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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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vernahm er Hannes Engelsstimmchen am anderen Ende der Leitung, »ich möchte nicht stören.«
    »Tun Sie nicht, ganz im Gegenteil.«
    »Schön. Ich wollte Sie eigentlich nur fragen, ob Sie heute Abend schon etwas vorhaben.«
    »Heute Abend, nein, nein.«
    »Wunderbar! Meine Schwester hat mich nämlich gerade angerufen und mir abgesagt. Wir wollten heute Abend gemeinsam mit meinem Schwager an einem Überraschungs-Kulturevent teilnehmen.«
    »Überraschung ist immer gut«, sagte er, obwohl er bei dem Begriff ›Kulturevent‹ zusammengezuckt war.
    »Kennen Sie diese Veranstaltungsreihe?«
    Tannenberg räusperte sich verlegen. »Nein, leider nicht«, entgegnete er halblaut.
    »Macht ja nichts. Ich kann Ihnen diese Überraschungs-Events wirklich nur wärmstens empfehlen. Wir haben schon ein paarmal daran teilgenommen. Das ist spannender als der beste Krimi, kann ich Ihnen sagen. Man trifft sich in Abendgarderobe am Pfalztheater. Keiner weiß, welche kulturelle Veranstaltung an diesem Abend auf dem Programm steht. Dort auf dem Parkplatz besteigt man einen Bus, der einen irgendwohin bringt. Wir waren schon im Mannheimer Nationaltheater, bei einem Musical in Stuttgart, im Trippstadter Schlosspark bei einer Freiluft-Opernaufführung.«
    »Hört sich sehr interessant an«, versetzte Tannenberg und betete inständig, dass man ihm seine Aversion gegen jegliche Form von kulturellen Zwangsbeglückungsmaßnahmen nicht anmerkte.
    »Es ist auch wirklich toll. Also, darf ich Sie dazu einladen?
    »Sicher, gerne.«
    »22 Uhr am Pfalztheater?«
    »Ja. Ich freue mich sehr darauf.«
    »Ich ebenso. Wissen Sie, es soll auch ein kleines Dankeschön an Ihre Adresse sein. Sie haben sich mir gegenüber heute Morgen so unheimlich einfühlsam und verständnisvoll verhalten. Das war wirklich schrecklich lieb von Ihnen.«
    Tannenberg wurde ganz warm ums Herz. »Aber das war doch selbstverständlich. Außerdem war es mir ein Vergnügen.«
    »Gut, dann also bis 22 Uhr.«
    »Ja, bis nachher. Ich freue mich wirklich sehr darauf«, flötete der Leiter des K 1. Seufzend hielt er den Hörer noch eine Weile in der Hand.
    Obwohl alle Anwesenden die ganze Zeit über interessiert die Ohren spitzten, hatten sie natürlich nur Tannenbergs Worte mitbekommen. Selbst Dr. Schönthaler, der sich einmal sogar bis auf einen Meter von hinten an ihn herangeschlichen hatte, konnte nicht in Erfahrung bringen, mit wem sein turtelnder Freund da so angeregt plauderte.
    »Worauf freut sich denn unser liebes Wölfchen?«, wollte der Gerichtsmediziner deshalb umgehend wissen. » Was machst du heute Abend mit wem ? Und dann auch noch um 22 Uhr, wo du Schnarchnase normalerweise doch schon längst in den Federn liegst?«
    Tannenberg antwortete nicht, sondern schmunzelte nur weiter versonnen vor sich hin.
    »Also, erstens ist es mir ja sowieso schnurzpiepegal, was du abends machst«, verkündete Dr. Schönthaler. »Und zweitens weiß ich ja, wer das war.«
    »Wer denn?«
    »Das ist wirklich sehr einfach zu erraten. Vor allem auch wegen des Ausschlusskriteriums.«
    »Wegen was?«
    »Wegen des Aus-schluss-kri-te-ri-ums«, zerlegte er das Wortungetüm in seine einzelnen Silben. »Jeder, der dich kennt, weiß nämlich ganz genau, dass es sich bei dem Anrufer definitiv nicht um ein weibliches Wesen gehandelt haben kann. Denn welche Frau – außer deiner Mutter vielleicht – würde sich mit solch einem ungehobelten Kerl wie dir freiwillig länger als ein paar Sekunden unterhalten?«
    Er stockte einen Augenblick, dann schob er grinsend nach: »So nett und höflich wie du dich eben gebärdet hast, kann es sich bei dem Anrufer nur um den werten Herrn Oberstaatsanwalt gehandelt haben. – Und, was unternimmst du nun mit ihm heute Abend?«

9
    In der aktuellen Ausgabe der PALZ , wie die Pfälzische Allgemeine Zeitung in Kurzfassung genannt wird, war die Bevölkerung um Mithilfe bei der Aufklärung der beiden Verbrechen gebeten worden. Doch bis zum späten Nachmittag dieses heißen Sommertages war die Resonanz äußerst dürftig geblieben. Wie üblich handelte es sich bei den meisten der Anrufer um Wichtigtuer, die sich lediglich aufspielen wollten. Aber auch von den seriöseren Personen konnte niemand sachdienliche Hinweise zu den spektakulären Mordfällen geben.
    So ein Mist!, schimpfte Tannenberg im Stillen, nachdem er bei der Zentrale in dieser Angelegenheit abermals nachgefragt hatte. Ist ja auch kein Wunder bei dieser Bullenhitze. Wer geht denn da schon im Wald spazieren?
    Zum

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