Jan Fabel 01 - Blutadler
er in den Vereinigten Staaten angehäuft hat? Nein, Sie haben Recht, ich könnte bestimmt nie ein Roman Sturchak werden.«
Eitel begann sich zu erheben, und nun erfüllte Waalkes seine Aufgabe. »Herr Fabel, Sie haben es nur darauf angelegt, meinen Mandanten herauszufordern. Mit dieser primitiven Hetze finde ich mich keine Sekunde länger ab. Falls Sie keine konkreten Fragen bezüglich der Rechtmäßigkeit spezifischer Geschäftsvorgänge haben, ist dieses Gespräch beendet.«
»Wir haben den Verdacht, dass Ihr Mandant Geld für die russische und ukrainische Mafia wäscht, wahrscheinlich mit Hilfe von Scheinunternehmen, die John Sturchak gegründet hat«, antwortete Fabel. Markmann schien sich anzuspannen, und Fabel wusste, dass die Karten, die er auf den Tisch gelegt hatte, nicht sonderlich gut waren. »Aber es gibt noch andere, schwerere Vergehen, über die wir reden müssen.«
»Zum Beispiel?« Eitel hatte seine Fassung wieder gewonnen. Offenbar hatte er gemerkt, dass Fabel bluffte.
»Darüber sprechen wir in Kürze. Vorläufig darf ich Sie Herrn Markmanns fähigen Händen anvertrauen.« Fabel und Maria standen auf. »Bitte bleiben Sie hier, bis ich wieder da bin.«
Fabel verließ den Raum und nickte den beiden Beamten von der Abteilung Wirtschaftsdelikte zu, die nun erneut das Vernehmungszimmer betraten.
»Wir klammern uns an Strohhalme, Chef«, sagte Maria.
»Du hast Recht«, erwiderte Fabel grimmig. »Versuchen wir es mit Eitel Nummer zwei.«
In dem zweiten Vernehmungszimmer sagte Fabel kein Wort, sondern lehnte sich nur an die hintere Wand. Maria stellte sich neben ihn. Er wollte deutlich machen, dass er nur ein Beobachter war, aber Norbert Eitel gleichzeitig auch aus der Ruhe bringen. Warum schließlich sollte ein Angehöriger der Mordkommission an einer Ermittlung interessiert sein, bei der es um wirtschaftliche Transaktionen ging?
Zwei Anwälte flankierten Norbert Eitel. Die beiden Kommissare von der Abteilung Wirtschaftsdelikte gingen die Kopie eines Transaktionsbelegs durch. Nach ungefähr zehn Minuten näherte sich Fabel einem der Beamten und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Mann nickte. Dann wechselten sein Kollege und er die Plätze mit Fabel und Maria.
»Vielen Dank, Leute«, sagte Fabel. »Es wird nicht lange dauern.«
Norbert Eitel setzte eine nachsichtige Miene auf, als Fabel sich bei ihm nach seiner Verbindung zu den Sturchaks erkundigte. Das Einzige, was Fabel ihm entlocken konnte, war ein Zeichen von Gereiztheit.
»Wir treten auf der Stelle«, protestierte einer von Eitels Anwälten, und Fabel musste ihm zustimmen. Nichts, was er über die beiden Eitels wusste, würde sie veranlassen, sich über Witrenko zu äußern. Fabel stand auf und bedeutete den beiden anderen Beamten, dass sie ihre Befragung fortsetzen konnten.
Norbert Eitel witterte den Sieg. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Maske aus Hass und Verachtung. Er lief auf Fabel zu und stieß ihm den Zeigefinger der linken Hand an die Brust. »Ich werde Sie ruinieren, Fabel«, schnarrte er. »Das hier hat noch ein Nachspiel.« Erneut und mit größerer Kraft, als wolle er seine Geringschätzung betonen, stieß er Fabel an.
Fabels Hand schoss hoch und packte Eitels Handgelenk. »Pfoten weg.«
Norbert Eitel versuchte, seine Hand loszureißen, doch Fabel hielt sie fest. Er schaute hinunter, stutzte und starrte fassungslos auf die geballte Faust. Eitel bemühte sich wieder, sich Fabels Griff zu entwinden, doch sein Handgelenk wackelte nur schwach hin und her. Fabel packte noch fester zu. Mit einem kalten Lächeln blickte er auf die Faust und dann in Norbert Eitels Augen. »Ich habe dich erwischt«, zischte Fabel mit einem bitteren, doch triumphierenden Tonfall. »Nun habe ich dich erwischt.« Norbert Eitel musterte das Gesicht des Hauptkommissars, um den Sinn seiner Worte zu erraten. Fabel warf noch einen Blick auf Eitels linken Handrücken. Eine Narbe. Eigentlich waren es zwei Narben, die in Form eines leicht verzerrten »X« zusammenliefen. Genau, wie Michaela Palmer sie beschrieben hatte.
Fabel konnte sein Grinsen gerade noch unterdrücken, als er die Tür des ersten Vernehmungszimmers öffnete und den Kopf hineinsteckte. Wolfgang Eitel, Waalkes und die beiden Beamten unterbrachen ihren Austausch und wandten sich der Tür zu, als wären sie von den Scheinwerfern eines heranrasenden Fahrzeugs geblendet worden.
»Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass Sie jederzeit gehen können, wenn diese Herren ihre Befragung beendet
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