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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Fuße. Demonstrativ blickte er sich um. »Das ist nun also dein berühmter Arbeitsstress, bei dem dich keiner stören darf.«
    »Nach getaner Arbeit sollst du ruhn. Steht schon in der Bibel.« Dr. Schönthaler wies mit dem Kinn zu seinem Schreibtisch hin. »Voilà: der vorläufige Obduktionsbericht – und zwar von den beiden Herren da draußen! Das war die reinste Akkordarbeit, kann ich dir flüstern.«
    »Also gut. Wie ich sehe, willst du wieder einmal nichts anderes, als von mir gelobt werden. Was ich hiermit tue: Hast du wirklich toll gemacht«, versetzte der Leiter des K 1 und donnerte ihm einen Prankenhieb auf die hagere Schulter. »So, und dafür erzählst du mir jetzt mit allgemein verständlichen Worten, was du in diesen Bericht an fachchinesischem Gedöns hineingepackt hast.«
    »Okay«, gab der Rechtsmediziner gedehnt zurück. »Vermutlicher Todeszeitpunkt des zweiten Opfers: Heute Nacht zwischen 24 und 2 Uhr.«
    »Das hast du heute Morgen schon behauptet.«
    »Ja, behauptet, aber nicht wissenschaftlich berechnet!«, gab Dr. Schönthaler pikiert zurück. »Übrigens muss ich deinen Erwartungen gleich einen kräftigen Dämpfer versetzen. Denn zu der vielleicht spannendsten Sache kann ich dir leider immer noch keine Ergebnisse präsentieren. Eine toxikologische Analyse dauert eben ihre Zeit. Ich hab die Kollegen gebeten, sich zu beeilen und mir die Befunde sofort runterzubringen.« Er schlenderte zu seinem Telefon. »Ich ruf am besten gleich noch mal an und mach denen ein bisschen Druck.«
    »Hattest du mir nicht vorhin klargemacht, dass du solche Drängelanrufe auf den Tod nicht ausstehen kannst?«, konnte sich Tannenberg nicht verkneifen.
    »Ich kann’s natürlich auch bleiben lassen«, retournierte der Pathologe und legte den Hörer wieder auf. Nach einer kurzen Pause nickte er. »Du hast recht, alter Junge. Bewirkt sowieso meist nur das Gegenteil.«
    »Damit hast du ja reichlich Erfahrung.«
    Dr. Schönthaler überging die spitze Bemerkung. »Mal zu etwas anderem: dem Zahnstatus der beiden Opfer. Allerdings gibt’s da bislang kaum Sensationelles zu vermelden. Mein Zahnarzt war heute Morgen bei mir und hat sich die Beißerchen des ersten Toten mal etwas genauer angeschaut. Seinem Eindruck nach stammt die dentistische Arbeit nicht von einem an einer deutschen Uni ausgebildeten Zahnarzt.« Er verstummte einen Augenblick, seufzte. »Aber lokal eingrenzen konnte er seine Vermutung leider nicht.«
    »Schade«, entgegnete Tannenberg.
    »Möglicherweise bringt uns ja die Materialanalyse des Inlays weiter. Hoffentlich meldet sich die Degussa bald. Ihr habt noch immer keine Vermisstenmeldung, die zu dem Herrn da draußen passen könnte?«
    Tannenberg presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und schüttelte den Kopf.
    »Und zur Identität des zweiten Mannes habt ihr auch noch keine Hinweise erhalten?«
    »Nein. Mertel hat zwar routinemäßig die Fingerabdrücke der beiden Männer durch die Vergleichsdateien gejagt, aber keine Übereinstimmung gefunden.«
    Dr. Schönthaler lupfte resigniert die Schultern. »Mir geht’s genauso. Ich hab auch nichts entdeckt, was uns irgendwelche Anhaltspunkte geben könnte. Die einzigen Dinge, die ich bislang über ihn aussagen kann, passen etwa auf jeden zweiten Mann im Alter von 35 bis 40 Jahren.« Er bückte sich nach unten und knotete die Schnürsenkel zusammen. »Hatte ich mir irgendwie auch schon so gedacht. Dieser Serientäter versucht offensichtlich alles, um die Identifizierung seiner Opfer zu verhindern.«
    »Ja, aber trotzdem will er unbedingt, dass wir sie finden.« In einem tiefen Zug sog er die klimatisierte Luft ein und ergänzte: »Und anscheinend möglichst bald.«
    »Konnte er denn wirklich davon ausgehen, dass man den ersten Leichnam schnell entdecken würde?«, stellte der Rechtsmediziner eine interessante Frage in den Raum.
    Grübelnd drückte Tannenberg mit seiner Zungenspitze eine Beule in die Wange. Dann nickte er und sagte: »Denke schon, schließlich ist dieser Weg bei Hundebesitzern sehr beliebt.«
    »Du hast recht, Wolf, einer feinen Hundenase entgeht solch ein typischer Geruch garantiert nicht.« Er fasste den Kommissar scharf ins Auge. »Mit diesem makabren Arrangement möchte uns der Täter doch wohl auf etwas hinweisen, oder?«
    »Sieht ganz danach aus. Nur worauf?«
    Der Pathologe holte tief Luft und stieß sie geräuschvoll aus. »Ja, wenn wir das nur wüssten.« Er verstummte für einen Augenblick, dann fuhr er fort. »Na ja,

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