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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Computerexperten bezeichnen, aber die Grundfunktionen beherrschte er durchaus. Auf dem Desktop befand sich außer den festinstallierten Softwaresymbolen und dem Button eines Internetproviders lediglich ein einziger Ordner: Er trug den Namen ›Johanna‹ und enthielt eine Unmenge Digitalfotos.
    Dann ging Tannenberg online und rief die Favoritenliste auf. ›Spirit of History‹ stand ganz oben. Mit einem Doppelklick landete er auf der Startseite. Ein Fenster öffnete sich. Es verlangte nach einem Zugangspasswort für den Mitgliederbereich.
    »Verfluchter Mist«, zischte der Kriminalbeamte. Da muss der Mertel gleich mal ran, dachte er und zückte sein Handy. Oh nein, der Akku ist ja alle.
    Genervt erhob er sich und suchte in der Wohnung nach einem Telefonapparat. Im Flur entdeckte er die Anschlussbuchse. Er folgte dem grauen Kabel bis ins Schlafzimmer, wo unter einem Sweatshirt der Apparat lag. Obwohl der Anrufbeantworter nicht blinkte, hörte Tannenberg wie stets bei seinen Wohnungsinspektionen routinemäßig die gespeicherten Nachrichten ab.
    »Hallo Alex, hier ist Johanna. Ich muss dich wegen der ›Jammerhalde-Aktion‹ sofort sehen. – Freitag, 17. Juli, 6 Uhr 21«, ergänzte eine blecherne Maschinenstimme.
    Fritsche hat diese Nachricht heute Morgen abgehört, schlussfolgerte Tannenberg. Also ist er nach seinem Crash in Johanniskreuz hierher zurückgekehrt. Aber wieso meldet sich Hanne freiwillig bei ihm, will sich sogar mit ihm treffen? Ich dachte, sie will nichts mehr mit ihm zu tun haben, fürchtet sich vor ihm. Und jetzt das. Wie passt das bloß alles zusammen?
    Er stützte die Ellenbogen auf die Schreibtischunterlage, faltete wie betend die Hände und berührte mit seinen Daumennägeln die Unterlippe. Während er den Kopf sanft hin- und her bewegte, glitten die Schneidezähne über die Daumenkuppen hinweg. Eine explosive Mischung aus Verzweiflung und Wut breitete sich in ihm aus.
    Vielleicht bin ich ja auch völlig auf dem Holzweg, dachte er. Möglicherweise steckt etwas ganz anderes hinter dieser Jammerhalde-Aktion, wie Hanne es genannt hat. Am Ende war vielleicht auch Fritsches Auftritt gestern Morgen am Pfalzinstitut nur inszeniert. Für mich inszeniert? Aber wozu? Um mich abzulenken – aber wovon?
    Vielleicht ist sogar diese ganze Stalkergeschichte frei erfunden und die beiden sind in Wirklichkeit ein Paar?
    »Jetzt reicht’s, verdammt nochmal«, polterte er ungehalten los.
    Er schlug mit beiden Händen auf die Tischplatte und schnellte in die Höhe. Er eilte zu seinen Kollegen und wies sie an, Alexander Fritsche sofort auf die Fahndungsliste zu setzen.
    »Ich soll dir von Schauß ausrichten, dass sie einen gewissen Klemens nicht erreichen konnten«, verkündete Krummenacker. »Nach Angaben seiner Schwester soll er irgendwo in der Stadt unterwegs sein, besitzt aber anscheinend kein Handy. Wenn er nach Hause kommt, sagt sie ihm, dass er sich umgehend bei euch melden soll.«
    Tannenberg nickte. »Gut. Ihr bleibt bitte hier und wartet auf Mertel. Ich bin im K 1 zu erreichen, falls es noch irgendetwas Wichtiges gibt.«
    Vielleicht sollte ich diesen Klemens ja gleich mit zur Fahndung ausschreiben, sinnierte er, als er vor der Lifttür stand. Am besten sollten wir sofort diese ganze verfluchte Historikerbande einbuchten!
    »Na, mein lieber Goethe, du seniler Dichtervogel, da hast du mit deinem blöden Spruch wohl ziemlich daneben gelegen«, brabbelte er vor sich hin. »Von wegen Enthusiasmus, den die Geschichte erregt – Wahnsinn erzeugt sie!«

14
    Petra Flockerzie saß nun schon seit über zwei Stunden an ihrem Computer und surfte im Internet. Die erste halbe Stunde hatte sie auftragsgemäß alle möglichen Suchmaschinen und historischen Datenbanken durchforstet, sich mit dem Decknamen ›Flocke‹ in mehreren Chatrooms eingeloggt, aber trotzdem keinen einzigen Hinweis auf die gesuchte Signatur gefunden. Noch nicht einmal das Geschichts-Forum, auf das Tannenbergs Vater gestoßen war, brachte neue Erkenntnisse.
    Dort waren nach wie vor nur die beiden Einträge verzeichnet, die Tannenberg bereits im Krankenhaus gelesen hatte. Mehr oder weniger aus Zufall war sie irgendwann in einem Diätforum gelandet, in dem alle nur erdenklichen Abspeckverfahren diskutiert und mit Erfahrungsberichten versehen wurden. Da konnte sie natürlich nicht widerstehen.
    Obwohl der Ventilator unermüdlich gegen die heiße, stickige Luft ankämpfte und sie sich mit einem dünnen Aktenordner Luft zufächelte, meinte sie

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