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Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall

Titel: Jammerhalde: Tannenbergs siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Gedankensprung. Dr. Weißmann schob die Brauen zusammen und zog das Kinn an den Hals. »Meinen Sie Johanna?«
    »Ja.«
    Der Institutsleiter seufzte. »Ich hab es heute Morgen schon einem Ihrer Kollegen erzählt: Johanna hat sich gestern nach dem Vorfall mit diesem aufdringlichen Menschen einen Tag Urlaub genommen. Hoffentlich kann sie sich an ihrem verlängerten Wochenende ein wenig von diesem Schock erholen.«
    »Heute hat sie sich noch nicht bei Ihnen gemeldet?«
    »Nein.«
    »Haben Sie schon einmal von ›Spirit of History‹ gehört?«
    Dr. Weißmann verneinte mit einer Kopfbewegung. »›Spirit of History‹. Was soll das sein?«
    »Ein historisches Rollenspiel, das man mit jedem internetfähigen Computer spielen kann«, erläuterte Tannenberg. Den Blick auf die Hände des Institutsleiters gerichtet, die immer noch das Notebook beschützten, ergänzte er: »Natürlich auch mit einem Laptop wie diesem.«
    Der Institutsleiter feuerte ein kurzes, überhebliches Lächeln ab. »Nein, für solche Dinge habe ich nun wirklich keine Zeit.«
    »Na, gut. Mal zu etwas anderem: Von diesem ominösen Historikerclub, in dem auch Frau von Hoheneck Mitglied ist, haben Sie aber sicher schon einmal gehört.«
    »Selbstverständlich, Herr Hauptkommissar. Ich gehöre doch selbst diesem Verein an. Ja, ich fungiere sogar als Vorsitzender dieses ›ominösen Historikerclubs‹, wie Sie unseren Verein eben etwas abschätzig genannt haben.«
    »War nicht meine Absicht«, entgegnete der Leiter des K 1 schmunzelnd. Anschließend erhob er sich und schlenderte zum Fenster. Er stemmte die Hände in die Hüften und bog den Rumpf nach hinten. »Verdammte Rückenschmerzen«, zischte er kaum hörbar.
    Dann drehte er sich vorsichtig um, schritt auf den Leiter des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde zu und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wo finden eigentlich Ihre Zusammenkünfte statt? Benutzten Sie dazu eine bestimmte Stammkneipe oder haben Sie ein Vereinsheim?«
    Dr. Weißmann lachte auf. »Nein, nein, so etwas brauchen wir nicht. Wir treffen uns hier im Haus. Ein Stockwerk tiefer haben wir uns einen sehr gemütlichen Raum eingerichtet.«
    »Befindet sich darin auch ein Computer?«
    »Aber klar doch. Zwei sogar.«
    »Mit Internetanschluss?«
    »Ja, natürlich. Dieses Medium ist für uns unverzichtbar, schließlich unterhalten wir Kontakte in die ganze Welt.«
    »Wer hat Zugang zu diesem Raum?«
    »Selbstverständlich jeder von uns. Alle Mitglieder haben einen eigenen Schlüssel. Das ist auch sehr sinnvoll, denn manche von uns arbeiten hier auch schon mal bis spät in die Nacht hinein.«
    »Können Sie sich eigentlich irgendeinen Reim auf die Morde an der Jammerhalde machen?«
    Dr. Weißmann kniff die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. »Nein, beim besten Willen nicht. Es kann sich meines Erachtens bei dem Täter nur um einen Psychopathen handeln. Wer sonst würde so etwas Verrücktes tun?«
    Tannenberg brummte zustimmend. »Vielleicht handelt es sich ja um jemanden, der von einem manischen Rachegedanken besessen ist. Vielleicht ein leidenschaftlicher Historiker, der die Schandtaten der Vergangenheit nicht …?«
    »Aber ich bitte Sie, Herr Hauptkommissar«, warf der Institutsleiter empört dazwischen. »Ich will zwar nicht verleugnen, dass sich unter uns Historikern durchaus der eine oder andere etwas eigentümliche, manchmal auch verschrobene Mensch befindet – aber ein mehrfacher Mörder?« Zischend stieß er seinen Atem aus. In schärferem Ton legte er nach: »Da muss ich nun aber wirklich ernsthaft protestieren.«
    Tannenberg hob beschwichtigend die Hände. »Nichts für ungut, lieber Herr Dr. Weißmann«, flötete er. »Ihnen ist also hier an Ihrem Institut in letzter Zeit nichts Besonderes aufgefallen?«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Na, zum Beispiel, dass sich jemand schon seit längerem intensiv mit dem 30-jährigen Krieg beschäftigt hätte?«
    »Doch.«
    »Was? Wer denn?«, platzte es stakkatoartig aus Tannenberg heraus.
    »Ja, wir alle. Und zwar seit Jahresbeginn. Unser diesjähriges Thema lautet nämlich: ›Kaiserslautern im 30-jährigen Krieg‹. Das war eine ungemein dramatische Epoche für unsere Stadt, müssen Sie wissen.«
    Dr. Weißmann rieb sich die Stirn und schloss kurz die Augen. »Jetzt verstehe ich endlich, worauf Sie hinauswollen.« Er legte die Hand wieder zurück auf die Schreibtischplatte. »Aber Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass dieser Psychopath einer von uns ist.« Er

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