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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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vorsichtshalber hab ich mal eine Amalgamfüllung des zweiten Toten an ein Speziallabor geschickt. Das verursacht zwar zusätzliche Kosten, aber was sollen wir denn machen? Wer weiß, wie viele Menschen dieser Irre noch ermorden und verstümmeln will. Diesem Psychopathen müssen wir so schnell wie möglich das Handwerk legen. Den Zahnstatus des zweiten Opfers hab ich natürlich inzwischen auch schon an die Kaiserslauterer Zahnarztpraxen …«
    »Apropos Praxen«, warf Tannenberg dazwischen. »Das Ergebnis der Blutanalyse von dieser komischen Waldarbeiter-Praxe hast du auch noch nicht vom Labor erhalten?«
    »Nein, nein.«
    Schnarchnasen!, schimpfte Tannenberg im Stillen.
    »Aber es gibt einen weiteren Weg, den wir vielleicht schon bald beschreiten sollten«, meinte Dr. Schönthaler nebulös.
    »Und welchen?«
    »Wenn wir selbst in ein paar Tagen noch keine Hinweise auf die Identität der Toten erhalten haben, wenden wir uns eben an einen Experten für Gesichtsrekonstruktionen. Das wollte ich mir immer schon mal aus der Nähe anschauen. Diese Leute sind richtige Künstler. Erinnerst du dich an den Film ›Gorky-Park‹, wo drei gesichtslose junge Menschen am Rande einer Eiskunstlaufbahn unter Schnee gefunden werden?«
    Plötzlich erklang vom Schreibtisch des Pathologen her eine leise Melodie, die schnell anschwoll.
    »Ach, mein neues Handy will mich wecken.«
    Tannenberg warf die Stirn in Falten. »Die Melodie kenne ich doch irgendwoher.« Er legte den Kopf ins Genick und schnipste dabei mit den Fingern. »Verdammt nochmal, aber ich komme im Moment einfach nicht drauf.«
    »Stichwort: Mundharmonika«, half der Rechtsmediziner.
    Im Hirn des Kriminalbeamten machte es ›Klick‹. »Logo: Das ist die Instrumentalmusik aus ›Spiel mir das Lied vom Tod‹«, verkündete er stolz.
    »Richtig! Sag selbst: Kann es für einen Pathologen eine passendere Klingelmelodie geben?«
    Wolfram Tannenberg stöhnte gequält auf. »Sag mir jetzt lieber mal, ob wenigstens die Begutachtung der Bissspuren etwas Hilfreiches ergeben hat. Welche Tiere kommen dafür als Verursacher in Betracht?«
    »Diese Frage einer definitiven Klärung zuzuführen, ist ausgesprochen schwierig«, fabulierte der Rechtsmediziner. »Wenn es nicht sogar völlig unmöglich ist, zumindest beim ersten Opfer. Der Leichnam lag ja schließlich mehrere Tage im Wald. Wogegen dein neuer Fund noch nicht mal eine ganze Nacht …«
    »Heißt das, du hast bei dem zweiten Toten …?«
    »Sagen wir mal lieber so«, würgte er seinen besten Freund ab: »Da die Gesichtswunden bedeutend frischer sind, lässt sich daraus ansatzweise ein begründeter Verdacht ableiten. Mehr aber auch nicht.«
    »Und?«
    »Also ich tippe auf einen oder, was wahrscheinlicher ist, sogar auf mehrere Füchse, die möglicherweise im zeitlichen Abstand von ein paar Stunden …«
    »Sind auch Hunde denkbar?«, unterbrach Tannenberg nun seinerseits.
    Irritiert kniff Dr. Schönthaler die Augenbrauen zusammen, aber bereits ein, zwei Sekunden später nickte er zustimmend. »Theoretisch schon.« Er bedachte sein Gegenüber mit einem fragenden Blick. »Du denkst an streunende oder verwilderte Hunde?«
    »Nein, nicht unbedingt.«
    In wenigen Sätzen schilderte der Kriminalbeamte nun die spekulative Vermutung seines jungen Kollegen.
    »Kann durchaus sein, dass der Schauß damit gar nicht so falsch liegt«, erklärte der Gerichtsmediziner. »Aus der Begutachtung der Totenflecken lässt sich jedenfalls eindeutig schlussfolgern, dass zumindest die Körper der beiden Männer nach Todeseintritt umgelagert wurden. Bei den Köpfen lässt sich das nicht so eindeutig klären. Wobei die Bissbilder sich ziemlich stark ähneln, das muss ich schon zugeben. Willst du sie dir nicht gleich mal selbst anschauen?«
    Mit einer Handbewegung lehnte Tannenberg dankend ab. »Suchen wir jetzt also nach einem Hundebesitzer?«
    »Na, da würde ich mich lieber nicht zu voreilig festlegen, Wolf. Nach allem, was ich bislang zu diesem Thema in Erfahrung gebracht habe, gibt es keine gravierenden Unterschiede im Bissbild eines Fuchses und eines etwa gleichgroßen Hundes.«
    Dr. Schönthaler hob entschuldigend die Hände. »Und in einer zerfetzten Wunde sind diese geringfügigen Unterschiede kaum nachweisbar. Aber mehr kann ich dir dazu im Augenblick beim besten Willen nicht sagen. Wir müssen die genetische Analyse des Gewebematerials abwarten, das ich den Wundrändern entnommen habe. Wenn wir Glück haben, lässt sich aus Speichelresten oder

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