schaden, sondern eher nützen.«
    »Das mag sein, aber es gibt keinen Anhaltspunkt für Drogenmissbrauch. Die Symptome, die mir auffielen, sind vermutlich die einer tardiven Dyskinesie - eine Reaktion auf die Medikamente. Sie zeigten sich bereits in Canyon Oaks. Nach einer so kurzen Behandlung ist eine solche Reaktion zwar atypisch, Mainwaring meint jedoch, dass Jamey an einer atypischen Schizophrenie erkrankt sei.«
    »Atypisch«, er dachte laut nach. »Das passt hervorragend, könnte günstig für uns sein und macht uns weniger von Präzedenzfällen abhängig. Sehr gut, machen Sie weiter, und lassen Sie mich wissen, wenn Sie etwas herausbekommen. Haben Sie übrigens heute Nachmittag noch einen anderen Termin?«
    »Nein.«
    »Das passt gut. Heather ist letzte Nacht aus Montecito zurückgekommen, um Mitternacht und mit einem Hubschrauber, um der Presse zu entgehen. Die Kinder sind geblieben. Wenn Sie mit ihr sprechen wollen, würde das jetzt passen.«
    »Wunderbar.«
    »Sagen wir also um fünf?«
    »Das ist mir sehr recht.«
    »Ausgezeichnet. Sie ist eine interessante junge Frau. Weil wir gerade davon sprechen, ich hatte das Vergnügen, mit Ihrer Freundin Robin zu telefonieren.«
    Seine Worte klangen freundlich, hatten aber den Beiklang unterschwelliger Lüsternheit. Es war kaum zu merken, schlug mir jedoch auf den Magen.
    »Sie ist ein wunderbarer Mensch«, erwiderte ich.
    »Wirklich. Sie haben Glück, Doktor.«
    Dann gab er mir die Adresse der Familie Cadmus und verabschiedete mich wohlwollend.
    Hancock Park stank nach Tradition und Geld.
    In Beverly Hills hatten unbegrenzter Reichtum und fehlender Geschmack absonderliche architektonische Exzesse gefördert. Vieltürmige Burgen, stuckverkleidete Pseudovillen, postmoderne Monstrositäten in Technicolor und miserable Tara-Imitationen, jede musste Millionen gekostet haben, warteten an einer langen palmenbestandenen Straßenzeile auf Applaus.
    Vier Meilen weiter nach Osten, in Hancock Park, war alles stiller und feiner. Es gab dort zwar verschiedene Stilrichtungen, Tudor, Georgianisch, Regency, Mediterran, aber alles passte unaufdringlich zueinander. Sehr ruhig und sehr imposant. Die meisten Häuser dort waren geräumiger als ihre aufdringlichen Verwandten in Beverly Hills, Überbleibsel einer Zeit, in der viele Bedienstete eine Selbstverständlichkeit waren. Selbstgefällig thronten sie auf riesigen gepflegten Rasenflächen, weit entfernt von den großzügigen, ahornbeschatteten Alleen. Die Gartenarchitektur wirkte zurückhaltend: eine einzelne stattliche Pinie auf dem Rasen, Taxushecken, hier und da ein Farbtupfer. Überall auf den Straßen standen holzverkleidete Kombiwagen, Volvo- und Mercedeslimousinen in neutralen Farbtönen. Wie in den meisten vornehmen Wohngegenden von Los Angeles waren die Straßen gespenstisch leer bis auf wenige uniformierte Kindermädchen mit Kinderwagen oder dauergewellte Mütter, die weißblonde Kleinkinder hinter sich herzogen. Obwohl einige jüdische und asiatische Familien hierher gezogen waren, lebte in Hancock Park vorwiegend die feine weiße Gesellschaft. Während ringsherum auf den städtischen Hauptstraßen die Kriminalitätsrate höher war, als man zugeben wollte, blieb Hancock Park eine unberührte Insel unauffälligen Wohlstands.
    Die Cadmus-Villa lag nördlich von Beverly Hills an der June Street, nahe beim Country Club. Die zweistöckige Villa im Tudorstil war einfarbig beige gestrichen. Ein kleeblattförmiges, gefliestes Schwimmbecken lag dekorativ mitten im Rasen. Das Tor wurde von zwei Sicherheitskräften bewacht, die die gleiche Uniform trugen wie ihre Kollegen in der Empfangshalle von Cadmus Construction. Diese hier trugen jedoch Pistolen und Gummiknüppel. Der Grund für ihre Anwesenheit war offensichtlich: Eine Meute von Reportern

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